Hart am Wind

Der Morgen überrascht mit Sonnenschein. Da die Seilbahn erst um 9:30 ihren Betrieb aufnimmt, können wir es gemütlich angehen lassen und ausschlafen.

Kein Vergleich zur Aussicht gestern…

Nicht ganz pünktlich finden wir uns an der Seibahnstation ein und haben Glück. Ohne Warteschlange können wir direkt einsteigen. Über Funk kommt vom Operator das Kommando „Close the Doors“ und kaum haben wir die Türen verriegelt geht die Fahrt auch schon los.

Die Kabine fasst 6 Personen, 6 Schafe oder eine Kuh. Kühe, Schafe und Einwohner haben selbstverständlich Vorfahrt vor Touristen. Die Sicherheitseinrichtung besteht aus einem Fläschchen Weihwasser sowie dem ausgedruckten Psalm 91.

Warum das Seilbahnmodell in Irland nicht über diese eine Anlage hinausgekommen ist, könnte am Tempo liegen. Die Bahn benötigt für 260 Meter fast 7 Minuten. Immerhin ist sie eine von ganz wenigen die über offenem Meer fahren.

Auch ohne Kirchensteuerbeiträge kommen wir wohlbehalten auf Dursey Island an und folgen der Rother Tour Nr. 14 in Richtung der Spitze der Insel, Dursey Head.

Als erstes fällt die große Anzahl an Autos auf, die in eher schlechtem bis katastrophalem Zustand an der Seilbahnstation stehen. Bei nur 10 Einwohnern hatten wir das nicht vermutet. Nicht verwunderlich ist hingegen der Zustand der Gefährte. Es gibt hier natürlich keine Werkstatt. Da es auch keinen Schrottplatz gibt, erklärt sich ggf. darüber auch die Anzahl der Autos auf der Insel. Wie soll man die von der Insel bekommen sobald sie mal nicht mehr fahren?

Eines der Teile die ohne regelmäßige Wartung offenbar immer versagen sind die Verschlüsse für Motorhaube und Kofferraum. Fast jeder Wagen hier hat dafür eine eher rustikale Lösung eingebaut.

Die Mobilitätssituation auf so einer Insel ist offenbar unbefriedigend, umso klarer ist, dass es andere Vorzüge hier geben muss. Derer einer ist eindeutig die Szenerie.

Die wunderschön hergerichteten Häuser tragen sicherlich auch zu den Pluspunkten des Insellebens bei.

Nicht alle Häuser sind in so gutem Zustand, aber das ist bei nur 10 Einwohnern seit dem Wegzug der meisten Einwohner während der Fischereikrise vor etwa 40 Jahren wohl nicht anders zu erwarten.

Unsere Tour verlässt recht bald die Häuseransammlungen und führt heute an der windabgewandten Seite der Insel die Küste entlang.

Auf den letzten zwei Kilometern ist es dann vorbei mit dem Windschatten. Wir bekommen den sehr frischen Wind mit voller Wucht ab.

Wir kämpfen uns den Hügel rauf, runter in eine Senke und den nächsten Hügel wieder hinauf. Dann endlich ist das Ende von Dursey in Sicht und extrem fotogen geraten. Schwarze Felsspitzen ragen aus dem türkies und weiß schäumenden Atlantik.

Wir Vespern im Windschatten des alten Leuchtturms, von dem nur noch die Grundmauern stehen, und schauen der Gischt beim Spiel mit den Felszacken zu.

Leider können wir nicht ewig hierbleiben und müssen wieder raus in den Wind. Der nimmt die Gelegenheit direkt wahr und bläst die Regenhülle kräftig auf. Würde so auch als Lawinenrucksack durchgehen 🤣

Wie auf vielen Hügeln in Irland gibt es auch hier die Ruine eines Signal Towers aus dem frühen 19. Jahrhundert als sie noch zur Überwachung der Küste genutzt wurden .

Dieser ist noch sehr gut erhalten und bietet eine spektakuläre Innenansicht während der Wind durch die leeren Fenster heult.

Offenbar wird auch Irland nicht von Idioten verschont. Ob der Bedienungsanleitung für Überstiegshilfen, die allen Ernstes per Piktogramm erklärt wie diese zu benutzen sind, kriege ich fast einen Schreikrampf.

Wehmütig denke ich an den Strandweg in Bleik zurück, wo der Erbauer ob der Frage nach Kletterhilfen einfach mit „Es muss nicht Jeder überall hinkommen“ antwortete. 💯

Kurz vor der Seilbahn werfen wir einen Blick zurück. Die von Steinmauern unterteilten knatschgrünen Wiesen sind so typisch und einfach nur schön anzuschauen.

An der Seilbahn haben wir wieder Glück und erwischen direkt die nächste Fahrt zurück auf‘s Festland.

Aus einem gemäß der Beschreibung im Führer mobilen alten LKW werden Fish & Chips serviert, die noch am Morgen vom Ortsfischer aus dem Atlantik gezogen wurden. Also die Fische, nicht die Chips.

Der Fisch ist hervorragend, ob aber der LKW jemals wieder fährt, wagen wir zu bezweifeln. Es besteht Hoffnung, die Motorhaube ist noch nicht per Draht zugebunden.

Nebenan aus einem umgebauten Pferdeanhänger heraus wird Kaffee und Eis verkauft. Food Trucks können sie in Irland.

Als Nächste stehen Schlösser und Gärten auf dem Programm. Wir machen uns auf in Richtung Ring of Kerry.

Kleine Orte
Tolle Aussichten
spannende Strässchen: 80 erlaubt…

Nach 2h parken wir am Muckross Lake, guter Start für morgen, laut Info aus dem Netz ab 22:00 kein Verkehr mehr und daher Nachtruhe. Leider nur äußerst schwaches Internet und ich muss noch den Blog weiterschreiben, während die Anzeige zwischen E und 3G hin und her schwankt. Prima. Immerhin bleibe ich so länger wach und kann bestätigen dass auf dem Ring of Kerry durchaus auch nach 23 Uhr noch fleißig gefahren wird.

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