Am Morgen nach dem Urlaub sitzen wir so auf der Bettkante und stellen fest: wir tragen Partnerlook an den Beinen.

Solche Urlaube hinterlassen Spuren, glücklicherweise aber hauptsächlich solche die auch nach ein paar Tagen nicht verblassen 😁
Am Morgen nach dem Urlaub sitzen wir so auf der Bettkante und stellen fest: wir tragen Partnerlook an den Beinen.
Solche Urlaube hinterlassen Spuren, glücklicherweise aber hauptsächlich solche die auch nach ein paar Tagen nicht verblassen 😁
…ist so gar nicht unser Fall, dennoch haben wir die Kayaktour auf der Lesse gebucht.
Allerdings haben wir gestern in Erfahrung gebracht dass die erste Tour um 9:30 startet und haben diese gebucht. Um 7:30 klingelt der Wecker. Frühstück, zusammenpacken und um 9:00 stehen wir am Start.
Wir erhalten Tickets und dürfen uns am Bus anstellen. Wir sind ganz vorn in der Schlange.
Da wir ja noch etwa 4h zurück nach Haus fahren müssen nehmen wir die kurze Strecke.
Der Bus ist voll und bringt uns zum Start. Ute sieht eine Toilette und muss natürlich direkt. Ich sehe unseren vorderen Startplatz in Gefahr.
Wir schaffen es trotzdem relativ weit vorne in die Schlange, die anderen Mädels müssen natürlich auch auf die Toilette und Ute war zuerst da 🤣
Eingeschifft wird höchst effizient per Rutschanlage. Die Schlange wird nacheinander mit Paddeln und Tonne ausgestattet, ein Boot kommt auf einer Rollenstrasse an, einsteigen und kaum sitzt man geht es auch schon los.
Im Gegensatz zum Kanal in Wales fließt die Lesse, man könnte sich also auch treiben lassen. Wir sind aber zum Paddeln da😁
Wir geben direkt mal Gas und schaffen es sogar recht schnell an die Spitze des Feldes. So entfliehen wir dem Massentourismus und haben den Fluss tatsächlich für uns alleine. Es ist herrlich.
Trotz der unglaublichen Tatsache dass unser Veranstalter allein 1800 Boote hat und es noch zwei weitere Veranstalter gibt sind wir durch Recherche, frühes Aufstehen und sportlichem Paddeln am Ziel. Wir haben ein schönes Naturerlebnis auf dem Fluss und treiben nicht im Pulk den Fluss runter.
Es geht vorbei an Kletterfelsen, Schlössern und durch Wälder.
Ein erstes Wehr gilt es zu überwinden und das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Ich hätte ja vermutet dass das für Ute besonders spannend wird, wir hängen jedoch schnell erstmal fest. Zu wenig Wasser um drüberzuflutschen. Wir sitzen auf und nichts geht mehr.
Mit rhythmischen Schaukeln und Abstoßen kommen wir nur zentimeterweise voran. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis wir das Wehr hinter uns haben.
Erst von unten sehen wir die Stelle an der es besser gegangen wäre. Von oben war es quasi nicht zu erkennen.
Beim zweiten Wehr läuft es besser. Der Kanal ist gut ausgeschildert wir treffen die Fahrrinne und haben das volle Erlebnis.
Wassereinbruch inclusive. Zum Glück ist es warm und nicht mehr weit zum Ausstieg.
Ausschiffen, Paddel abgeben und sehen dass wir alles richtig gemacht haben:
Die Schlange für den nächsten Bus ist deutlich länger als bei uns um 9 😁
Der LKW zum Boote laden wartet schon. Wir werfen noch einen Blick auf die Verpflegungsoptionen aus traditioneller belgischer Küche,
entscheiden aber recht schnell für ein Picknick an der Maas.
Dann ist es Zeit für den Heimweg 😥
Wieder ist ein Urlaub zu Ende. Wir haben nicht geplant und viel erlebt, konnten wenig wandern, fanden aber spannende Alternativen und lernten ein Land kennen, dass wir bisher nur als Transitland kannten und dem 2 Wochen kaum gerecht werden. Wales hat ganz sicher noch viel zu bieten und wir kommen bestimmt nochmal her.
Von den 4 Mitübernachtern sind 2 weg als wir aufstehen. Wir müssen diesmal keine frühe Fähre erwischen und können ausschlafen.
