Angeschlazt, mit der Ausrüstung im Schleifsack und mit gestärktem Mut sind wir schnell wieder am Eingang zur Unterwelt.
Das gähnende Loch, eine Doline also ein Einbruch der Decke einer Höhle bis zur Oberfläche ist unser Einstieg in diese Kalksteinhöhle.
Wir richten eine Abseilstelle ein, aber die gespannten Nerven verlangen nach einem Seilgeländer um bis an den Rand zu kommen. Auch das ausgewählte Abseilgerät verursacht Bedenken, zuletzt hatten wir immer ein Anderes verwendet. So pilgern wir noch ein paarmal zurück zum Bus, bis die Ausrüstung perfekt und der Zustieg ausreichend gesichert sind. Zum Glück ist es nicht weit zum Bus. So dauert es nicht allzu lange bis es keine Ausreden mehr gibt und der Abstieg in die Doline bevorsteht.
Just in dem Moment erspäht Ute am Grund des Schachts einen großen Knochen. Die angespannten Nerven wittern ein Ventil und entladen die Anspannung. Da liegt bestimmt eine tote Kuh, da geh ich nicht runter. Alles zureden nützt nichts, ich gehe vor und bestätige dass da keine verwesende Kuh auf Ute wartet. Wieder oben ein neuer Versuch, nicht ohne eine handfeste Drohung: „wenn da unten irgendwas auf mich lauert was mich ekelt, komm ich rauf und klatsch Dir eine!“
Ich erwähne noch schnell den vergitterten zweiten Gang, der unten in Sicht kommen wird, und hoffe dass ich nichts übersehen habe. Den Knochen hatte ich schon aus dem Sichtbereich entfernt, aber wer weiß ob da nicht noch irgendwo einer im Schatten liegt..
Unten angekommen warte ich einen bangen Moment dass Ute das Seil raufgeflitzt kommt und mir eine klatscht, aber alles bleibt ruhig. Ich komme nach und sichere das Seil unten gegen Abziehen von oben. Wir wollen ja auch nachher wieder hier rauskommen.
Der Abgleich der Befürchtung mit der Realität fällt wie so oft aus: Alles nicht so schlimm wie man sich das vorgestellt hat. Entspannung setzt ein und das Abenteuer kann beginnen. Die Neugier übernimmt das Ruder und wir steigen den Schuttkegel hinab in den Hauptgang der Höhle.
Nach dem Schuttkegel der Doline geht es direkt mit Sinterschmuck los, Ute assoziiert Eingeweide und irgendwie stimmt das ja auch, wir sind in den Eingeweiden der Erde. Ich finde diese Art Sinter schön, Ute nicht, dafür findet sie Gefallen an der Deckenstruktur. Zum Glück bleibt es bei der tolerablen Variante von „gefällt mir nicht“, Ekel oder Angst sind nicht involviert und ich werde bekomme keine geklatscht. Puh!
Recht bald gibt es kleinere Hürden zu überwinden, die auch mal in der Breite schmaler werden, Felskontakt ist unvermeidlich. Wieder Erwarten stellt das absolut kein Problem dar. Damit hatte ich nicht gerechnet. Wieder ein Fall von die Realität ist eigentlich immer anders als erwartet. Wir sprechen das im Anschluss durch. Was ich als Engstelle bezeichne empfindet Ute als unproblematisch: „ist doch rundherum und vor allem Oben genug Platz“. Ich bin mal wieder baff.
Die nächste Stelle wird von oben enger, aber auch da rutscht Ute ohne Probleme durch. In der folgenden Kammer schleichen sich aber Zweifel in die Gedanken, ob das zurück ebenso leicht geht. Und ganz so luftig wie bisher ist es hier auch nicht.
Wir bestaunen noch etwas den Sinter und beschließen den Rückweg anzutreten.
Da man in den allermeisten Höhlen den selben Weg zurück nehmen muss, den man hineingegangen ist, sammeln sich unterwegs immer mehr Zweifel im Unterbewusstsein an. Geht die Stelle rückwärts genausogut wie auf dem Weg rein? Schaffe ich diese Kletterei, finde ich den Weg zurück? Ohne es bewusst wahrzunehmen legt sich das dann gerne auf das Wohlbefinden und zeigt sich in Form von Beklemmungen oder auch mal wahrgenommener schlechter Luftqualität.
Mit der Luft ist alles in Ordnung, und kaum sind wir durch die zweifelhafte Stelle problemlos zurück, ist das Wohlbefinden wiederhergestellt.
Der Weg zurück stellt sich dann auch deutlich kürzer dar, als der Weg hinein. Ein weiteres Mal zerschellen Vorstellungen und Befürchtungen an der Realität.
Ehe wir uns versehen blicken wir in‘s Tagelsicht.
Das Abenteuer ist erlebt, die Mundwinkel streben nach oben und das Leuchten in den Augen zeigt sich. Well Done!
Kaum am Auto angekommen traue ich mal wieder meinen Ohren kaum. Ute überlegt ob wir morgen nicht gleich nochmal einsteigen und die Höhle weiter erkunden. Da ist wohl jemand auf den Abenteuergeschmack gekommen 😎
Abschlazen und schnell das Abendessen zubereiten. So ein Erlebnis verlangt nach einem ordentlichen Abschluss.
Raclette, Rotwein und gute Gespräche über das Erlebte runden den Abend ab. Das erste Outdoor Mahl in 2024 war ein denkwürdiges.
