In der Nacht regnet es, und für den Abend ist auch wieder Regen angesagt. Wir müssen also die Regenpause nutzen.
Beim Frühstück werden wir von diesem Jungvogel erfolgreich um Futter angebettelt. Kurz darauf will er schon in den Bus einsteigen.

Dann heißt es aber Klettergedöns packen und ab an den Fels. Zunächst wieder durch die grüne Hölle und dann wieder an der Küste entlang. Diesmal bei Ebbe und viel schwächerem Wind.


Der Fels den wir gestern schon inspiziert haben ist heute unser Ziel. Direkt an der Küste und man kann hinten rum nach Oben laufen um ein Top Rope einzuhängen.

Der Onlinekletterführer nennt für diesen Fels 96 Routen, und 3 sollen eingebohrt sein. Wir sehen keinen einzigen Borhaken, aber oben steckt ein einziger zurückgelassener Klemmkeil in einer Ritze.
Ich hänge mal das Seil per Bandschlinge um einen Felskopf und wir klettern eine leichte Route zum Aufwärmen und akklimatisieren. Klettern mit der Brandung im Rücken hat schon was.

Dann ist erstmal ne kleine Stärkung fällig.

Diesmal ist die Vesper dabei 👍🏻 Im Hintergrund der Worm‘s Head vor Rhossili.
Frisch gestärkt klettern wir am selben Toprope noch ein paar Varianten bevor wir das Seil umhängen.

Auf der linken Seite gibt es eine Verschneidung die interessant aussieht. Leider gibt es hier keinen so schönen Felskopf, ich bastel hinter die Schlinge am kleinen Vorsprung ein paar wenige Redundanzen zusammen. Sicher ist sicher.

Natürlich bin ich der erste der das testen muss. Wenn es mich hält, dann hält es auch Ute😬 Es hält. Keine der Redundanzen wird in Anspruch genommen 👍🏻
Die neue Route startet gemächlich, ich klettere etwas nach oben zum sichern, das verschafft mir einen bessere Position für Fotos.

Nach den ersten Metern wird es langsam spannender.

Gab es in der ersten Route mit steigender Höhe noch öfter Nachfragen ob die Sicherung bereit ist, hat sich das hier komplett erledigt. Im Gegenteil werden neue Griffe und Techniken ausprobiert und demonstriert. Bei einem Untergriff mit dynamischem umgreifen nach oben hab ich grad nicht hingeschaut und bekomme direkt eine enttäuschte Rückmeldung.

Bald ist sie auch schon vorbeigeklettert und bezwingt die Schlüsselstelle mit Bravour.

Oben angekommen offenbart sich das Problem bei solchen Konstellationen. Das Meer rauscht laut, ich habe keine Sichtverbindung zum Stand und kann beides weder schnell noch einfach ändern, da ich auf halber Höhe in der Wand stehe.
Ich höre zwar das Ute zunehmend nervöser ruft, aber was, das kommt nicht an.
In solchen Situationen heißt es Ruhe bewahren und wenn nichts passiert, ist das immer erstmal ein gutes Zeichen beim Klettern.
Ich traversiere etwas nach rechts und stelle die Sichtverbindung wieder her. Auch die Kommunikation klappt so wieder. Wieder eine Lektion gelernt. Nicht immer kann man alles voraus sehen, und dann heißt es Ruhe bewahren und Lösung finden, ohne dabei die Sicherheit zu kompromittieren.
Das ist für den der die Lektion lernt nicht immer angenehm, da kann man schonmal nervös werden und das darf sich dann auch rohrspatzmässig entladen. Wichtig ist die Erkenntnis, warum das so gelaufen ist, und die Aufnahme der Erfahrung in den Werkzeugkasten zur Bewältigung ähnlicher zukünftiger Situationen.

Wir klettern noch ein paar mal, dann machen wir uns auf den Rückweg. Auf dem oberen Küstenweg fällt die Stille auf, und damit erst wie laut das Meer eigentlich war.

Zurück wählen wir eine Alternativroute durch Overton. Immer wieder schön die kleinen englischen Häuschen mit ihren netten Gärten.
Zurück am Bus verquasseln wir fast das Fußballspiel. Wir hatten mit Spielbeginn um 21:00 gerechnet, aber heute geht es ja um 18:00 los, also 17 Uhr auf der Insel.
Die Spannung ist kaum zu ertragen, leider ist das Sommermärchen dann auch schon zu Ende.
Wir kochen uns Nudeln zum Abendessen, dazu Salat MIT Essig, schmeckt doch einfach besser so.

Wir sind vom Klettern und dem spannenden Spiel noch warm genug und essen mal wieder draußen. Macht man viel zu selten stellen wir fest. Bei so einer Aussicht braucht man kein Fernsehen.
Der Platz füllt sich merklich, wir vermuten dass hierbei Ferien angefangen haben. Die Vermutung bestätigt sich nach Sonnenuntergang. Von der Küste weht elektronische Rumms Bumms „Musik“ herüber. Offenbar startet auch die Partysaison. ohne die Melodie bleibt nur unangenehmes Basgerappel. Die Melodie kommt dafür von der Bar mit Livemusik herüber und mischt sich mit den Bässen vom Ufer. Keine gute Mischung. Gut dass wir morgen weiterziehen.