Genauso wie das völlig heruntergekommen weiße Kastenwagen WoMo mit dem Bewohner der sich kaum zeigt. Heute Morgen geht zunächst die Tür einen Spalt auf und eine Katze springt raus. Etwas später erscheint auch der Katzenbesitzer.
Typ Verdächtiger mit Islamistenbart. Aber wer Katzen hält kann, frei nach Gaston ja unmöglich ein schlechter Mensch sein.
Wir brechen kurz nacheinander auf. Für uns geht es auf die gewohnte Strecke durch Belgien in Richtung Heimat.
Nach gut 4 Stunden steht die Mittagspause an, wir steuern die nächste Raststätte an, und überlegen was wir mit dem Resturlaub anstellen wollen. Hier was machen oder in Saarbrücken oder gar die Pfalz?
An der Autobahn stand eine Werbung für Kayak fahren und einen „toll gelegenen Campingplatz“ finden wir auch. In die Pfalz können wir immer, der Beschluss steht, wir müssen nur schnell von der Autobahn. Google empfiehlt eine illegale Ausfahrt direkt von den Raststätte raus. Wir entscheiden im Sinne das Umweltschutzes und nehmen die illegale aber dafür deutlich kürzere Strecke. Win Win sozusagen.
Der Campingplatz fällt direkt an der Rezeption positiv auf. Statt überall in Großbuchstaben zu lesen was man nicht darf hängt hier dieses Schild. Sehr sympathisch.
Die Lage ist wirklich top.
Kletterfelsen in Sichtweite, der Fluss zum paddeln führt direkt am Platz vorbei. Ein Traum.
Wir sondieren erstmal per Bike die Lage. Vom Zeltnachbarn bekomme ich die Topo für die Kletterfelsen und wir checken den Zustieg. Könnte eine Option sein. Das Kayaken schauen wir uns auch an. Alles sehr effizient aufgezogen. Eines der zwei Wehre die zu überwinden sind ist direkt vor dem Campingplatz.
Personal vom Veranstalter ist auch vor Ort. Die Boote werden mit LKW vom Ziel zum Start geschuttelt und per Kran aus dem Wasser gezogen.
Wir überlegen mal ob das was ist für morgen. Es hat gewisses Massentourismusvibes…
Wir suchen erstmal was zum Abendessen. Die französische haute quisine Option ist leider ausgebucht, die zweite Option hat auch keinen Platz mehr, obwohl einiges frei ist draußen.. nebenan aber bekommen wir noch was zu essen.
Haute quisine ist es nicht. Die Enttäuschung liegt schwer im Magen, aber wenigstens gibt es eine Spezialität aus der Gegend. Carbonade de Boef. Sieht aus wie Gulasch in dicker Sauce. Das Fleisch ist sehr zart, die Sauce schmeckt eigenartig süßlich rauchig. Als ich Ute‘s Bier probiere weiß ich was das für ein Geschmack ist. Die Carbonade wird ganz offenschmecklich in Bier gegart.
Auf dem Rückweg zum Bus kommen wir noch an der Hauptzutat für Carbonade vorbei. Hier gibt es auffällig viele Rinder aus Fleischrassen.
Am Bus verkosten wir den mitgebrachten Welsh Whiskey. Der Kassierer hatte schon gesagt dass wir eine gute Wahl getroffen hätten, er kommentierte allerdings den gesamten Einkauf positiv, weshalb wir dem nicht viel beimaßen. Jedoch: wir haben wirklich eine gute Wahl getroffen, der Tropfen schmeckt.
Genau so wie auf dem Etikett atmet man aus nach dem Schluck aus der Pulle 😉
Der Nebel der Nacht hat sich zum Morgen gelichtet und eine Schar Stare bearbeitet unter emsigem Gezwitscher den Boden vor unserem Bus.
Ein Tee zum Frühstück und dann machen wir uns auf den Weg. Wir kommen ohne größeren Stau durch und erwischen die Fähre. Dann heist es wieder Abschied nehmen, der wehmütige Blick zurück auf die weißen Klippen von Dover.
Das Land hält sicher noch viele Abenteuer für den nächsten Besuch bereit.
Angekommen auf dem Festland steuern wir den Platz von der Hinfahrt an, dass man da gut steht wissen inzwischen auch andere. Wir sind die Nummer 4 , finden aber noch gut Platz.