Bald wird es kalt und Regen ist angekündigt. Wir ziehen dem Bus die Regenhaube über und verlagern den Abend nach innen. Ein Tee zur Guten Nacht, dann legen wir uns hin.
Das Jahr startete dramatisch und mental anstrengend. Der Alltag hilft mit Ablenkung, aber nur begrenzt. Wir sind beide erschöpft und brauchen eine Krafttankstelle. Urlaub klingt echt gut. Raus aus dem Stress und Abstand gewinnen, rausfinden was wichtig ist und die Gedanken sortieren.
Das Ziel ist die französische Atlantikküste. Frischer Wind klingt sehr gut gerade.
Gestern wurden wir noch auf eine kleine aber feine Geburtstagsfeier eingeladen, heute schlafen wir aus und fangen dann an, den Bus zu beladen. Inzwischen geht das ohne Hektik und sehr routiniert. Trotz nicht so guter Wettervorhersage scheint dazu die Sonne.
Noch kurz ein paar Lebensmittel bunkern und ein paar süße Stückchen, Kaffee to go und ab dafür.
Bis wir auf der Autobahn sind, ist es schon halb zwei. Aber das macht ja nichts, wir sind da absolut flexibel.
Wir fahren erstmal im‘s französische Jura. Gut 3h sind eine gute Etappe für einen halben Tag und ich kenn da ein paar interessante Örtlichkeiten im Jura.
Wir kommen staufrei durch und haben auch am Ziel noch Sonne. Ein Parkplatz mitten in der Provinz, blühende Büsche. Sonne und ein kleines Abenteuer vor der Nase, wir tauchen gleich voll ein.
Durch die blühenden Büsche führt ein Pfad, wir folgen ihm.
An seinem Ende zeige ich Ute die Doline. Unser Eingang in die Unterwelt, wenn wir das denn wirklich tun wollen. Höhlen waren ja bisher ein absolutes No Go für Ute. Never Ever hieß es bis dato.
Als Ute den bisherigen Urlaubsplan Vogesen über den Haufen schmiss und den Atlantik zum Ziel erklärte, merkte ich an, dass wir dann ja mal auf dem Weg in die ein oder andere Höhle schnuppern könnten. Statt des erwarteten „Never Ever!“ hörte ich ein „OK. Schau ich mir an, aber ob und wie weit wir reingehen sehen wir dann.“
Mehr kann man nicht erwarten und dieser sehr unerwartete Satz ist ein irrer Erfolg. Die berechtigte und sinnvolle Angst vor solchen Unternehmungen ist auf ein vernünftiges Maß gesunken, dass es erlaubt rational an die Sache ranzugehen. Die Bereitschaft, Befürchtungen an der Realität zu testen und ihnen eben nicht mit kategorischem Ausschluss zu begegnen ist ein Riesen Erfolg. Den Schlaz anzuziehen und die Ausrüstung anzulegen, ist der physische Ausdruck der Tatsache dass Bauch und Verstand im Gleichgewicht und am Arbeitspunkt angekommen sind.
Die Nerven flattern gehörig, diesmal gibt es die Belohnung, das „Gipfelschnäpschen“ vorab. Allerdings muss man bedenken, dass es die größere Überwindung ist, den Schlaz anzuziehen und damit das Go für die Mission zu geben. Verdient ist der Mutmacher zu 100%.
Zum späten Frühstück kehren wir nochmal ein, dann sind wir zuhause. Bus ausladen, Wäsche waschen, Sachen verstauen, die Routine hat uns direkt wieder im Griff.
Zeit ein Fazit zu ziehen.
Was unter dem Schottenrock ist, konnten wir nicht aufklären, aber immerhin haben wir ein paar original Schotten in Tracht gesehen. Die hatten aber alle neben einer amtlichen schottischen Statur den Sgian Dubh dabei, das traditionelle Messer. Wir haben uns nicht getraut denen unter den Rock zu lugen.
Wir hatten den Eindruck dass hier touristisch mehr los war als in Irland oder Norwegen, haben aber auch Berichte gehört dass es dort ebenfalls mehr geworden ist mit mobilen Touristen. Das kann man also nicht unbedingt dem Land ankreiden. Die Landschaft in Irland hat uns einen Tick besser gefallen, die Leute sind ähnlich nett und offen in beiden Ländern. Die Berge fand Ute zu schwarz und bedrückend und die Midges sind schon lästig und treiben einen oft in den Bus. Das hat uns in Anbetracht der Temperaturen und des ganzen Tags draußen aber kaum gestört.
Das Wetter war zum Wandern und Klettern perfekt, und auch bei Nebel kann man tolle Erlebnisse in den Highlands sammeln. Die Midges waren lästig aber handhabbar, wir sind nicht mehr zerstochen worden als in anderen Urlauben.
Ute hat das Land abgehakt, ich würde da gerne nochmal hin bei Gelegenheit. Vor allem die ganz nördlichen Gebiete fand ich klasse.
Ich finde auch dass Mr. Munro seine Zeit nicht vergeudet hat, als er die 3000er katalogisierte. Ich fühle mich ebenso wie zahlreiche andere motiviert, von denen noch einige zu „baggen“. Allen voran den „Inaccessible Pinnacle“.
