Corrán Tuathail

heisst in Irland die höchste Erhebung, im Englischen heißt der Berg Carrauntohil. Mit 1039 Metern und einem eigenständigen Gipfel erfüllt er alle Vorraussetzungen um als Munro zu gelten, mit Ausnahme der unglücklichen Begebenheit dass er nicht in Schottland, sondern in Irland steht.

Sowas nennt man dann nicht Munro sondern Furth. 13 gibt es davon in Irland und heute wollen wir auf den höchsten. Der Rother schlägt dafür die Tour Nummer 18 vor. Schwarz, 5h45 lang mit 890 Höhenmetern und warnt: Bei Nebel Orientierungsschwierigkeiten.

Als wir gestern Abend an unserem Ausgangspunkt ankamen, war der Berg bereits in den Wolken. Die Campingplatzbetreiber fragten, ob wir auf den Berg wollen, reagierten aber ganz normal als wir das bejahten. Schien also kein völlig irrer Plan zu sein.

Der erste Blick aus dem Fenster zeigt noch tiefer hängende Wolken, sie beginnen quasi direkt über der Mauer vom Campingplatz.

Die Wetter App zeigt eine geschlossene Wolkendecke zwischen 200 und 1000m über ganz Irland für den ganzen Tag. Mist. Ich blättere im Rother nach Alternativen für heute, finde aber keine und leg mich einfach wieder hin.

90 Minuten später sieht die Welt ganz anders aus. Sonnenschein und von Wolken keine Spur. Wir frühstücken Müsli und ich packe Proviant, Getränke und Ausrüstung für alle Eventualitäten ein. Ute beschwert sich über das ganze schwere Zeug.

Nachdem ich aber gestern die Wand sah, die man auf dem Weg zum Berg zwangsweise passiert, mit all den Erinnerungen an die schlecht ausgerüsteten und zu früh Verstorbenen, nebst einer Auflistung von Allem was man dabeihaben sollte, verhandele ich das Material nicht, erkläre aber warum das alles dabei ist und dass ich den Nebel von heute Morgen noch lebhaft in Erinnerung habe.

Das bringt mir den Vorwurf ein, dass ich Angst vor der Tour schüre. Das ist eine verständliche Reaktion. In diesem Fall ist Angst nicht beabsichtigt, aber ein Vehikel um zum nötigen Respekt vor der Tour zu kommen. Sehr wahrscheinlich werden wir von all dem schweren Trödel nichts brauchen, aber ihn nicht zu haben wenn man ihn doch braucht könnte tödlich sein.

Als Kunde einer Bergtour möchte man von all dem nichts wissen, sondern einfach nur die Tour genießen. Ich würde nichts lieber tun als Ute so ein sorgenfreies Erlebnis zu bescheren, aber ich bin darauf angewiesen dass wir beide wissen was wir tun.

Wir haben uns für lange Kleidung entschieden. Recht bald wird klar dass es wärmer ist, als wir erwartet haben. 1000m höher wird es 10 Grad kälter sein, wird schon passen.

Die Esel jedenfalls haben es sich bereits in der Sonne gemütlich gemacht und erholen sich vom ausdauernden I-Ahhhhhhhh der letzten Nacht.

Der Weg führt uns vom Campingplatz Cronin’s Yard in Richtung der Arena aus den höchsten Bergen Irlands, die hier fast vollzählig ziemlich dicht beieinander stehen.

Der zweite, spitze von rechts ist unser Ziel. In direkter Verlängerung des Weges kann man unseren Rückweg, die Devil’s Ladder als hellen Streifen unterhalb des Sattels links vom Carauntoohil schon sehen.

Über eine Gedenkbrücke queren wir den Fluss der aus den Bergen herunterkommt und dem wir mehr oder weniger bis Oben folgen werden.

Nach 2 km auf guten Wegen beginnt langsam der Teil der Tour , der für die schwarze Bewertung im Rother geführt hat. Der Weg wird steinig und gewinnt schneller an Höhe.

Die Sonne scheint mit ganzer Kraft und mir wird warm. Erinnerungen an unsere erste Horseshoe Wanderung werden wach. Der Karsee den wir am Rückweg liegend sehen wird gebucht. Da springe ich auf jeden Fall rein wenn mir dann noch so warm ist.

Erstmal müssen wir aber weiter aufwärts, es wird zusehends steiler und wir müssen die Hände aus den Hosentaschen nehmen. Hier beginnt die leichte Kletterei, a little bit scrambling würden die Engländer sagen.

Kurz ist Ute von der Aufgabe überwältigt, die Angst vor der Tour und die anstehende Kketterei, dazu ein immer schlechter erkennbarer Weg lassen Zweifel aufkommen ob das heute eine gute Idee war.

Zweifel sind essentiell, sie halten einen an, sich nochmal klarzumachen dass man für das anstehende gewappnet ist, oder den Plan zu überdenken.

Wir sind gewappnet und klettern weiter. Der zurückgelegte Weg wird eindrücklicher.

Das Ziel wird greifbarer.

Es sind diese Momente beim Bergsteigen die den Sport so befriedigend machen. Die Wege dazwischen sind es die mich kopfüber in die nächste Pfütze treiben. Ich brauche dringend Kühlung.

Ein paar Meter Höher erreichen wir das, was der Rother mit „die nächste Stufe“ bezeichnete.

Die nächste Stufe ist ein Karsee.

Es ist grad Mittag und mir ist immer noch warm. Warum nicht jetzt schon in den See springen und auf dem Rückweg dann eben nochmal?

gesagt – getan.

11 Grad sind sehr erfrischend und kühlen wunderbar direkt ab, recht bald wird aus angenehm erfrischend dann aber auch verdammt kalt und man kommt gar nicht schnell genug raus aus dem Wasser.