Ein spätes Abendessen mit walisischem Cider, Melone und Schinken, dann war es das für heute.
Die Nacht am See ist kalt, aber ruhig. In der Nacht sogar mit sternklarem Himmel. Premiere in Wales für uns.
Für heute haben wir uns eine weitere knieschonende Alternative rausgesucht. Auf einem alten Kanal, der zum Transport von Eisenerz, Kohle und Kalkstein zu Zeiten der industriellen Revolution verwendet wurde, kann man heutzutage paddeln.
Jemand war so freundlich entlang des Kanals Geocaches auszulegen die nur paddelnd zu erreichen sind. Das machte uns sowohl auf den Kanal aufmerksam und schaffte eine Motivation selbigen paddelnd zu erkunden.
Bei unseren Expeditionen zum Anfang des Urlaubs hatten wir den Kanal auch schon gesehen, und so reifte der Plan heute hier entlangzupaddeln. Der Bootsverleiher Richard begrüßte uns extrem freundlich, „your canoe is ready, Sir“. So steigt man doch gerne ein 😁
Die Freundlichkeit der Leute ist uns ja schon in Irland positiv aufgefallen, die Schotten und Waliser stehen dem aber in nichts nach. Das schafft ein angenehmes Klima. Man fühlt sich gleich viel besser als Gast in einem Land.
Von Richard erfahren wir noch dass der Kanal nicht besonders tief ist, sollten wir kentern einfach hinstellen, Boot ausleeren und weiter geht’s. Nur das Wasser schmecke scheußlich, wir sollten es besser nicht schlucken.
Der Kanal ist auch nicht besonders breit, und sehr gut zu bepaddeln. Die Botanik ist wie oft auf der Insel üppig, alt und schön anzuschauen.
Enten und Graureiher dürfen natürlich auch nicht fehlen.
So nah und tief im Wasser stehend haben wir noch keinen gesehen. Auch die Enten haben kaum Scheu. Vermutlich spekulieren sie auf unser Brot.
Ab und an gibt es Gegenverkehr. Spezielle Narrowboats befahren den Kanal. Hübsch eingerichtet und mit Leuten die uns begeistert zurufen wie lovely und relaxing das doch sei hier herumzuschippern. Für Paddler ist es nicht ganz zu relaxing, aber wir verstehen was sie meinen 😁
Auf dem Wasser gilt im übrigen das Rechtsfahrgebot bei Gegenverkehr. Damit haben viele Landsleute Probleme, wir eher nicht.
Zum Mittag läd eine Bank ein, wir landen an, pflocken das Boot an (Hammer und Pflöcke sind an Bord, dann werden die auch eingesetzt) und vespern erstmal eine Runde bevor wir weiterpaddeln.
Natürlich wird auch der ein oder andere Cache gesucht. Meistens in irgendwelchem Gestrüpp, vorzugsweise dornig versteckt.
Sogar einen Mammutbaum gibt es am Kanal. Beeindruckend im Umfang, so wie vieles der alten Bäume die immer wieder zu sehen sind.
Schön sind auch die vielen Brücken, von denen keine aussieht wie die andere. Völlig ineffizient aber wunderschön zu sehen, wie viele Möglichkeiten es gibt eine Brücke über so einen Kanal zu bauen.
Die Nummerierung lässt erahnen dass es sehr viele Brücken gibt. Aber den ganzen Kanal schaffen wir heute nicht.
Von 10 bis 17 Uhr sind wir auf dem Wasser, zum Abschluss fragen wir Richard nach einem guten Pub. Es wird das Horseshoe Inn, Zum Hufeisen also.
Es gibt jamaikanisch / walisische Küche. Sehr kreativ und sehr lecker. Dazu natürlich wieder ein anderes Ale.
Unser Tisch hat einen integrierten Schleifstein. Vor stumpfen Messern brauchen wir also keine Angst zu haben.
Die Pubkultur hier ist ein Highlight. Dass alle hier so freundlich sind ist wirklich schön. Sogar Richard treffen wir im Pub wieder.
Im Eingang hängend entdecke ich einen möglichen Grund für diese Erfahrungen.