Die nicht zu hohen aber klettertechnisch trotzdem anspruchsvollen Gipfel haben definitiv etwas. Auch klettern an der Steilküste reizt mich.
Was das klettern angeht, so haben wir einen tollen Anfang gemacht und Gefallen daran gefunden, bei unseren Touren neben dem Wandern noch eine zweite Art zu haben das Land zu erkunden. Unterschiedliche Gesteinsarten und Spots kennenzulernen und auf sehr direkte Art nach Oben zu kommen ist eine Bereicherung.
Die durch Corona erzwungene Konzentration aufeinander in Kombination mit viel Zeit hat uns ermöglicht den Klettersport gemeinsam als Ausweg zu entdecken, was sich nun auszahlt. Es lohnt sich Zeit in gemeinsame Aktivitäten zu investieren.
Schottland hat definitiv Potenzial hier noch einige Abenteuer bereitzuhalten.
Ich bin auch beruhigt dass ich nach einer Woche Gewöhnung auch die Leute in Schottland verstanden habe. Ich bin gespannt wie gut ich die Kollegen aus Indien und China ab Montag noch verstehe.
Die Ungewöhnung auf Rechtsverkehr hat uns mehr Probleme gemacht als andersherum, das war unerwartet. Es blieb aber bei einem öfter auftretenden Schreckmoment falsch zu sein und wir sind heile wieder daheim angekommen.
Die Nadel von Paradou, so heißt der Fels an dem wir gestern unsere spezielle Sightseeing Tour starteten. Der Text „Jeder der mit Felsklettern beginnt, lernt die Nadel von Paradou mit ihren relativ einfachen 2-Seillängen und dem Abseiler ins Nichts kennen.
Gestern hatten wir nur eine Seillänge geklettert, und keine Natel gesehen, geschweige denn einen Abseiler in‘s Nichts.
Bevor wir uns auf den Heimweg machen, will ich mir das nochmal genauer anschauen. Es klingt einfach zu verlockend um das am Wegesrand liegen zu lassen.
Der Parkplatz ist deutlich voller als gestern, und die Route von gestern ist belegt. Wir gehen etwas weiter und ich versuche mich an einer Kante. Interessante Kletterei, aber bis oben traue ich mich im Vorstieg nicht. Der Nachbar empfiehlt an den hier gesetzten Haken lieber nicht zu Topropen.
Vorstieg an der Kante
Er hat einen Kletterführer der Gegend in den ich mal reinschauen darf. Jetzt wird klar dass die Felswand an der wir gestern kletterten keine Wand in dem Sinne ist, sondern die Nadel. Die gewaltige Platte steht frei vor der Wand. Man seilt hinten von der Spitze ab. Das ist tatsächlich freihängend, da die Platte geneigt ist. Sieht cool aus.
Wir drehen uns um um zu schauen ob inzwischen was frei ist an den Nadel. Von der Seite sieht man die Nadel in ihrer ganzen Pracht. Von der Straße aus sieht man nur eine dreieckige Wand, erst von der Seite sieht man dass diese Wand vor der eigentlichen Wand steht.
Wir haben Glück: Die Route Paradoes (4+) ist frei und führt in zwei Seillängen bis oben auf die Spitze der Nadel.
Ich steige vor, Ute steigt nach und sammelt die verbauten Exen ein. Läuft super.
Wir nehmen die zweite Seillänge in Angriff. Ich steige vor, Ute sichert mich vom ersten Stand aus. Nach etwa 15m wird der Fels flacher, einfacher zu klettern, aber man sieht sich nicht mehr. Darunter leidet die Verständigung, zumal die Straße am Felsfuss auch recht laut ist und einige andere Seilschaften unterwegs sind.
Aussicht vom Stand
Ute hat eine Idee und ruft mich einfach an. Perfekt. So stimmen wir uns ab ohne die Nachbarn zu irritieren und Ute nimmt die 2. Seillänge Nachstieg in Angriff.
Von hier geht es noch 4-5 Meter rauf, dann haben wir die Spitze der Nadel erreicht. Hier liegt eine Kette rund um die Spitze die uns zur Rückseite führt und einen Abseilring bereithält. Man sieht 3 Meter runter dann kommt eine Kante, dahinter sieht man: Nichts. The Void. Das also ist mit Abseilen in‘s Nichts gemeint.
Ich hänge mich ein und schau mir das an. Wenn man sich etwas weiterhangelt, kann man über die Kante schauen. Nach ca 10m kommt ein kleiner Verbindungssattel der Nadel mit Felswand verbindet und nach rechts führt eine Rampe weiter nach unten. Unser Seil ist lang genug.
Abwärts Richtung Kante
Ute seilt als Erste ab, zunächst bis zur Kante, dann darüber und sie hängt im Nichts.
Etwas später höre ich das „Seil Frei!“ und bin selbst an der Reihe.
Eine sehr schöne Route mit toller Kulisse und einem spannenden Abseiler am Ende. Sehr schade dass wir nicht mehr Zeit haben, aber hier kommen wir sicher nochmal her.
Wir vespern nochmal an der Maas, dann steht die Heimfahrt an.
Besonders weit kommen wir nicht, der Wunsch nach einem Eis wird direkt erhört. Handgemachtes Eis – sehr lecker.
Nu aber los, wir werden noch als Partygäste in Wiesbaden erwartet. Man sagt zwar je später der Abend desto illuster die Gäste, aber wir wollen es nicht übertreiben.
