KATEGORIE / Irland 2017

Zurück

Die letzten 400km haben wir auch nach dem Genuss von belgischem Bier noch gut bewerkstelligt, und unser Bus hat eine weitere praktische Seite unter Beweis gestellt. Auch als Krankentransporter ist er gut zu gebrauchen.

Ute wurde inzwischen auch nach deutschem Standard behandelt und getreu dem Motto „3 Ärzte, 4 Meinungen“ war natürlich alles falsch was vorher gemacht wurde. Jetzt ist jedenfalls alles richtig und wir können die Heilung kaum abwarten um wieder mit dem Bus loszufahren um Welten zu entdecken die nie ein Mensch zuvor…

Wir haben Unterwegs wenig gefunden was zu verbessern wäre an unserem Gefährt, aber die erste Station Daheim war der Baumarkt. Es musste ein 5mm Splinttreiber her um den Spannstift auszutreiben, der die Kopfstütze fixiert. Das ist eine der wenigen Fehlkonstruktionen im Bus. Die Kopfstützen lassen sich zwar nach hinten abklappen, dann blockieren sie aber den Platz, den man bräuchte um das Material zu verstauen dass beim Fahren da aufbewahrt wird wo es beim Umlegen der Rückbank zum Schlafen nicht mehr hinpasst.

Als nächstes wird gerade an Einlegeböden für den großen Schrank gebastelt, der etwas unpraktisch ohne Aufteilung geliefert wird. Man kann zwar was an der Kleiderstange aufhängen, aber für alles jenseits von Kindergrößen ist da auch nicht genug Platz. Dibond Platten sind schon bestellt, und die Fräse läuft schon heiss, so dass wir da bald was haben sollten.

Idylle am Fluss

Der nahe Bach hatte keinen verstärkten Harndrang zur Folge, ermöglichte dagegen ein sehr idyllisches Frühstück.

Jetzt sind es noch knapp 400km bis nach Hause.

Belgien

Diesmal sind wir schlauer. Als die Müdigkeit sich beim nunmehr einzigen Fahrer zeigt (es hat dummerweise den rechten Fuß erwischt, sonst wäre dank DSG auch Ute noch fahrtüchtig gewesen) suchen wir rechtzeitig nach einem Platz für die Nacht. Die Stellplatz Apps überzeugen allesamt nicht, aber Google hilft weiter. Gut bewerteter Campingplatz in vertretbarer Entfernung zur Autobahn, eine Brauerei im Ort, wir fahren hin.

Autobahnausfahrt raus und direkt: Strassensperrung, Umleitung. Es geht in’s Nirgendwo. Asphalt nur soviel dass die Schaglöcher nicht wegrollen. Aber am Ende der Umleitung: ein wunderbares Fleckchen Erde. freundliche Betreiber und ein Platz direkt am Bach. Sehr idyllisch. 

Wir speisen noch im kleinen Restaurant am Platz mit Lokal gebrautem Apfel- Frucht- und Dunkelbier und krabbeln dann in’s Bett. Was man unten nicht so wahrnimmt, wird oben hinter dem Zeltbalg nun deutlich: Der Fluss fließt akustisch durch den Bus. Mal sehen wie oft wir heute rausmüssen 😬

Holzfäller

Wir nehmen den Stellplatz in Toillettennähe und stehen neben einem wunderschön restaurierten T1 Camper. 

Leider stellen wir kurz darauf fest, dass Optik nicht alles ist. Das Schnarchen des Bewohners kriegen wir ungedämpft mit. Morgens früh offenbart sich der nächste Mangel an dem Gefährt. Die Schiebetür schließt offenbar nur mit Gewalt und auch dann nicht immer. Die Folge: Munteres Türenschlagen direkt nebenan zu früher Stunde. Als der Oldie dann mit lautem Geknatter abfährt, sind wir dann auch ganz wach.

Ute ist mit den Krücken so stark eingeschränkt dass wir uns auf den Rückweg machen.

Gegen die miese Stimmung hilft auch englischer Humor auf der Schokolade nur bedingt:


Die Fähre erwischen wir problemlos, und wählen die Alternativroute. Auf einer „Historic Route“ geht es durch eine tolle Berglandschaft. Leider wird es dann auch recht bald dunkel.

Wir wollen auf einer Rastanlage übernachten, stellen dann aber fest dass das nur für 2h gestattet ist, danach drohen saftige Strafen. Überwachung per Kamera, austricksen zwecklos. Wir fahren weiter. Nächste Ausfahrt raus, Wohngebiet, Parkplatz. Klappe zu. Eine Jugendgang zieht noch vorbei und bis 12 noch viel Verkehr. Dann haben wir Ruhe. Dringend benötigt. Wieder einmal wird klar wie überaus praktisch unser Bus ist😎

Nächster Morgen, neuer Stress. Directferries ist eine Katastrophe. Geld abgebucht aber statt Bestätigung eine Aufforderung im Kundenservice anzurufen. Erster Versuch geht in’s Leere. Die Deppen haben die Nummer ohne Landesvorwahl angegeben. Neuer Versuch mit 0049 ergibt eine Ansage dass wir nun zu günstigen 3.5£ pro Minute in der Warteschleife hängen. Inzwischen am Hafen angekommen, verwehrt man uns den Zugang. Keine Buchung. Wir kaufen das Ticket nochmal. Was für ein Saftladen.