Ich reime mir daraus noch zusammen, das dass womöglich auch weitere englische Eigenheiten erklärt. Wenn man immer freundlich sein muss, dann entwickelt man vermutlich Möglichkeiten mit freundlichen Worten Unverschämtheiten loszuwerden. Aber um die zu erkennen müsste unser Englisch wohl besser sein. Wir nehmen es alles so als wäre es ernst gemeint und fühlen uns prächtig dabei. Vieles wird auch einfach ehrlich sein. Die Jugendlichen auf dem Parkplatz bei Nacht sind auch sehr rücksichtsvoll. Eine ruhige Nacht unter diesen Umständen wäre in den meisten anderen Ländern nicht denkbar.
Zur Nacht ziehen dunkle Wolken auf und hüllen den Blorenge in Nebel. Wir stehen hier auf einem Welterbe. Die Region und speziell die Landschaft ist von Bergbau und Eisenverhüttung geprägt. Das führte nach deren Niedergang zur Schaffung eines seltenen Fleckchens Public Access Land. Hier darf jeder durchlaufen und das ist in Großbritannien eine Seltenheit. Nur hier und in ganz dünn besiedelten Gebieten findet man als Camper wilde Stellplätze für die Nacht. An der Küste hatten wir damit kein Glück. Ein Punkt für Irland.
Für uns wird es langsam Zeit an den Rückweg zu denken. Erstmal aber erkunden wir noch die Bucht direkt am Campingplatz. Den Tipp gab es auf dem Weg von der Dusche zurück zum Bus.
Und wie so oft lag das Gute uns direkt zu Füßen. Direkter Zugang zur geheimen Bucht vom Stellplatz aus. Einziger Minuspunkt. Die Bucht liegt doch etwas tiefer unter unseren Füßen.
Zugang nur über steile Treppe. Aber auch das kennen wir inzwischen. Die wirklich schönen Sachen sind nicht leicht zu erreichen. Und wenn man sie dann zu leicht erreichbar macht, sind sie kurz darauf nicht mehr schön😬
Erste Station auf dem Rückweg wird wieder die allererste Station in Wales sein. Zunächst aber müssen wir ein paar Dinge klären.
Im Linksverkehr ist ein zweites Paar Augen immer von Vorteil. In den schmalen Single Track Roads mit meterhohem Grünzeug rechts und links sowiso.
Ich fahre, Ute schlägt vor dass sie Halt ruft wenn sie Gegenverkehr sieht. Das wird allerdings nicht funktionieren. Halt sollte Halt bedeuten und für Sachen reserviert sein die mit entgangen wären und ein sofortiges Anhalten erfordern.
Ich schlage vor „Auto“ zu verwenden für Gegenverkehr den Ute ggf früher sieht als ich. So kann ich dann rechtzeitig die nächste Ausweichstelle nutzen.
Das funktioniert prima. Bis uns ein Traktor entgegenkommt. Ute setzt zum „Halt“ an, erinnert sich dass das ja nicht richtig ist und überlegt was denn angemessen sein könnte. Ein Auto ist es ja nicht und sperrig dazu. Es wird ein „Uahhhhh…“
Wir kommen ohne Kollision am Traktor vorbei und dann sind wir auch aus dem Gröbsten raus. Ab jetzt gibt es wieder zwei Fahrspuren.
Kurz vor dem Ziel gibt es einen Geocache an einer Abseilwand. Den wollen wir uns anschauen denn bis zum Abendessen haben wir noch etwas Zeit.
Seil eingehängt und los geht‘s. Das Doppelseil kann man prima doppelt nutzen. Wir seilen mal in Stereo ab. Vielleicht finden wir die Dose so besser.
Wir haben die Gelegenheit hier mehrfach abzuseilen. Vorteil: Das gibt Übung und mit jedem Mal flutscht es entspannter nach unten. Liegen die Nerven am Anfang noch blank, sind nach 4 Abseilern schon Pendelbewegungen drin.
Die Dose finden wir leider nicht, aber wir bekommen zur rechten Zeit großen Hunger, und das war ja eigentlich Zweck der Übung. Bis zum Abendessen noch irgendwo abhängen. Warum nicht an einer Klippe mitten im Grünen?
Wir packen zusammen und fahren weiter bis zu unserem ersten Stellplatz. Tolle Sicht, aber heute pfeift hier der Wind. Ute schaut etwas unglücklich drein.