Nach den gestrigen Bierexperimenten brauchen wir heute morgen etwas länger um in die Spur zu kommen. Wir knobeln beim Frühstück an einem Rätselcache und fahren gegen Mittag los um ein paar Caches zum Sightseeing zu missbrauchen.
Erste Station ist ein Kletterfelsen am Maasufer, tolle Aussicht am ersten Stand, da müssen wir morgen nochmal hin, das Handy blieb leider unten 😬
Als nächstes gibt‘s eine Aussichtsloge die ziemlich exklusiv ist.
VIP EingangDer AufstiegTadaaaa… welcome to the most exclusive View around Namur!The view 😎
Weiter geht‘s zu einem weiteren exklusiven Schauplatz. Diesmal mit BMI Filter am Einhang. Bauch einziehen, Licht an und abwärts in den belgischen Untergrund.
Soviel Sightseeing macht durstig und wir halten auf der Rückfahrt zum Campingplatz noch beim Getränkehändler an und versorgen uns für weitere Experimente mit belgischem Bier. Diesmal grillen wir direkt am Bus, da ist es nicht mehr so weit ins Bett 😉 Bei Sorten wie Tête de Mort Rouge erscheint uns dass sinnvoll.
Wir sind gerade losgefahren, da fängt es an zu regnen. Heute steht nur Kilometerfressen auf dem Plan. Wir haben eine Fähre für 12:45 gebucht. Zur Abwechslung mal P&O.
Das ausgedehnte Regengebiet begleitet uns bist kurz vor Dover. Im Radio sprechen sie von überfluteten Fahrbahnen. Auch auf unserer Strecke ist Stau. Wir fürchten schon nicht rechtzeitig in Dover anzukommen, da kommt eine SMS. Unsere Fähre hat bis zu 90 Minuten Verspätung. Wir können uns Zeit lassen.
Im Hafen werden wir für eine zufällige Sicherheitskontrolle ausgewählt. Einmal unter die Motorhaube geschaut und den Kletterrucksack ausgepackt, dann sind sie zufrieden und lassen uns weiter in die Warteschlange für die noch nicht angekommene Fähre.
Alle Fähren sind pünktlich, nur unsere nicht. P&O war ein Griff in‘s Klo diesmal.
Eine riesige Werbetafel fragt: „Rate wer seit 10 Jahren regelmäßig zum besten Fähroperator weltweit gewählt worden ist“ ? Es ist nicht P&O. Hätten wir das mal vorher gewusst 😬
Eine Stunde Zeitverlust, eine weitere durch die Zeitzonendifferenz. In Calais ist es eine Stunde später.
Wir kaufen noch Grillfleisch in Frankreich, den Belgiern trauen wir da irgendwie nicht, und fahren durch bis an die Bocq, wo wir einen mittlerweile oft besuchten Platz ansteuern und uns mit Freunden treffen die uns entgegen kommen.
Abendessen gemeinsam im Restaurant am Platz und wir experimentieren mit belgischem Bier. Hochgefährlich, aber lecker 😋
Die Pizza ist extrem lecker, stopft aber sehr ungewohnt. Alle vier rollen pappsatt in die Heia. Ich komme so grade noch ohne karussellfahren ins Dachzelt.
Die Nacht ist nicht ganz so ruhig wie sonst, das Hotel ist recht nah an der Straße und das Dachzelt dämmt die Geräusche kaum. Wir schlafen trotzdem gut, es könnte an der 10h Tour gestern gelegen haben.
Der nächste Stopp ist an einer Tankstelle die laut Internet passende Gasflaschen für unseren Bus hat und zum Glück auch nicht weit entfernt ist. 43£ statt der gewohnten 30€ ist happig, aber was will man machen. Wir sind froh wieder komplett ausgerüstet zu sein.
Die Strecke geht durch den Nationalpark Loch Lomond. An einer großen Haltebucht machen wir einen Stopp und kochen mit dem neuen Gas erstmal einen Kaffee. Die Berge im Hintergrund sehen gut aus, könnten Munros sein.
Dass die Berge sich gut machen wissen anscheinend auch andere. Hier halten Alle, und zwar busweise. Inclusive Reiseleiter im Schottenrock. Als er an unserem Bus vorbeiläuft und sieht dass wir ein Käffchen schlürfen, schüttelt er nur den Kopf. Unseretwegen konnte er nicht parken wie er wollte. Was fällt uns ein.
Was fällt ihm ein unsere Aussicht mit einer Busladung Touristen zu verstellen?
Nachdem alle das Foto der Berge gemacht haben, werden sie wieder eingeladen und der Bus fährt ab. Wir sehen auch zu dass wir weiterkommen.
Die Landschaft wird langsam flacher und die Highlands verschwinden im Nebel hinter uns.
Baustellen sind in fremden Ländern immer besonders interessant. Hier freuen sich Zwei dass sie die halbe Straße für sich haben.
Gegen Mittag machen wir ein Päuschen. Dazu bietet sich ein alter Cache an, der am Weg liegt und einen kleinen Spaziergang anbietet.
Wir parken in einem netten Örtchen und laufen los. Etwa 20 Minuten brauchen wir bis zu einer schönen Aussicht.
Ben View – Blick auf die Berge
Auf der Anfahrt hat Ute Oskar’s Café erspäht, da fahren wir jetzt hin und verpassen uns einen Zuckerschock zum Mittag. Die Schotten wissen schon wie man Zucker und Fett ansprechend verpacken kann.