Sheep’s Way

Die Anfahrt macht schon Lust auf die Wanderung, trotzdem halten wir für eine Kirche an einer Bucht an.


Auch der Parkplatz wäre schon ein Kandidat für die Nacht. 


Der Sheep’s Way startet matschig und gleicht stellenweise einer Flussbettwanderung. Die Bergstiefel erweisen sich als wasserdicht👍🏻.


Der Pfad ist nach Mizen Head gestern angenehm touristenfrei und wird nach einem Hochmoorsee endlich einigermaßen trocken.




Am Signal Tower, der auch hier nur noch als Ruine erkennbar ist, mache wir eine kleine Rast.


Jetzt geht es wieder bergab und Bernies Café erwartet uns laut Wanderführer in 700m.


Schon in Gedanken an schönen heißen Apfelstudel höre ich hinter mir einen Schrei, der nicht gut klingt. Ute ist umgeknickt und hangabwärts gerutscht. Nachdem der erste Schreck überwunden ist, wird die Lage gecheckt. Der Fuß tut verdammt weh, solange der Boden eben ist, ist auftreten noch möglich. 

Wir arbeiten uns stützend und Huckepack die 700m zu Bernie den Berg herunter, Ute wird mit Paracetamol und Wasser versorgt, mich nimmt jemand mit zum Parkplatz. Erst Bus dann Ute abholen und ab nach Bantry. General Hospital. 


X-Ray dann Entwarnung: nichts gebrochen. Bänderdehnung oder -Riss und die begleitende Mörderschwellung. Fuß hochlegen und kühlen, in 3-6 Wochen ist alles wieder wie neu. Einen Satz Krücken gibt es zum Rezept für Painkiller noch dazu. Nächster Halt: Apotheke, dann zum nächsten Campingplatz. 


Erstmal Abendessen, morgen sehen wir weiter.

Busfrühstück

Wir werden wach vom prasselnden Regen und Krähen die über unser Dach spazieren und pellen uns aus der Decke. Wir nutzen eine Regenpause für die Morgentoilette. Als der Kaffee fertig ist sieht es kurz so aus als bliebe es für ein Frühstück an der frischen Luft trocken. Stühle und Tisch stehen gerade, da regnet es wieder. Alles wieder rein in den Bus, heute frühstücken wir drinnen.

Hat unser Wetterglück ein jähes Ende gefunden?

Als wir mit dem Frühstück fertig sind, scheint schon wieder die Sonne ☀️, also nur ein Fall von schlechtem Timing 😎

Eine Küstenstrasse führt uns vorbei an herrlichen Ausblicken zum Start unserer Wanderung heute. Inzwischen haben wir die Straßenlage gecheckt und meistern die Strecke am Geschwindigkeitslimit. Spannend wird es nur noch bei LKW Gegeverkehr.

Windy Castle

Nachdem die Sonne hinter dem Berg verschwunden ist, beschließen wir noch einen Abendspaziergang zu unternehmen. Ziel ist ein Cache in 1km Luftlinie, 2km Weg vom Campingplatz. Es geht zum Brower Head, der von den Einheimischen auch Windy Castle genannt wird. Relativ bald geht es deutlich bergauf und als wir uns umdrehen bietet sich ein grandioser Ausblick.


Windy Castle erklärt sich kurz darauf:


es handelt sich um die Reste der Telegrafiestation von Marconi, der von hier versuchte nach Amerika zu funken.

Mit Abendrot über Mizen Head verabschiedet sich der Tag und wir kochen noch einen Kaffee (selbstverständlich ohne Koffeein) zur Nacht.

Mizen Head

Vom Campingplatz Barleycove Holiday Park starten wir zu Fuß zum Mizen Head. Die Wanderung von etwa 1,5h bietet ein einige tolle Küstenpanoramen.


Mizen Head selbst ist relativ touristisch, natürlich lange nicht auf Preikestolen-Niveau aber es gibt ein, zwei Busse auf dem Parkplatz.

Über Pfade und Treppen erreicht man einige Aussichtspunkte die recht spektakulär die Interaktion des Meeres mit dem Land zeigen. Das ganze immer streng eingezäunt und mit Warnschildern versehen. Dazu gibt noch etwas Historie zur Signal Station und Marconis drahtloser Telegrafie, sowie Informationen zu Flora, Fauna und Geologie.


Auf einer jener Treppen verlässt uns das Wetterglück. Der Wind frischt auf und wir werden nass. Hektisch ziehen wir das Regenzeug über. Als auch die Rucksäcke mit dem Regenschutz ausgestattet sind ist die einzelne kleine Regenwolke schon längst weitergeweht und die Sonne scheint wieder. Wir lassen das Regenzeug zum trocknen noch an. Danach trocknen wir uns im immer noch frischen Wind.