Erfrischt und gestärkt kann es weitergehen. Die nächsten Höhenmeter sammeln wir im Eiltempo ein, der Karsee wird kleiner und das zurückgelegte wird eindrücklicher.

Wir erreichen den Sattel von dem es nicht mehr weit zum Gipfel ist. Links geht‘s zum Carauntoohil, rechts zum Gipfel „The Bones“. Nur 146m entfernt liegt da ein Geocache. Den hole ich noch schnell und Ute macht solange ein Päuschen an windgeschützter Stelle. So der Plan.

Ich suche 30 Minuten nach dem Cache, der Hinweis „unter einem großen Stein„ ist irgendwie nicht so richtig hilfreich und Ute sieht mich trotz der geringen Entfernung nicht mehr. Nach 15 Minuten sucht sie nach mir, findet mich auch dann nicht, kann mich per Telefon nicht erreichen und vermutet einen Absturz. Die Angst sieht sich bestätigt und führt in eine emotionale Notlage. Trotzdem werden Pläne gemacht wie es jetzt weitergeht. Per WhatsApp klappt der Kontakt und der Cache zeigt sich auch kurz darauf unter einem großen Stein. Wo denn auch sonst auf diesem großen Steinhaufen 🙄.

Ich bin so froh dass nicht nur einer von uns weiß was er tut und mächtig stolz auf Ute, die beim Suchen nach mir auch noch den weiteren Weg zum Gipfel ausbaldowert hat.

Die irischen Schafe sind eigentlich alle recht scheu und halten Abstand. Kurz vor dem Gipfel treffen wir allerdings auf eines dass sehr entspannt ist. Nach ganz oben kommen eben nur die Besten 😆 Ich geselle mich für für Ute‘s Suchbild „Finde das Schaf“ dazu.

Die letzten Meter eröffnen den Blick in das Tal auf der Rückseite, ebenfalls sehr schön mit Seen zur Kühlung designed. Hier hat der Architekt mitgedacht.

Und dann sind wir da. Höchster Punkt Irlands, alle Mühen, Zweifel und Ängste vergessen und im Gipfelglück hoch über der grünen Insel schwelgen. Bis hierher waren wir fast alleine unterwegs, hier oben wird es voller. Vorteil: Einen Fotografen für das Gipfelfoto zu finden ist kein Problem.

Auch den Rückweg treten wir nicht alleine an. Wir können wählen zwischen der Devil‘s Ladder und der Alternative mit einem weiteren Gipfel und einem nicht so steileren Abstieg.

Die Devil‘s Ladder gilt als Beispiel für Fehler beim Wegebau denn sie führt Wasser und erodiert entsprechend. Seit 2005 so stark dass Steinschlag droht. Vorteil: sie ist kürzer und die Empfehlung des Rother.

Ute schaut sich das an und entscheidet wir probieren es. Sie übernimmt die Führung, die Wegfindung und setzt das Tempo. Genau so muss das sein, wenn zwei wissen was sie tun.

Die Teufelsleiter erklärt ihren Namen unterwegs. Sieht von oben schnell und direkt aus, zieht sich aber seeeeeehr lang und sehr steil den Berg runter. Ich bin schon wieder auf Temperatur und sehne den Karsee herbei.

Teufelsleiter geschafft, Lächeln nur noch für‘s Foto.

Wir sind gerade am Karsee angekommen, da schaut Ute auf die Uhr. Der Tea Room hat bis 18:00 auf und serviert neben Tee auch gekühltes Bier. Das hat Ute fest eingeplant und instruiert entsprechend.

Kühles Bad gestrichen, keine Pause, zügig zurück. Um 17:45 stehen wir am Tresen. Kühles Bier und kühler Cider gesichert, Prost auf eine tolle Tour.

Fine Dining gibt‘s heute nicht, aber wie das so ist, nach solchen Touren schmeckt alles nach Sterneküche.

5 Sterne Stulle, kühles Ale, kühler Cider, Aussicht für die Ewigkeit und der Nebel schließt den Vorhang für diese grandiose Tour.

Zwei die wissen was sie tun: Duschen und Füsse hochlegen.

Muckross House

Nach einer ruhigen Nacht unter dem Blätterdach, ganz ohne Wind und mit nur wenig Regen steuern wir den Parkplatz von Muckross House an.

Der ehemalige Landsitz wurde nach einer wechselvollen Geschichte dem Staat vermacht, der ihn und die Ländereien in einen Park mit Museum und damit in einen Besuchermagneten verwandelt hat.

Wir drehen erstmal eine Runde außen rum und schauen in den Garten.

Die Runde um’s Haus weckt das Interesse sich das auch mal von Innen anzuschauen. Der Eintritt ist mit 9€ recht moderat. Mit einem lila Aufkleber ausgestattet begeben wir uns auf die Self Guided Tour durch das Haus. Es sind aber auch genügend Aufpasser da, die gerne zu allen Fragen Antworten parat haben.

Der Gun Room

Die Gewehre sind natürlich auch da, in Vitrinen hinter dem Fotografen. die Jagdtrophäen hängen überall an der Wand. Es war den Herrschaften offensichtlich sehr wichtig.

Ebenso wie das stilvolle Genießen. Der Speisesaal:

Die oberen Etagen zeigen deutlich wo der Fokus lag. Ein Arbeitszimmer gibt es nicht, wohl aber eine Bibliothek und das hier:

Gearbeitet wurde im Keller. Von den Bediensteten. Im Flur hingen die Glocken mit denen man nach Ihnen über ein ausgeklügeltes Seilzugsystem rufen konnte. Jede Glocke hatte einen eigenen Ton, so wusste die Angestellten direkt wohin sie eilen mussten.

Für die standesgemäße Fußbekleidung gab es ein eigenes Zimmer. Das Stiefelzimmer. Hat was 😎

Kurzum man wusste auch damals schon wie es sich gut leben lässt, wenn man es sich denn leisten konnte.