Es dauert bis zum Abendessen bis wir entscheiden wieder etwas tiefer zu fahren. An dem See unterhalb der Kuppe gibt es auch einen Platz für die Nacht, und hier sind wir nicht so exponiert.
Leider ist auch das ein Treffpunkt für die Dorfjugend. Man hängt hier gerne in den kleinen Rennwarzen zusammen auf den Parkplätzen mit Aussicht ab. Gerne bei laufendem Motor. Bei den winzigen englischen Häuschen ist das allerdings auch gut verständlich.
Die Nacht war ruhig, zumindest für diejenigen die geschlafen haben, also für mich. Ute hat derweil wachgelegen und aufgepasst dass wir nicht wegfliegen, umkippen oder mit der ganzen Klippe auf der wir stehen ins Meer rutschen und ertrinken.
Viel zu tun also. Nebenbei wurden noch Gedankenspiele angestellt, wie wir den Abhang hochkommen, der zwischen uns und der Straße liegt. Ich hätte wohl nicht erwähnen sollen dass ich mir da Sorgen mache ob es schlau ist bei angekündigtem Regen so einen Stellplatz zu wählen. Ebenso hätten wir den Wetterbericht unerwähnt lassen sollen. Hinterher ist man schlauer.
Jedenfalls ist vom Regen der Nacht heute Morgen nur noch Niesel geblieben. Für die geplante Radtour nach Tenby also alles im grünen Bereich.
Regenklamotten packen wir dennoch ein. Wir trauen dem Wetterbericht nicht ganz. Zu recht. Unterwegs nieselt es immer wieder und auch in Tenby bleibt die Luft etwas überfeucht.
Es ist trotzdem direkt ersichtlich warum der Ort ein sehr beliebtes Seebad ist. Der Hafen und die gesamte Promenade mit den bunten Häusern sind einfach wunderschön anzusehen. Egal bei welchem Wetter.
Es gibt alles was ein Seebad braucht. Strände, Restaurants, Gässchen, Shops, Kunst, Kultur und jede Menge Touristenfallen.
Für uns gibt es erstmal Brunch. Kartoffelplätzchen mit Bacon, Avocado, Gemüse, confierten Tomaten und pouchiertem Ei.
Lecker. Für uns beide das erste Mal ein in der falschen Reihenfolge erst geschältes und dann gekochtes Ei.
Nach dem Brunch laufen wir an der Konditorei vorbei.
Bei der Auslage natürlich nicht nur vorbei.
Eine zuckrige Geschmacksexplosion und nebenbei zerfällt die Wolke gleich selbst in Einzelteile. Zuckerbedarf für heute ist gedeckt würde ich vermuten.
Am Ende vom Hafen: die rote Laterne. Auch die ist hier besonders schön gestaltet. In einem britischen Seebad mit Geschichte sind selbst solche Details nicht 0815.
Nach all den Eindrücken brauchen wir erstmal eine Pause und testen die Lokalbrauerei.
Wir drehen noch eine Runde und immer noch gibt es neue Winkel zu sehen.
So einen bunten, netten und blumenreichen Ort haben wir lange nicht gesehen.
Wir machen uns auf den Rückweg. Die e-bikes hatten wir an der Kirche angeschlossen, an der wir den ganzen Tag mehrfach vorbeikamen. So konnten wir uns immer beruhigen dass die Räder noch da sind, und wir die 10km mit bis zu 17% Steigung nicht laufen müssen. Es liegt natürlich wieder Sprühregen in der Luft. Kein Wunder dass die Bankette hier derart wuchert.
Von einem Nachbarcamper erfuhren wir gestern dass du Pizza von der Jugendherberge nebenan ganz OK wäre. Gut kam ihm nicht über die Lippen, aber er habe schon schlechtere gegessen. Wir wissen nicht so recht was damit gemeint ist und probieren es einfach aus. Das Weinetikett hatte Ute so gut gefallen dass Rosé und Pizza heute gesetzt waren. Und zwar am Tisch auf unserem Stellplatz. Wetter Egal. Aussicht gigantisch. Daunenjacke empfohlen.
Pizza: Naja. Anders als der Nachbar würden wir das auch nicht bezeichnen. somit wissen wir jetzt wie ein englisches OK zu verstehen ist. Genauso wie unseres 🤣 Immerhin ist der Wein nicht von hier, und das haben wir ja inzwischen als Qualitätsmerkmal zu schätzen gelernt.