Wir lassen das ganze mit Fish und Chips sacken und begeben uns auf den Rückweg. Eines der pittoresken Häuschen am Wegesrand steht zum Verkauf und während wir vom Weg hinaufschauen winkt uns jemand von der Einfahrt her herauf. Wir bekommen eine kleine Führung und Tipps was wir uns noch in Irland anschauen sollten von einem Bekannten der Besitzer der gerade aus London hier Urlaub macht. Das Häuschen hat 6 Schlafzimmer und soll 450.000€ kosten. Die Frau des Besitzers urlaubt lieber in Marbella, ihr Mann lieber hier. Ob sie es verkaufen steht also noch nicht fest, wir schlafen auch noch mal drüber 😉

Direkt am Campingplatz biegen wir nochmal ab zum Strand, genießen das erfrischende Atlantikwasser (14 Grad) und beschließen noch einen Tag dazubleiben. 


Morgen früh starten wir in Richtung Sheep’s Head wo wir eine weitere der bisher sensationellen Rother Wanderungen machen wollen.

Nachtgeschichten

Zähneputzen auf einem Campingplatz bei Nacht kann interessante Situationen provozieren. Da steht man gemütlich im Waschraum mit der Zahnbürste im Mund vor dem Spiegel und wähnt sich ob der späten Stunde alleine, da ertönt aus dem Toilettenbereich hinter einem ein Sound der auf eine Blasenentleerung unter Hochdruck hindeutet. Der Sound hält unnatürlich lange an, ich frage mich gerade wer so eine große Blase hat, da macht es vernehmlich „klack“ und ich stehe im Stockdunkel da. Klar: Die Beleuchtung ist durch Bewegungsmelder gesteuert. Ich fange an mit der Zahnbürste in der Hand zu zappeln und mit dem Bein auszutreten, treffe aber nur den Mülleimer, das Licht bleibt aus. Ich denke mitleidig an den Kollegen auf dem Pott und hoffe dass wenigstens dort Bewegungsmelder sind. Das Licht bleibt aus. Ich taste mich in den Eingangsbereich zurück und das Licht geht wieder an. Ich spüle aus und mache zu dem Zweck das Wasser wieder an. Kurz darauf klingt es wieder als würde ein Stier Wasser lassen. Mir geht ein Licht auf: das Abwasser verursacht mit Zeitverzögerung diesen Sound, es gibt niemanden auf der Toillette. 

Bevor ich mangels Bewegung im Eingangsbereich wieder im Dunkeln stehe, fällt mir noch der geniale Abfluss der Waschbecken auf:


Wer erkennt wie das funktioniert?

von Hohlwegen und Küstensonne

Nach dem Schloss besuchen wir noch die benachbarte Cathedral nebst umliegendem Friedhof. Dieser scheint zum größten Teil der Natur zur Rückeroberung überlassen zu sein, was ein paar stimmungsvolle Beispiele zum Kreislauf des Lebens erzeugt.


Bei zunehmend regnerischem Wetter passieren wir Cork und sind schnell wieder sehr ländlich unterwegs. Es geht durch die bereits von England bekannten überwachsenen Hohlwege und Straßen bei denen man sich fragt wie man sie ernsthaft mit dem Limit von 100 km/h befahren kann.


Es wird so ländlich, dass wir die nächste Tankstelle anfahren, obwohl noch für über 200 km Diesel im Tank ist. Die angenehme Überraschung: wir sind die letzten 800km mit 6,84 L/100km ausgekommen: Rekord!

Die Küste kommt in Sicht und beschert herrliche Ansichten. Das Wetter wird besser und wir stellen fest: wir haben es geschafft bisher jede Regenphase auf der Fahrt zu überbrücken. Optimale Wetternutzung.


Wir buchen uns heute mal wieder auf einem Campingplatz ein. Da Ute aufmerksam Sonja’s Blog aus Norwegen verfolgt, parken wir mit dem Heck zum recht stark wehenden Küstenwind.

Der Take-Away auf dem Campingplatz ist leider geschlossen und man empfiehlt uns das 2km entfernte Nest Crookhaven. Da wir heute viel im Auto gesessen sind, gehen wir zu Fuß. Die Sonne bricht durch die Wolken und wir haben wunderschöne Ausblicke auf dem Weg. Crookhaven entpuppt sich als echte Perle.


Wir landen in O’Sullivans Bar: Ganz mieses WiFi (Nach 10 Versuchen geben wir auf), dafür leckeres bodenständiges Essen und am Nebentisch ein paar ältere Herrschaften die das Schifferklavier auspacken und dazu singen. Urig! Als wir zurück zum Campingplatz aufbrechen scheint der Mond.


- SEITE 1 VON 3 -

Nächste Seite  

Wird geladen
×