Nach einer kurzen Mittagspause drehen wir noch eine Runde durch die Gegend. Die Pferdekutschen sind uns mit 80€ zu teuer, also müssen wir selbst laufen. Aber nur wer selber läuft bleibt fit.

Muckross Abbey, nur noch eine Ruine, aber eine sehr schöne. Besonders der Kreuzgang hat die Zeit perfekt überdauert und man erwartet dass jeden Moment ein Mönch um die Ecke geschwebt kommt.

In jedem Fall ein altes Gemäuer mit Geschichte.

Unsere kleine Tour führt uns noch zum örtlichen Friedhof. Der Zugang hält einen weiteren Zaunübertritt für uns bereit. Unbekannte Bauart, ohne Erklärung. Aber wir bekommen das hin.

Das ganze erinnert an einen verwilderten Garten. Keine erkennbare Grabpflege aber irgendwie dennoch schön. Das etwas verfallene passt ganz zum Ort mit seinen Crypten.

Letzte Station unserer kurzen Wanderung heute ist der Blue Pool. Nach einem Rundweg durch ein Waldgebiet erscheint der Pool laut Wanderführer grün/blau durch Kupferablagerungen. Um das im Bild zu sehen muss ich etwas in die Trickliste greifen.

Der Blue Pool ist der überbewertetste Stopp auf unserem Rundweg. Als Canyonist versteht man unter Blue Pool was sehr anderes als so einen trüben See im Wald.

Zurück am Bus packen wir zusammen und steuern das Ziel für morgen an. Nach dem Schontag heute haben wir uns morgen wieder was anstrengenderes vorgenommen.

Abendessen mit Irlands höchstem Gipfel im Hintergrund. Leider alles im Nebel da oben. Mal sehen was das morgen gibt….

Hart am Wind

Der Morgen überrascht mit Sonnenschein. Da die Seilbahn erst um 9:30 ihren Betrieb aufnimmt, können wir es gemütlich angehen lassen und ausschlafen.

Kein Vergleich zur Aussicht gestern…

Nicht ganz pünktlich finden wir uns an der Seibahnstation ein und haben Glück. Ohne Warteschlange können wir direkt einsteigen. Über Funk kommt vom Operator das Kommando „Close the Doors“ und kaum haben wir die Türen verriegelt geht die Fahrt auch schon los.

Die Kabine fasst 6 Personen, 6 Schafe oder eine Kuh. Kühe, Schafe und Einwohner haben selbstverständlich Vorfahrt vor Touristen. Die Sicherheitseinrichtung besteht aus einem Fläschchen Weihwasser sowie dem ausgedruckten Psalm 91.

Warum das Seilbahnmodell in Irland nicht über diese eine Anlage hinausgekommen ist, könnte am Tempo liegen. Die Bahn benötigt für 260 Meter fast 7 Minuten. Immerhin ist sie eine von ganz wenigen die über offenem Meer fahren.

Auch ohne Kirchensteuerbeiträge kommen wir wohlbehalten auf Dursey Island an und folgen der Rother Tour Nr. 14 in Richtung der Spitze der Insel, Dursey Head.

Als erstes fällt die große Anzahl an Autos auf, die in eher schlechtem bis katastrophalem Zustand an der Seilbahnstation stehen. Bei nur 10 Einwohnern hatten wir das nicht vermutet. Nicht verwunderlich ist hingegen der Zustand der Gefährte. Es gibt hier natürlich keine Werkstatt. Da es auch keinen Schrottplatz gibt, erklärt sich ggf. darüber auch die Anzahl der Autos auf der Insel. Wie soll man die von der Insel bekommen sobald sie mal nicht mehr fahren?

Eines der Teile die ohne regelmäßige Wartung offenbar immer versagen sind die Verschlüsse für Motorhaube und Kofferraum. Fast jeder Wagen hier hat dafür eine eher rustikale Lösung eingebaut.

Die Mobilitätssituation auf so einer Insel ist offenbar unbefriedigend, umso klarer ist, dass es andere Vorzüge hier geben muss. Derer einer ist eindeutig die Szenerie.

Die wunderschön hergerichteten Häuser tragen sicherlich auch zu den Pluspunkten des Insellebens bei.

Nicht alle Häuser sind in so gutem Zustand, aber das ist bei nur 10 Einwohnern seit dem Wegzug der meisten Einwohner während der Fischereikrise vor etwa 40 Jahren wohl nicht anders zu erwarten.

Unsere Tour verlässt recht bald die Häuseransammlungen und führt heute an der windabgewandten Seite der Insel die Küste entlang.

Auf den letzten zwei Kilometern ist es dann vorbei mit dem Windschatten. Wir bekommen den sehr frischen Wind mit voller Wucht ab.

Wir kämpfen uns den Hügel rauf, runter in eine Senke und den nächsten Hügel wieder hinauf. Dann endlich ist das Ende von Dursey in Sicht und extrem fotogen geraten. Schwarze Felsspitzen ragen aus dem türkies und weiß schäumenden Atlantik.

Wir Vespern im Windschatten des alten Leuchtturms, von dem nur noch die Grundmauern stehen, und schauen der Gischt beim Spiel mit den Felszacken zu.

Leider können wir nicht ewig hierbleiben und müssen wieder raus in den Wind. Der nimmt die Gelegenheit direkt wahr und bläst die Regenhülle kräftig auf. Würde so auch als Lawinenrucksack durchgehen 🤣

Wie auf vielen Hügeln in Irland gibt es auch hier die Ruine eines Signal Towers aus dem frühen 19. Jahrhundert als sie noch zur Überwachung der Küste genutzt wurden .

Dieser ist noch sehr gut erhalten und bietet eine spektakuläre Innenansicht während der Wind durch die leeren Fenster heult.