Wir hoffen mal dass die Kombination aus Lokalbier und spanischem Schädelwein verträglich ist, zum Glück lagen 10km radeln dazwischen, das hilft ganz sicher.
Wales hat pro Quadratmeter die meisten alten Schlösser und Burgen. Wir müssen natürlich ein paar davon anschauen wenn wir schonmal hier sind.
Auf der Strecke zu unserem nächsten Ziel liegen zwei. Das erste unweit unseres Campingplatzes liegt neben einer Lammfarm. Im Shop gibt es Lammfleisch vom walisischen Salzmarschlamm und Eintrittskarten für die Burgruine.
Wir entscheiden uns für die Eintrittskarten.
Weobley Castle ist nicht besonders groß, aber schön mit Blick über die Salzmarsch gelegen.
Alte Gemäuer haben immer irgend etwas besonderes an sich. Bei hellem Sonnenschein ist es nicht so leicht zu entdecken.
Das nächste Schloss ist nicht weit. Kidwelly Castle ist eine der am besten erhaltenen Burgen aus dem 12. Jahrhundert. Wem das eindrucksvolle Tor bekannt vorkommt, das hat vermutlich Monthy Pythons Ritter der Kokusnuss gesehen.
Hinter dem mächtigen Tor, geht es allerdings eher enger zu. Im 12. Jahrhundert waren die Leute offenbar deutlich kleiner und schmaler.
Aber es gibt auch größere Räume. Das liegt aber wohl daran dass Zwischendecken und Dach fehlen 😁
Nachdem wir das alte Gemäuer gründlich inspiziert haben ist noch etwas Zeit für einen Garten.
Der Colby Woodland Garten erstreckt sich in einem abgelegenen Tal bis zum Meer und beherbergt einige außergewöhnliche Pflanzen.
Eigentlich war Ute jedoch auf den Tea Room aus. Entgegen der Informationen aus dem WoMo Führer macht her heute jedoch um 4 statt um 5 zu und wir schauen in die Röhre. Kein gemütliches Teekränzchen mit englischem Kuchen.
Immerhin können wir noch etwas durch den Garten schlendern.
Die Sonne kommt leider nicht mehr raus, und es zieht sich immer mehr zu. Wir fahren weiter zum Campingplatz nahe Tenby den wir als Basis für das Örtchen auserkoren haben.
Vor Ort sind wir überrascht. Die Besitzer sind nur telefonisch zu erreichen und wir sollen uns einfach irgendwo was raussuchen und morgen früh sieht man sich.
Wir erwischen ein schönes Plätzchen mit Aussicht. Es fängt leicht an zu regnen.
Die Optionen für das Abendessen sind die Pizza von der Jugendherberge nebenan oder der Pub im Ort.
Die Jugendherberge verpflegt gerade ihre eigenen Gäste, wir können in 40 Minuten wiederkommen. So lange wollen wir nicht warten und machen uns mit den Bikes auf zum Pub. Es regnet immer noch.
Im Pub sitzen alle beisammen. Von jung bis alt ist alles dabei. Irgendwie sehr gemütlich und interessant. Schade dass es das so nur auf der Insel gibt.
Als wir uns auf den Rückweg machen, regnet es stärker. Wir sind vorbereitet. Regenklamotten haben wir natürlich dabei.
Jetzt hat uns das berüchtigte britische Wetter doch noch eingeholt. Für die Nacht soll es durchregnen mit Wind und bis zu 4 Liter Regen. Von der schönen Aussicht haben wir heute Abend nicht sehr viel.
Von unserem Campingplatz aus starten wir auf die Wanderung Nr. 36 aus dem Rother. Oberhalb des Rhossili Beach zurück nach Rhossili. Wir brauchen zu Fuß genau so lange wie mit dem Auto 😳
Unterwegs kommen uns wieder drei Jugendgruppen mit laminierter Karte und Übernachtungsgepäck entgegen. Die ersten zwei grüßen motiviert und freundlich. Die dritte Gruppe hat ganz offensichtlich keinen Spaß an der Aktion 🤣
Wir jedenfalls genießen das herrliche Wetter und neue Blickwinkel auf den Worm’s Head.
Es ist immer schön die Wanderung vom Tag zuvor aus anderer Perspektive zu sehen, die Tour so nochmal Revue passieren zu lassen und zu sehen wo man da eigentlich war.