Zucker macht auch glücklich, muss nicht jeden Tag eine 10h Tour sein 🤣
Wir stellen fest dass schon wieder Mittag ist und wir noch kaum vorangekommen sind. Jetzt aber hurtig, morgen wollen wir auf der Fähre sein und vor uns liegen noch 8h Fahrt bis Dover.
Auf der Autobahn überholen wir ein italienisches Wohnmobil. Direkt dahinter ein zweites und ein drittes. Diese WoMo Kolonne kennen wir. Die sind uns mit 20 Mobilen inzwischen schon zweimal begegnet in Schottland. Zum Glück kamen sie uns jedesmal entgegen und steuerten nicht unsere Stellplätze an.
Erst jetzt fällt uns auf dass alle eine rote Nummer hinten aufgeklebt haben. Wie Hausnummern. Alle fahren der Nummer nach hintereinander, nur die Nummer 8 fährt hinter der 1 und weicht auch von der Farbe ab. Alle weiß, nur die 8 ist grau.
Die Nummer 1 ist mit Aufklebern aus aller Welt zugepflastert. Das muss der Veranstalter dieser Tour sein. Wär ja mal interessant rauszufinden was für eine Truppe das ist. Eher nichts für uns, aber interessant. Leider ist unter all den Aufklebern nichts dabei was Aufschluss über die Kolonne geben könnte.
Wir fahren noch bis Leeds und suchen uns einen Platz für die Nacht. Ein Parkplatz an einem Naherholungsgebiet bietet uns Unterschlupf und eine Möglichkeit zu grillen. Die Temperatur ist wieder über 20 Grad so dass wir gleich loslegen, selbst einsetzender Regen vertreibt uns nicht in den Bus, dafür gibt es ja eine Markiese.
Von den Würstchen haben es drei nicht auf den Grill geschafft und warten auf dem Boden in ihrer Schale auf eventuellen Einsatz.
Ein Gassigeher kommt von seiner Runde zurück. Während der eine Hund den Grill beschnuppert steuert der andere wie ein Schatten aus dem Nichts zielstrebig auf die Würstchen zu und ehe wir reagieren können, sind die Würstchen verschwunden.
Ich hoffe sehr das Tier verträgt Chili. Auf der Packung stand was von einer leichten Chili Note, aber das war wohl auch ein Fall von britischem Weltmeisterunderstatement.
heißt auf Gälisch (der schon schwer lesbaren Sprache der Ureinwohner) vermutlich soetwas wie Kopf in den Wolken und ist der höchste Berg in Schottland und auch gleich auf der ganzen Insel. Nach neuen Messungen aufgerundet 1335 Meter hoch. Höher kann man auf der Insel nicht hinaus.
1335 Meter klingen natürlich etwas mickrig, und da man dem Festland ungern nachstehen will, misst man hierzulande in Fuß. 4413 ft klingt doch gleich viel besser.
Das erklärt auch warum man sich hier mit dem metrischen System so schwer tut. Man hätte auf einen Schlag keine 4000er mehr zum Besteigen.
Eben jener war heute unser Ziel. In viktorianischer Zeit ließen sich die wohlbetuchten gerne per Lasttierkutsche hinaufbefördern, heutzutage ist der ehemalige Weg massenkompatibel befestigt und über weite Strecken in eine Treppe verwandelt worden. Die Demokratisierung der vormals exklusiven Orte führt hier zum Titel des meistbestiegenen Berges der Welt. Auch der Touristenpfad ist jedoch noch eine Unternehmung von 4h Aufstieg und 3h Abstieg. Jedenfalls für Normalsterbliche. Es wird von einem Friseur berichtet der die Strecke in 2h41 laufend bewältigte und 1971 schleppte ein schottischer Holzfäller ein Klavier! auf seinem Rücken für den guten Zweck auf den Gipfel um dort ‚Scotland the brave‘ zu spielen. Was Asterix dazu sagen würde ist überliefert: Die spinnen die Briten.
Nun stand für uns also die Entscheidung an, wie wir auf den Gipfel kommen würden. Touristenpfad mit millionen Anderen oder Rother Tour mit 10h, schwarz und extrem ausgesetzten Stellen. Ersteres sind für mich rote Tücher und letzteres für Ute.
Unsere Diskussion glitt daher schnell in’s infantile ab. Vom trotzigen „Ich mach keine 10h Tour“ bis zum beleidigten „dann fahren wir eben morgen direkt nach Hause“ war alles dabei. Wir vertagten die Entscheidung also auf heute. Der erste Teil des Weges ist in beiden Fällen gleich, also können wir das entscheiden, wenn wir wissen wie wir vorankommen und in der Zeit liegen.
Heute um 6:00 klingelt der Wecker. Ich schmiere Brötchen für Unterwegs und packe die Ausrüstung für so eine Unternehmung zusammen. Alles in meinen Rucksack, wenn die Schotten da Klaviere hochschleppen, dann kann ich auch das Material schleppen und Ute kommt so vielleicht schneller und mit besserer Laune durch die Tour.
Wir fahren an unseren Startpunkt, die Jugendherberge in Glen Nevis. Freundlicherweise dürfen wir dort nicht nur parken, sondern auch noch Ballast abwerfen. Um 8:00 setzen wir uns in Bewegung. Das Ziel macht seinem Namen alle Ehre. Der Kopf ist im Nebel.