Offenbar wird auch Irland nicht von Idioten verschont. Ob der Bedienungsanleitung für Überstiegshilfen, die allen Ernstes per Piktogramm erklärt wie diese zu benutzen sind, kriege ich fast einen Schreikrampf.

Wehmütig denke ich an den Strandweg in Bleik zurück, wo der Erbauer ob der Frage nach Kletterhilfen einfach mit „Es muss nicht Jeder überall hinkommen“ antwortete. 💯

Kurz vor der Seilbahn werfen wir einen Blick zurück. Die von Steinmauern unterteilten knatschgrünen Wiesen sind so typisch und einfach nur schön anzuschauen.

An der Seilbahn haben wir wieder Glück und erwischen direkt die nächste Fahrt zurück auf‘s Festland.

Aus einem gemäß der Beschreibung im Führer mobilen alten LKW werden Fish & Chips serviert, die noch am Morgen vom Ortsfischer aus dem Atlantik gezogen wurden. Also die Fische, nicht die Chips.

Der Fisch ist hervorragend, ob aber der LKW jemals wieder fährt, wagen wir zu bezweifeln. Es besteht Hoffnung, die Motorhaube ist noch nicht per Draht zugebunden.

Nebenan aus einem umgebauten Pferdeanhänger heraus wird Kaffee und Eis verkauft. Food Trucks können sie in Irland.

Als Nächste stehen Schlösser und Gärten auf dem Programm. Wir machen uns auf in Richtung Ring of Kerry.

Kleine Orte
Tolle Aussichten
spannende Strässchen: 80 erlaubt…

Nach 2h parken wir am Muckross Lake, guter Start für morgen, laut Info aus dem Netz ab 22:00 kein Verkehr mehr und daher Nachtruhe. Leider nur äußerst schwaches Internet und ich muss noch den Blog weiterschreiben, während die Anzeige zwischen E und 3G hin und her schwankt. Prima. Immerhin bleibe ich so länger wach und kann bestätigen dass auf dem Ring of Kerry durchaus auch nach 23 Uhr noch fleißig gefahren wird.

Der 4. Versuch

Ganz entgegen dem Wetterbericht regnet es sich in der Nacht ein. Dazu kommt ein kräftiger Wind mit Böen. Wir stehen dazu noch mit der Front voll im Wind. Kurzum, alle Zutaten die es braucht um Ute und somit auch mich im Dachzelt um den Schlaf zu bringen.

Wir hatten neulich noch darüber gesprochen und das Erleben bei kräftigem Wind ins korrekte Verhältnis zur echten Gefahr des Umkippens gesetzt. Das zeigt offenbar Wirkung. Angst hat Ute keine, an Schlaf ist trotzdem nicht zu denken. Ich verbuche das als Fortschritt. Die Entscheidung aus dem Dachzelt nach unten zu wechseln will Ute trotzdem nicht treffen und überlässt sie mir. Innerhalb von 2 Minuten ist das Bett unten bereit und wir ziehen um. Den im Wind flatternden Zeltbalg klappe ich ein und schon ist die Geräuschkulisse komplett entspannt. Licht aus und Einschlafen zweiter Versuch.

Es fängt an zu tropfen. Direkt vor meinem Gesicht zerplatzen Wassertropfen auf dem Beifahrersitz. Das Wasser tropft aus dem Zeltbalg durch die Decke.

Licht an, trockenlegen, Klappe zu, Einschlafen dritter Versuch. Jetzt wo die Entspannung einsetzt findet offenbar ein Darmwind den Weg in‘s Freie. Einer von der Sorte die man nicht hört, aber trotzdem deutlich wahrnimmt.

Ich reiße die Schiebetür auf. Frische Luft strömt rein und draußen ist alles friedlich. Kein Wind, kein Regen und der Himmel sternenklar. Kassiopeia steht über dem Meer.

Wir liegen noch eine Weile bei offener Tür und genießen die romantische Aussicht und den frischen sanften Wind bis Kassiopeia schon wieder hinter einer Wolke verschwindet. Tür zu, Einschlafen vierter und erfolgreicher Versuch.

Glengarriff Woods

Das Wetter ist ziemlich trübe, und für heute soll es auch nicht besser werden.

Bevor wir aufbrechen drehen wir noch eine kleine Runde mit dem Boot. Wo hat man schon die Möglichkeit direkt vor der Haustür loszupaddeln?

Es kostet zwar etwas Motivierungskunst, aber wir stechen tatsächlich noch vor dem Morgenkaffee in See.

Getreu dem Motto „Übung macht den Meister“ zählt jede noch so kleine Auseinandersetzung mit der Angst vor dem unbekannten Meer.

Der Himmel über der See sieht irgendwie bedrohlich aus, und als Ute feststellt dass wir die Schwimmwesten vergessen haben trägt das auch nicht zum guten Gefühl auf dem Wasser bei. Wir kehren in unsere kleine Bucht zurück und starten tatsächlich noch eine kleine Runde auf‘s Meer. Damit hätte ich nicht gerechnet. Die Übung zahlt sich schon aus.

Als Belohnung gibt es zum Kaffee klebrige Toffeezöpfe.

Nachdem gestern klar wurde dass wir hier wirklich schon waren, suche ich die Stelle wo wir 2017 gestanden haben und stelle ein Bild vom letzten Mal nach.

Viel hat sich nicht verändert.

Heute ist wieder ein Schontag vorgesehen, wir schauen uns die letzten Wälder Irlands an. Blaue Wanderung, 2h15.

Wir fahren nach Glengarriff, gleich nebenan und nur 15 Minuten entfernt, wo man bei den großen Rodungsaktionen in der Vergangenheit noch etwas hat stehen lassen. Es gibt hier noch einen von Flüssen durchzogenen Mischwald.