Die halbwilden Pferde sind auch wieder da. Eines trägt Rastazöpfe.
Die ersten Besucher machen sich schon auf zum Worm‘s Head, für uns geht es heute aber weiter an der Küste entlang.
Hinter Rhossili drehen wir um und erklimmen Rhossili Down. Eine Hügelkette direkt hinter dem berühmten Strand. Das ermöglicht nochmal eine neue Perspektive auf den Drachen und den Strand. Dazu gibt es hier oben noch die Ruinen einer Geschützanlage aus dem 2. Weltkrieg.
Der Wind weht oben deutlich frischer. Das kurze Hemd dass auf dem Hinweg am Fuße der Hügelkette ohne den Wind erstmalig die richtige Option war, reicht jetzt nicht mehr.
Der Abstieg gefällt Ute‘s Knie gar nicht, ist aber zum Glück nur kurz. Viel zu früh sind wir zurück am Bus.
Da noch Ebbe ist, machen wir uns auf zur Tideninsel am anderen Ende der Rhossili Bay. Diesmal ist sie problemlos zu erreichen.
Auch den Cache erwischen wir diesmal. Hoffentlich lauert da drin nicht noch was anderes außer der Dose. Wenn es derart gefährlich wird: Frauen und Kinder zuerst 👍🏻
Und natürlich gibt es einen neuen Blickwinkel. Von einer Tideninsel auf die andere.
Auch eine Inschrift wurde hier hinterlassen. Ich kannte Jules nicht, aber wenn das ihr/sein Motto war, hat sie/er alles richtig gemacht.
Noch ist die Flut nicht merklich gestiegen, wir machen uns trotzdem auf den Rückweg.
Nach der Wanderung über die Hügelkette hat sich einiges an Dampf in den Wanderschuhen angesammelt, wir ignorieren mal die ganzen Ohrenquallen und kühlen die Füße im Meer. Luft und Wassertemperatur sind aktuell identisch bei 15 Grad.
Zurück am Bus gibt‘s Kaffee mit Welshcakes. Sieht aus wie flache Scones und schmeckt ähnlich. Dafür würden uns die Waliser sicher prügeln. In jedem Fall schmeckt es. Auch wenn wir sie vermutlich völlig falsch mit Butter und Marmelade verputzen.
Nach etwas Chillen ist es Zeit für‘s Abendessen. Wir suchen das Restaurant am Platz auf und verbringen viel Zeit mit der Speisenauswahl im Eddy‘s.
Blöd nur dass das Wetter heute offenbar nicht kocht und das Restaurant schon zu hat. Wir bekommen noch ein Bier und dann wird abgeschlossen.
Ein Cheers auf Eddy und dann geht‘s aber schnell in den Bus und Notration kochen. Zum Glück hab ich beim ausräumen der Keile noch eine Dose Bolognese in den Tiefen des Busses gefunden.
Wir müssen heute also nicht hungrig in‘s Bett 😊
Zum Frühstück kommt wieder die Amsel zu Besuch und steigt gleich mal ein. Natürlich staubt sie auch diesmal wieder ein paar Apfelschnitze ab. Wer so nett bettelt kann ja kaum verlieren.
Vor Rhossili liegt eine Tideninsel, genannt Worm‘s Head. mit Wurm ist hier der Lindwurm, Tatzelwurm oder auch Drache gemeint. Nur jeweils 2,5 Stunden vor oder nach Ebbe kann man die Insel trockenen Fußes erreichen.
Wir packen also zügig alles zusammen und brechen auf um rechtzeitig loslaufen zu können. In Rhossili gibt es einen kostenpflichtigen Parkplatz. Wir kennen das ja schon von Schottland. Hier ist der Landbesitzer jedoch kein Lord, sondern der National Trust. Die Organisation kümmert sich darum dass Sehenswürdigkeiten der Öffentlichkeit zugänglich und erhalten bleiben. Das finden wir gut und zahlen daher gerne unseren Beitrag.
Als erstes gibt es die halbwilden Pony‘s zu sehen. Sogar mit Fohlen. Ute ist begeistert.
Am Beginn des Weges auf des Drachen Kopf informiert ein Schild über die heutigen Verhältnisse. Bis 15:55 sollten wir zurück sein, falls nicht geraten wir in eine unangenehme Situation.