Ich bin viel zu warm angezogen, nach den ersten Höhenmetern ziehe ich die Regenjacke aus, kurz drauf auch das dicke Merino Shirt. Was dünneres ist nicht dabei, ich gehe oben ohne weiter.
Wir kommen gut voran. Nach nicht mal 1h30 sind wir bereits am ersten Punkt der Tour auf 644m Höhe und liegen über 30 Minuten vor der vom Rother angegebenen Zeit. Das ist durchaus ungewöhnlich, sonst waren wir meist länger unterwegs als angegeben, und spricht dafür dass die lange Tour eine realistische Option sein könnte. Bisher sind wir erst wenigen Menschen begegnet, so früh ist hier noch nicht viel los und heute scheint einer von über 300 Tagen im Jahr zu sein, an dem der Berg im Nebel verweilt. Das sind zwei Argumente für den Touripfad.
Ich will das gerade vorschlagen, da sagt Ute: Wir können die lange Tour gehen. Aber wie bereits gestern vorgetragen, geht das dann auf meine Kappe, wenn ihr der Grat nicht gefällt oder sie überfordert. Ich schlucke. Allzu präsent ist der Satz „teilweise extrem ausgesetzt“ in der Beschreibung. Außerdem haben wir weglose Auf- und Abstiege durch Wiese und über schotterige Blockhalden zu erwarten. Alles nicht gerade Ute‘s Wohlfühlterrain. Andererseits gilt: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Die guten Erlebnisse sind selten ohne Mühe zu haben und das Risiko am Ende schuld zu sein ist gar nicht so übel, wenn es dann doch ein gutes Erlebnis werden sollte. Daran bin ich gerne schuld. Wir biegen also links ab auf die lange Tour.
Das Half-Way-Loch liegt weder auf halbem Wege, noch heißt es wirklich so. Der gälische Name ist jedoch weder aussprechbar noch merkbar, und wenn man die Kinder mit „schau mal, da ist schon das Half-Way-Loch“ motivieren kann, auch noch die restlichen 2/3 des Weges zu gehen, dann ist der Name doch gleich viel griffiger. Für uns sind gerade mal 20% des Weges geschafft, als wir das Loch links liegen lassen und 200 Meter über eine durchfeuchtete und regennasse Moorlandschaft absteigen. Immer wieder gluckern kleine Bächlein unter der Wiese und man muss aufpassen nicht in sumpfige Senken zu treten. Uns beiden läuft die Nase.
Vielleicht liegt dass an unzähligen Insekten die im Buschwerk lauern und von uns aufgestoben werden. Es summt um uns herum. Uns kribbelt es.
Bis wir das Tal erreicht haben sind die Hosenbeine nass und unsere Schuhe haben beide den Kampf gegen das Wasser verloren. Eigentlich sind die wasserdicht, aber stundenweise durch triefend nasses, tiefes Gras war dann wohl doch zuviel, oder das Wasser ist von der Hose über die Socken reingesickert. Jedenfalls wissen wir nicht mehr ob die schmatzenden Geräusche beim Füße heben vom Schuh im Matsch oder von der Socke im Schuh verursacht werden.
Heute Morgen habe ich mich mit dem auf die Midges angestimmten Mittel eingerieben das auch zu wirken scheint. Obwohl die Luft mit Insekten angereichert ist, merke ich keine Bisse. Ute hat nur das Gesäß eingerieben bevor sie zum Wasserlassen aus dem Bus musste, dass das Gesicht dabei auch frei liegt muss ihr entfallen sein. Heute Morgen am Bus hatte das keine Folgen und fiel daher nicht auf.
Jetzt aber schwirren viele Insekten um sie herum und beißen auch. Das Mückenschutznetz das wir für exakt diesen Fall angeschafft haben, ist noch in Ute‘s Rucksack, der aus taktischen Gründen am Bus blieb. Ebenso das Schutzmittel, das ja bereits heute morgen appliziert wurde. Wir improvisieren und funktionieren das Netz für lose Lebensmittel um, das ich zum Einkaufen immer im Rucksack dabei habe. Es ist etwas eingefärbt durch die Beeren die wir zuletzt darin gesammelt hatten und riecht etwas nach Pilzen, aber es hält die Plagegeister fern.
Ute fragt ungläubig ob ich keine Probleme mit den Viechern habe, ich drehe mich um und verneine. Ute starrt mich an. Mein Gesicht und Hals sind übersäät mit schwarzen Insekten. Ich merke aber nichts davon. Das Schutzmittel überzeugt.
Wir steigen weiter auf, langsam ändert sich die Vegetation, es wird steinig und dann sind wir aus der Insektenzone raus. Durchatmen und auslüften. Wir sind beide nass von Wiese und schweißtreibendem Aufstieg.
Wenig später wird es wie vom Rother versprochen blockig und schottrig.
Kommando: ✋
Hand in Hand können wir das Tempo halten und erreichen den Grat immer noch deutlich vor der vom Rother veranschlagten Zeit. Der Wind weht jetzt wieder kräftig und böig. Ute mahnt zur Vorsicht an der Kante des Grats. Ich meine eine leichte Note von Angst vernommen zu haben. Mir blitzt das Attribut „extrem ausgesetzt“ durch‘s Hirn, und das bezog sich explizit nicht auf diesen eher harmlosen Grat. Mir schwant Übeles für die folgenden Stunden, wir versuchen es mit langsamer Annäherung.