Der torfige Boden färbt das Wasser charakteristisch ein. Und es gibt sogar einen Wasserfall zu bestaunen. Ich schaue direkt nach ob der eingebohrt ist zum Canyoning und stelle fest dass nächstes Mal die Bohrmaschine und die Canyoningausrüstung eingepackt werden müssen.

Ganz so einfach ist die Wanderung dann doch nicht, wir müssen einige Höhenmeter überwinden, werden aber jedesmal mit einer tollen Aussicht belohnt.

Womit wir auch nicht gerechnet haben ist das Wetter. Die Sonne kommt voll raus und wir stellen fest dass wir unpassend und viel zu warm gekleidet sind. Lange Hosen und Merinowäsche sind grad absolut nicht angebracht. Aber da müssen wir jetzt durch. Bei ungeplantem Sonnenschein will man sich ja nicht beschweren.

Einigermaßen durchgeschwitzt ist die Runde dann aber auch geschafft und wir suchen was zu Essen. Im Ort hatten wir ein paar Foodtrucks gesehen, da fahren wir jetzt hin.

Wir essen erstmal leckere Pizza und Ute bekommt im Pub gegenüber ein Pils to Go. Wir erfahren dass es diesen beliebten aber etwas inoffiziellen Foodtruckmarkt schon eine ganze Weile gibt, die Verwaltung allerdings das Ganze beendet sehen will.

Wir waren in jedem Fall noch rechtzeitig da, die Betreiber wollen zwar alle nicht gehen, aber wer da am längeren Hebel sitzt ist wohl noch nicht ganz klar.

Für morgen steigern wir die Anforderungen leicht und setzen heute schonmal um, damit wir morgen Früh eine gute Startposition haben.

Nach 30 Minuten Nordfahrt ist es vorbei mit der Sonne und wir stehen im Nieselregen. Das wird auch in den Nächsten 30 Minuten bis zum Ziel nicht besser. Wir finden jedoch einen schönen Stellplatz mit toller Aussicht, soweit der Nebel das zulässt.

Ute schlägt das Wetter direkt auf die Laune, ich muss alleine los um die Lage für morgen zu checken. Die weitere Straße entschädigt für den Niesel.

Morgen sollten wir so früh wie möglich am Start sein, denn es wird nach dem First Come – First Serve Prinzip verfahren.

Auf dem Weg komme ich am ausgemusterten Transportmittel für Morgen vorbei. Es wurde als Unterstand für Schafe zweckentfremdet.

Ein paar 100 Meter weiter kommt Irlands einzige Seilbahn in Sicht. Damit geht es morgen auf die Insel gegenüber. Wir sind gespannt.

Für uns gibt es noch ein Abendessen mit Aussicht und dann hoffentlich eine ruhige Nacht. Der Platz ist nicht ganz eben und es regnet noch immer.

Zudem ist das hier wohl die einzige Stelle mit Mobilfunkabdeckung. so dass hier immer wieder Autos anhalten, deren Insassen lange stehenbleiben und ausdauernd auf kleine Bildschirme starren. Dabei lässt man natürlich gerne den Motor laufen. Wir kennen das ja aus Wales 🤷‍♂️

Apple Pie statt Painkiller

Nachdem Ute‘s Knie gestern Pause hatte starten wir heute die Operation Sheep‘s Head. Rother Wanderung Nr. 10, rot, 5h, 520hm auf 15,4km. Unterwegs wird Apfelkuchen in Bernies Café empfohlen.

Letztesmal 2017 gab es da für Ute Painkiller und für mich Trampen, Bus holen und Ute in‘s Krankenhaus bringen. Die restliche Wanderung viel aus und wir düsten ab nach Hause.

Heute soll alles anders werden, auf jeden Fall ist der Apfelkuchen fix eingeplant und weitere Bänderrisse sind unbedingt zu vermeiden.

Die Anfahrt ist schon klasse. Bantry zeigt sich von seiner schönsten Seite und dann kommt ein schmales Strässchen durch die Berge von Sheep‘s Head.

Man hat hier einfach Teer in die Landschaft geschmissen und sich nicht weiter um irgendwelche Vorschriften zu maximaler Steigung oder empfohlener Kurvenradien gekümmert.

Eine wunderschöne Berg und Talfahrt mit 80 Sachen erlaubt, aber schon bei 60 äußerst achterbahnesk. Zum Glück hatte ich mich daran erinnert und heute das Steuer übernommen. Ute verlangt kurz vor dem Ziel nach einer Kotztüte.

Wir starten die Wanderung und erinnern uns noch nicht mal an den Parkplatz. Langsam kommen aber einige Erinnerungen wieder hoch, zusammen mit einem etwas flauen Gefühl bei Ute. Der Bänderriss hat nachhaltig Eindruck gemacht.

2017 war es hier deutlich feuchter, ich verglich es beim letzten Mal mit einer Flussbettwanderung. Heute ist es nur stellenweise ein wenig matschig. Wir kommen gut voran.

Die inzwischen bessere Balance und Trittsicherheit hilft sicher auch ein wenig.

Nach einer Kuppe eröffnet sich das Panorama auf den Gipfel der Tour, da oben hinter der Ruine des Signal Towers nahm das Unglück damals seinen Lauf.

Zuerst müssen wir aber die stark frequentierte Straße queren, vor der ausdrücklich gewarnt wird.

Wir tasten uns vorsichtig vor und kommen ohne überfahren zu werden auf die andere Seite. Kaum sind wir drüben biegt tatsächlich ein Auto um die Ecke. Vielleicht ist das Schild doch nicht gänzlich dem englischen Humor gewidmet. Wir sind hier ja auch in Irland.

Wir kommen nochmal an ein paar Häusern vorbei, dann geht es auf den Schicksalsberg.

Am Signal Tower, von dem nur noch eine Grundmauer steht haben wir damals gepicknickt. Das Bild stellen wir nach. Die Drohne ist diesmal nicht dabei, der lange Arm muss dafür herhalten. Und da es doch sehr windig ist, verlagern wir das Picknick diesmal auf die andere Seite der Mauer.