Wir machen uns auf den Weg. Bis zum Strand runter ist der Weg vorbildlich eingerichtet. Mit Steinen eingefasst und sogar Treppenstufen gibt es.
Damit ist jedoch am Ufer Schluss. Den Causeway rüber zur Insel kann man sich gefälligst selbst suchen. Ich würde das auch nicht als Weg bezeichnen. Es ist der selbe völlig zerklüftete Meeresboden wie vor Port Eynon. Zusätzlich gibt es hier noch Miesmuschelbewuchs. Gut dass wir das schon trainiert haben. Und gut dass nicht überall und alles für jeden zugänglich gemacht wird. Den Kopf des Drachen muss man sich verdienen.
Wir haben die Insel gerade erreicht da legt Ute die Latte für die Erwartungen hoch. Für diesen beschwerlichen Zugang erwartet sie einiges. Es klingt als könnte das kaum erfüllt werden.
Das rauhe Terrain ist zwar bewältigt, Spaß hat es aber offenbar nicht gemacht.
Auf der Klippenseite entdeckt Ute direkt einen Seehund.
Sogar zwei von der Sorte dümpeln hier ruhend im Wasser.
Und gleich um die Ecke sonnt sich der nächste.
Die hohen Erwartungen sind bereits übertroffen. Die Mühen haben sich gelohnt. Tschacka!
Und die Insel hat noch mehr zu bieten. Auf den ersten Buckel des Drachenhalses müssen wir 35m rauflaufen und bekommen einen schönen Blick zurück auf‘s Festland.
Kurz darauf zeigt sich der weitere Weg bis zum Drachenkopf.
Zunächst gibt es einen Ritt über den schuppigen tiefliegenden Hals des Ungetiers. Zerklüftete scharfkantige Felsen wie auf den Zuweg und dann die Devils Bridge. Eine spektakuläre Felsbrücke 12m über dem Wasser.
Zum Schluss klettert man dem Wurm noch auf den Kopf, der 55m über dem Meer aufragt.
Der Blick zurück zaubert ein Lächeln auf die Lippen, vielleicht ist es aber auch nur der Wind der einem die Mundwinkel nach oben bläst😁
Jetzt ist Zeit für ein kleines Picknick, aber nicht zu lang, denn wir müssen das ja noch alles zurück bevor die Flut uns vom Festland abscheidet und wir mit dem Drachen alleine wären.
Zurück läuft es über den schuppigen Teil schon viel besser. Übung macht den Meister. Da kann auch die steife Briese niemanden in’s straucheln bringen.
Der Rückweg zum Festland ist noch frei, wir kommen nicht in die Verlegenheit hier nach Hilfe läuten zu müssen.
Unterwegs erscheint uns die Alge als schmackhafter Salat, der nur noch gegessen werden müsste. Kann es sein dass wir hungrig sind?
Zurück auf dem Festland kümmern wir uns erstmal um den Hunger. Ein Café mit Aussicht und gutem Essen, viel mehr brauchen wir grad nicht.
Nachdem wir satt sind und die ganze Zeit den Strand im Blick hatten beschließen wir spontan da noch eine Nacht zu bleiben. Mittig hinter dem Strand ist ein Campingplatz und unser nächstes Ziel. Die Straße dahin führt „hinten rum“ und so dauert es eine halbe Stunde bis wir da sind. Es sah viel näher aus.
Die Zeit reicht noch für eine Strandspaziergang zu einer weiteren Gezeiteninsel.
Leider ist grad Flut, und die Insel ist unerreichbar. Statt die zwei Geocaches zu suchen, genießen wir einfach die Aussicht.
Hat hier eventuell der Nikolaus eine Kufe seines Schlittens verloren? Oder ist das Neptuns Hockeyschläger? Neben Quallen gibt es hier interessantes Treibgut.
Wir machen uns auf den Weg zurück, für die Nacht ist Wind und etwas Regen angesagt, je nach App mehr oder weniger. Wir sind gespannt.
In jedem Fall gibt es hier keine laute Musik, sondern nur das Rauschen des Meeres und des Windes.
Was es hier noch nicht gibt sind ebene Stellflächen. Mit den Keilen haben wir das etwas ausgleichen können, der Tee stand aber noch verdächtig schräg in den Tassen. Mal sehen in welcher Ecke des Dachzeltes wir morgen aufwachen 🤣
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