Der Blick über die Kante…lohnt sich meistens.
Wir haben noch etwa 200 Höhenmeter bis zum ersten Gipfel unserer Tour, dem Carn More Dearg mit 1220m ein schottischer 4000er und ein weiterer Munro. Das Wetter wird schlechter, es beginnt zu regnen und eine Wolke hüllt uns ein. Das Wasser kommt von der Seite. Die laufenden Nasen verlieren im Wind seitlich Tropfen, eine neue Erfahrung. Ob es reines Wasser ist oder durch Regen verdünnter Rotz, bleibt unklar. Basierend auf der Tendenz zum Fäden ziehen und der daraus geschätzten Konsistenz habe ich eine Vermutung, aber keine harten Fakten.
Aus dem Nebel taucht eine Steinpyramide auf, dahinter ein kreisförmiger Steinwall als Wetterschutz. Das muss der 4000er sein.
Wir feiern den Gipfel mit einem Schnäpschen. Bei dem Wetter muss der Gipfelrausch aus der Flasche kommen. Wir überlegen kurz zu Vespern, aber in dem Wind und dem Regen würden wir nur auskühlen. Wir gehen weiter.
Zu früh gefreut…
Ein paar Meter weiter wird klar: dass war nicht der Gipfel. Der kommt erst noch. Es sind noch ein paar Höhenmeter zu überwinden.
Erst jetzt haben wir auch offiziell unseren nächsten Munro in der Tasche.
3/282 und 2/282 Munroist
Das Schnäpschen ist schon weg, aber hier schattet der Gipfel den Wind besser ab und wir machen ein kurzes Vesperpäuschen. Wir sitzen grad, da reißt hinter uns die Wolke auf, die den kommenden Grat bisher verschleiert hatte. Schwarz, steil und messerscharf geschwungen wie der Kamm eines Seeungeheuers zeichnet er sich gegen die weiße Wolke ab.
Mir wird kalt. Ich tippe Ute an und zeige auf den Grat. Da müssen wir rauf? Ich glaube schon, sag ich, und bin auf die Reaktion gespannt. Sie zuckt mit den Schultern: OK. Sie hat die Verantwortung dass wir da hochkommen mir übertragen und damit ist das Thema für sie durch. Wie wir da hochkommen ist mein Problem. Mir ist immer noch kalt. Ich ziehe eine Fleecejacke unter die Regenjacke. Die Wolken reißen weiter auf und geben langsam den Blick auf das vor uns liegende frei.
Für einen kurzen Moment kommt das vom Rother versprochene Sahnestückchen der Tour zum Vorschein. Der Anblick lässt die Mühen des Aufstiegs, das Wasser in den Schuhe und den Wind vergessen. Es hat sich gelohnt den langen Weg zu wählen.
Wir machen uns daran das Seeungeheuer zu reiten. Je näher wir kommen, desto breiter wirkt der Grat. Die Wolken hüllen uns wieder ein und mit uns auch die Tiefe unter uns. Auch der Regen setzt wieder ein. Es gibt einen gut sichtbaren Pfad und Ute turnt direkt los. Verantwortung übertragen funktioniert offenbar ausgezeichnet.
Mir wird klar dass ich mir unter „extrem exponiert“ etwas anderes vorgestellt hatte als das, was wir hier vorfinden. Und Ute kommt völlig problemlos mit dem Seeungeheuer klar. Ich entspanne mich und wir genießen den Grat. Es ist in der Tat das Sahnestückchen der Tour.
Anstrengend zwar, aber sogar im Nebel und bei Regen ein Genuss.
Der Grat wird breiter und geht in die Blockhalde des Ben Nevis über, die letzten Höhenmeter sind nochmal knackig. Im Nebel ist man froh über jedes Steinmännchen das einem bestätigt auf dem richtigen Weg zu sein.
Im Zweilelsfall ist zwar „nach oben“ richtig wenn man den Gipfel sucht, aber dennoch beruhigt so ein Wegzeichen sehr.
Auf dem Gipfelplateau herrscht dichter Nebel. Sichtweite 30m. Keine Menschenseele oder Strukturen erkennbar. Wir finden eine Säule und nehmen die als Gipfelmarkierung. Sieben Stunden haben wir mit Pause hierher gebraucht. Der Rother rechnet 7h ohne Pause. Wir sind stolz wie Bolle.
Im Nebel tauchen immer mal wieder solche Säulen auf.
Bis wir die „richtige“ finden dauert es etwas. Hier finden wir auch die Touris die inzwischen zahlreich auf dem Gipfel im Nebel herumirren.
Offizielle Säule der Ordnance Survey. Hier ist oben 😁
Es wird uns schnell zu voll, wir trinken unser Gipfelschnäpschen und suchen den Abstiegsweg. Aus dem Nebel tauchen die Ruinen des Observatoriums auf.
Immer den entgegenkommenden Touristen entgegen ist es nicht schwierig den richtigen Weg zu finden. Entlang von Steinsäulen führt er über das Plateau und dann durch ein riesiges Schotterfeld in Richtung Tal. Einige Serpentinen später nähern wir uns dem unteren Rand der Wolke, die langsam den Blick in‘s Tal freigibt.
Es sieht fast nach Sonnenschein aus? Kann das sein?