Wir machen eine leckere Pause und stellen uns dann der Schlüsselstelle. Irgendwo hier ist es vor 8 Jahren passiert.

Diesmal passiert nichts, wir finden auch keine schwierige Stelle und ehe wir uns versehen, taucht statt der Unfallstelle schon Bernie‘s Café auf.

Ute fällt ein Stein vom Herzen und sie verdrückt ein Freudentränchen. Eine unerwartete Last fällt ab, der Schock des Unfalls und ein schlechtes Gewissen für einen Urlaubsabbruch verantwortlich gewesen zu sein haben unbemerkt 8 Jahre im Hinterkopf gelebt und konnten nun ausgelüftet werden.

Darauf gibt es jetzt den warmen Apfelkuchen bei Bernie.

Jetzt folgt der unbekannte Teil der Tour. Ohne die Ungewissheit ob es diesmal klappen wird, können wir ihn beide genießen.

Der Leuchtturm markiert die äußerste Spitze von Sheep‘s Head und den Umkehrpunkt unserer Tour. Jetzt geht es an der Nordküste zurück und wir stolpern über das nächste Naturwunder, die irische Trolltunga.

Kurz darauf gibt es die ersten Tiefblicke auf die Steilküste und die Brandung.

Ein paar hundert Meter weiter finden wir ein windgeschütztes Plätzchen mit einem Logenplatz und Brandungskino. Wir genießen die imposanten Brecher und werden immer besser in der Vorhersage welche Welle richtig krachen wird.

Ute entdeckt sogar einen Seehund in den Wellen.

Nach einem letzten Blick auf die Küste wendet sich unser Pfad nun von der Küste ab und führt als Poet‘s Way zurück zum Bus. Wir erfahren dass der Dorfpoet es von hier aus bis nach New York geschafft hat.

Zum Abschluss hat der Scheep’s Head noch ein letztes englischhumoriges Schild parat.

Zurück am Bus fahren wir in Richtung Campingplatz, nicht jedoch ohne zuvor bei Lidl anzuhalten wo Ute endlich das Red Ale erbeuten kann.

Zur Feier des Tages, zum Sieg über den Bänderriss und seine Folgen sowie eines weiteren vollendeten, vormals unvollendeten Abenteuers kehren wir in Bantry noch zum Essen ein und landen mit dem Fisch des Tages einen Volltreffer.

Lachs und Scholle

Auch das Wetter haben wir perfekt abgepasst. Während wir schmausen fängt es draußen an zu schütten. Perfektes Timing.

Ich hatte bei der Ankunft an diesem Campingplatz ein Deja Vu. Und tatsächlich stellen wir beim Blick auf die alten Bilder und deren Aufnahmeort fest, dass wir genau hier nach dem Unfall Station gemacht haben.

Annäherung an‘s Meer

Um Ute‘s Knie eine Pause zu gönnen steht heute nur die Fahrt in Richtung Sheeps Head auf dem Programm. Wir schlafen erstmal aus.

Nach einem Kaffee machen wir uns auf den Weg nach Süden. Die Wanderung am Sheeps Head endete 2017 mit einem Bänderriss, und blieb somit unvollendet. Da das Abschließen unvollendeter Sachen sich irgendwie durch diesen Urlaub zieht, ist der Plan auch den Sheep‘s Head Way diesmal ganz zu laufen.

Wir haben einen Campingplatz in der Nähe gefunden, der noch dazu mit ausgezeichneten Paddelmöglichkeiten wirbt. Eagle Point Camping klingt cool, bis Google Maps es wörtlich in‘s Deutsche übersetzt.

Nach 5 Tagen Wildcampen wäre auch eine Dusche mal wieder ganz nett und so fahren wir zum Adler Punkt Camp. Wir bekommen einen schönen Platz direkt am Wasser.

Der Wind weht recht kräftig, wir drehen den Bus nochmal um, um im Windschatten Vespern zu können.

Vesper mit Aussicht

Im Anschluss fülle ich Wasser nach. Wir sind in den letzten 5 Tagen zu zweit mit 24 Litern ausgekommen, während der Durchschnittsverbrauch bei 126 Litern pro Person und Tag liegt. Ein bisschen holen wir das jetzt nach. Spülen und Duschen kam zuletzt etwas zu kurz.

Ohne einen konkreten Plan für den Tag schauen wir uns die Umgebung an und erkunden den Ausläufer der Landzunge auf der der Platz liegt.

Nach der Wiese folgt schroffes Gelände. Da grad Ebbe ist kann man zu einer vorgelagerten Insel rüberlaufen. Ideales Testgelände für geschundene Knie.

Das Knie macht erstmal mit, und wir können die Insel erkunden. Die Oberfläche sieht grasig aus, aber man sinkt mit einem knisternden Geräusch recht tief ein. Ich mit meinen großen Füßen nicht ganz so weit wie Ute, aber das Geläuf ist durchaus gewöhnungsbedürftig und interessant. Das hatten wir bisher auch noch nicht.

Ein paar Meter weiter zeigt sich mal wieder das Irland alles hat, was anderswo zu Instahotspots wird. Nur etwas kleiner und entsprechend nicht überlaufen.

Wir präsentieren:

Das irische Azure Window

Ein bisschen Influencer Posing muss dann auch noch sein. Ute gibt Anweisungen und ich stehe, bzw. laufe Modell. Warum sollte der Fotograf laufen, wenn man alternativ auch das Modell laufen lassen kann?

Noch etwas weiter rechts bitte😁

Zurück am Bus stellt sich die Frage, was tun mit dem Rest vom Tag?

Direkt bei Ankunft hatte ich schonmal das Boot aufgepumpt um ganz dezent einen Hinweis zu setzen, was man hier tun könnte. Der Wind ist zwar auflandig aber recht kräftig, was zu weißen Schaumkrönchen auf den Wellen führt. Ute schließt kategorisch aus, bei diesen Bedingungen in‘s Kayak zu steigen. Immerhin ist das hier der Atlantik.

Direkt an unserem Platz ist eine kleine Bucht, erst wenn man sie verlässt, ist man dem Wind und den Wellen komplett ausgesetzt. Man könnte da ja mal eine Runde auf dem flachen Wasser drehen und schauen wie das so ist.

Der Vorschlag ist akzeptabel und wir tragen das Boot ans Wasser und steigen ein. Der Wind drückt uns spürbar ans Ufer, aber das lässt sich ohne Probleme mit leichten Paddelschlägen handhaben.

Ich steuere in Richtung Ausgang der Bucht. Ute erkennt das Vorhaben sofort und bremst mich ein. Abgemacht war nur die Bucht.

Wir tasten uns langsam ran. Richtung Ausgang paddeln und Ute bestimmt den Umkehrpunkt. Zurück im sicheren Hafen Lage checken und das Ganze nochmal.

So wird klar dass der Rückzug möglich ist und wir uns langsam vortasten können. In kürzester Zeit biegen wir aus der Bucht in den offenen Teil des irischen Minifjords ein.

Wann immer man einen solchen Schritt aus der Komfortzone wagt, befindet man sich in unbekannten Gewässern. Die Aufgabe ist dann Schritt für Schritt Sicherheit zurückzugewinnen und sich dabei nicht von der Angst zu dummen Entscheidungen verleiten zu lassen.

Angst ist sehr gut geeignet auf potenziell gefährliche Situation aufmerksam zu machen, sie ist jedoch kein guter Ratgeber was dann zu tun ist.

Nachdem wir getestet haben ob wir auch gegen den stärkeren Wind und die Wellen ankommen und der Test positiv ausfällt, ist die Angst überraschend schnell überwunden und Ute glaubt selbst kaum wieviel Spaß ihr das Paddeln auf dem Atlantik bereitet.

Die Wellen sorgen für eine leichte Achterbahnfahrt und den ein oder anderen Wassereinbruch in‘s Boot.

Trotz nasser Hose drehen wir noch drei immer größer werdende Runden vor der Bucht, bevor wir ziemlich durchnässt und mit einem breiten Grinsen anlanden.

Die Zeit zwischen „Auf gar keinen Fall paddel ich auf dem Meer“ bis „ich hätte nicht gedacht dass mir das soviel Spaß macht“ beträgt noch nicht mal 30 Minuten.

Klar dass nach so einem Erlebnis der Hunger anklopft. Wir drehen den Bus mit dem Heck in den Wind und kosten irischen Käse aus der Region und stellen fest dass es hier neben dem obligatorischen Cheddar tatsächlich auch echt leckeren Käse gibt.

Mit dem Heck im Wind hoffen wir auf eine ruhige Nacht ohne flatternden Zeltbalg. Im Moment sieht es mal ganz gut aus, von Oben höre ich schon leises Schnarchen.

Galtymore Horseshoe

Rother Tour Nummer 8, der Galtymore Horseshoe, eine rote Wanderung, 6h20, 14,8km und 1090 Höhenmeter. 4 Gipfel mit dem Galtymore Mountain als höchstem Punkt.

Der Berg ist einer der zwei 3000er außerhalb der Grafschaft Kerry. Bei den Bergen wechseln die Iren auch gerne mal auf imperialistische Masse, der Berg ist sonst nur 919 Meter hoch.

Auf der Fahrt zum Start der Tour halten wir noch beim gelb blauen Discounter an um die Vorräte aufzustocken. Ute lädt ein Paket Red Ale in den Einkaufswagen, dass sie fest zur Feier der geschafften Tour heute Abend eingeplant hat.

Ich packe noch Guiness 0.0 dazu., die alkoholfreie Variante des weltbekannten Bieres aus Dublin.

An der Kasse schnappt sich der Kassierer das Bier und lässt es verschwinden. In Irland ist der Verkauf von Bier vor 10:30 verboten. Man möchte so früh keine Bierleichen in den Straßen sehen.

Es ist 10:17 aber die Kasse kennt kein Erbarmen. Immerhin das alkoholfreie Bier darf dann doch mit.

Für die Abschlussfeier schlecht ausgestattet starten wir dennoch um 11:50 auf unsere 2. Hufeisentour in Irland.

Zunächst geht es durch für Irland eher ungewöhnliche Tannenwälter, die erst langsam den Blick auf die Arena für heute freigeben.

Suchbild: Wo ist das Schaf?

Wie beim letzten Mal auch ist der erste Gipfel ein grasiger Buckel.

Dem Tannenwald entkommen, mit dem letzten Gipfel für heute im Rücken steigen wir zum ersten Gipfel auf.

Bei angenehmen Temperaturen und frischem Wind besteht heute keine Gefahr zu überhitzen, und so erreichen wir den Grassy Knoll problemlos. Gipfel Nummer 1 geschafft.

Weiter geht es hinauf zu einem Karsee, der sich prima für eine kleine Mittagspause anbietet. Die Iren die wir hier treffen legen uns nahe doch ein erfrischendes Bad zu nehmen, aber so warm ist es heute dann doch nicht. Beim vespern kühlen wir schon so weit aus, dass kein Verlangen mehr besteht hier zu baden.

Die nächste Etappe geht weglos, steil und direkt über von Sandsteinen durchsetztes Gelände nach oben.

Wir bewegen uns am Rande von Ute‘s Komfortzone, und das Thema von heute Morgen wird nochmal aufgetischt. Die verschiedenen Standpunkte werden geklärt und als wir oben sind, können wir den Tiefblick auf den Karsee schon wieder genießen.

Über eine Hochebene folgen wir einem besser sichtbaren Pfad durch eine torfige Landschaft.

Schnell kommt mit dem Galtymore Montain der höchste Gipfel der Tour in Sicht.

Und auch dieser ist dank deutlich abkühlendem und kräftigem Wind ohne Überhitzungsgefahr zu erklimmen.

Gipfel Nummer 2

Die irischen Schafe gehen uns meistens aus dem Weg, eher selten lässt eines uns mal nah genug heran für eine formatfüllende Aufnahme. Ganz anders als die Exemplare in Norwegen, die auf dem Wanderweg von hinten drängeln wenn die Touristen mal wieder zu langsam unterwegs sind.

Am Gipfel blickt eine Büste aus Konglomerat gen Tal, oder ist hier ein Gorilla versteinert?

Den Buckel runter,

und wieder Karsee von Oben. Herrlich!

Rechts oben ist die Schlussetappe zu sehen. Wenn wir hier wieder runter sind, müssen wir da nochmal rauf.

Erstmal aber gibt’s noch einen Karsee.

Bevor sich dann vom letzten Gipfel das Panorama der Tour zeigt.

Der Abstieg zieht sich noch etwas, und Ute‘s Knie fängt an sich zu beschweren. Morgen gibt‘s eher keine 1000hm Tour.

Ein anderes Panorama zeigt sich nachdem wir abgestiegen sind und mit dem Bus an einen Schlafplatz in der Nähe umgesetzt haben. Frische Bratkartoffeln.

Dazu eine Pfälzisch-Irische Spezialität:

Guinness aus dem Dubbeglas 😋

Ich sagte ja: bei Horseshoe Touren liegt man meistens richtig👍🏻

Wir sind heute trotz Pausen noch 10 Minuten unter der im Rother abgegeben Zeit geblieben. Das war beim letzten Besuch in Irland noch ganz anders. Schön wenn man die bessere Fitness so schön quittiert bekommt 🤓

Privatsphäre to go

Worüber wir nach 25 Jahren und 8 Jahren mit Bus immer noch mit Herzblut streiten können ist die fehlende Toilette im Bus.

Seit ein paar Jahren fahren wir eine Klapptoilette als Notlösung mit herum, und seit 2021 auch ein Heckzelt als Kompromiss weil ich den Einsatz der Nottoilette in unserem „Wohnzimmer“ nicht für eine valide Option halte.

Für den Fall, dass ein dringendes Geschäft anstünde, und es absolut unmöglich wäre das in annehmbarer Entfernung in der Natur zu erledigen, haben wir die Möglichkeit diese Notlösung einzusetzen.

Einsätze bisher, man ahnt es: 0.

Der Tag heute startet früh, wir haben ja was vor. Kaffee, am Strand wäre nett denke ich mir und setze Wasser auf.

Ich habe den Kaffe gerade aufgegossen, da tritt der Notfall ein. Der Stellplatz ist von einem Haus aus einsehbar und ständig kommen Leute die zum Strand wollen. Ute startet die Operation Privatsphäre in der Öffentlichkeit um schell einem dringenden Bedürfnis nachkommen zu können. Ich helfe Zelt und Toilette aufzubauen und sehe dem Kaffee beim ziehen zu.

Schnell passiert dann erstmal gar nichts. Während der Kaffee abkühlt, diskutieren wir das weitere Vorgehen. Den Bus mit offenem Heck am Parkplatz stehenlassen um unten am Strand einen Kaffee zu trinken erscheint suboptimal, wohingegen Kaffee die Einweihung unsere Nottoilette beschleunigen könnte. Schließlich haben wir noch 2,5h Fahrt und 6h20 Wanderung geplant heute.

Das Ende vom Lied: Die Einweihung wird abgebrochen und es gibt einen missgestimmten Kaffee am Strand.

Immerhin wurde die Tauglichkeit demonstriert. Das Pulver für das kleine Geschäft verwandelt dieses zuverlässig in feste Substanz, die sich problemlos im Müll entsorgen lässt. Saubere Sache, nur gibt es in 99,9% der Fälle bessere Alternativen.

A very warm welcome to Ireland

Unsere Fähre ist riesig und voll mit LKW. Wir finden ein Plätzchen zwischen den Trailern, parken den Dicken für die Überfahrt und suchen ein Außendeck.

Als wir den Ausgang gefunden haben sind wir auch schon unterwegs und lassen Holyhead bei Regen und bedecktem Himmel schnell hinter uns.

Wir essen erstmal was und versuchen dann etwas unbequem zu schlafen. Den Aufpreis für die bequemen Sessel haben wir uns gespart.

Kurz vor Dublin schiebt sich die entgegenkommende Fähre in unser Fenster und dann schippern wir auch schon bei Sonnenschein in die Bucht von Dublin.

Nach der langen Fahrerei mit all den Pannen ist es schön endlich angekommen zu sein. Wir hatten Zweifel ob wir nicht in Wales hätten bleiben sollen, aber die sind schnell verflogen als wir den inzwischen wohlbekannten Hafen wiedersehen und dazu die Sonne scheint.

Wir fahren noch knapp 90 Minuten nach Süden für einen Platz am Meer für die Nacht.

Mit Welsh Cakes, Marmelade und Chips bewaffnet ziehen wir an den Strand, lauschen den Wellen und stoßen auf 25 gemeinsame Jahre an.

Bei 18 Grad und Sonnenuntergang ziehen wir dann aber doch schnell wieder um in den Bus auf ein Teechen zur Nacht und die Planung für Morgen.

Eine Wanderung aus dem Rother klingt nach einem guten Plan. 2h20 Anfahrt und dann gäbe es da eine schöne Hufeisentour über 4 Gipfel. Hufeisentouren mit mehreren Gipfeln habe ich in sehr guter Erinnerung.


  Vorherige Seite

- SEITE 2 VON 42 -

Nächste Seite  

Wird geladen
×