Kaum zu glauben, während wir oben im Nebel, Regen und Wind unterwegs waren, scheint unten die Sonne.
Das Half-Way-Loch kommt in Sicht, wir wähnen uns schon fast am Ziel.
Ab hier ist der Weg treppenartig ausgebaut, trotzdem brauchen wir noch knapp 2 Stunden bis ins Tal.
Schicht für Schicht trockenen unsere Klamotten und werden nach und nach abgelegt. Sobald eine Schicht trocken ist, kommt sie in den Rucksack und die darunterliegende Schicht ist mit trocknen dran.
Ein letztes Mal die müden Beine heben, dann sind wir am Bus. Erstmal aus den nassen Schuhen raus, die sind bis unten nicht getrocknet.
Sind uns schon Schwimmhäute gewachsen?Rehydrierung
Tour geschafft und mit Pause nach genau 10h wieder am Bus. Top Leistung. Das kühle Bierchen haben wir uns verdient.
Wir fahren noch ein kleines Stückchen zu einem Hotel am Wasser. Wenn man dort ist, darf man kostenlos auf dem Parkplatz direkt am See übernachten.
Da unsere Küche in Ermangelung von Gas kalt bleibt, trifft sich das ziemlich gut. Das Essen ist noch dazu wirklich lecker. Nach der Tour hätte uns vermutlich aber auch Katzenfutter gut geschmeckt.
Wir sind allerdings wohl etwas geschafft. Die Augen wollen einfach nicht offen bleiben. Ich versuche noch den Blog weiterzuschreiben, sehe aber schnell ein dass das nichts wird.
Was für eine Tour! Ein schöner Höhepunkt des Urlaubs auf dem höchsten Berg in Britain. Aber das schönste ist, dass wir das Erlebnis teilen können. Gepäck und Verantwortung tragen war zwar nicht einfach, hat sich aber ausgezahlt. Ohne die Tour hätte was gefehlt, da bin ich mir ziemlich sicher.
So langsam müssen wir uns auf den Weg machen, wir sind ganz schön weit im Norden, und wollen möglichst keine Gewaltstrecken fahren müssen.
Der Weg ist das Ziel. Und wenn man tagelang nur fährt, kriegt man davon recht bald schlechte Laune. Soviel haben wir auf unserer Lofoten Tour gelernt.
Wir nutzen nochmal die Dusche am Platz, Spülen ab, füllen das Wasser auf und starten. Ganz ohne Andenken an Skye wollen wir die Insel nicht verlassen und stoppen noch bei der Talisker Distillery. Direkt um die Ecke unseres Campingplatzes.
Das Angebot an Whiskey und Merchandise ist groß, leider gibt’s sonst nicht viel. Keine Führungen und noch nicht mal probieren kann man. Sehr enttäuschend.
So wird es ein kurzer Stopp und kurz drauf sind wir über die Brücke wieder auf der großen Insel.
Am nächsten Supermarkt füllen wir die Vorräte auf und essen gleich was. Der Markt ist direkt an der See und hat Picknicktische mit Aussicht aufgestellt.
Den Crumblekäse gibt es auch mit Aprikosen. Wir schmieren ihn auf Jalapeno/Cheddarbrot. Das macht komische Sachen mit unseren Gesichtsmuskeln, schmeckt aber gut 😋
Noch ist die Laune blendend😁
Eigentlich wollen wir etwa bis Glasgow, aber da gibt es ja noch den Ben Nevis. Der höchste hier und da muss man eigentlich hin. Ich lese nochmal die Tourbeschreibung im Rother, klingt lecker, Top Tour, schwarz, 10h. Notfalls über die Touristenroute 7h. Wir suchen einen Stellplatz in der Nähe und sind um 15 Uhr schon da. Besonders weit sind wir nicht gekommen, aber die Sonne scheint und die Midges scheinen nur in geringem Massen unterwegs zu sein.
Am Stellplatz ist eine Wanderung ausgeschildert, eine Stunde. Klingt gut, wir laufen los.
Die Landschaft ist sehr verschieden von der auf Skye, Tannen sieht man da extrem selten. Hier stehen lauter sehr schön gewachsenen Christbäume. Nordmann ist ein Scheiss dagegen. Leider sind sie extrem pieksig, schlimmer als Midges. Sonst hätten wir direkt einen eingeladen für den Winter.
Zurück am Bus parken wir noch um. Bei der Anfahrt hatten wir noch ein schöneres Plätzchen als den Wanderparkplatz gesehen, das näher am Fluss liegt und mehr Sonne abkriegt. Wir packen Tisch und Stühle aus, es ist kaum Wind, die Sonne lacht und die Midges lassen uns auch in Ruhe. Herrlich. Wir ruhen uns aus. Ute kürzt ihre Nägel, so dass sie optimal für’s scrambling geeignet sind. Für morgen brauchen wir nochmal alle Kräfte bevor es dann wirklich in Richtung Heimat geht.
Zum Abend gibt es den restlichen Pfannkuchenteig. Mit Camenbert aus Frankreich. Der war nur ein paar Stunden im Kühlschrank und hat die Zeit genutzt. Eine Woge Käsearoma strömt beim Öffnen des Kühlschranks empor. Sowas schafft Cheddar nicht. Nicht ansatzweise.
In Ermangelung von Preisselbeeren, die wir im Supermarkt hier nicht finden, tragen wir schwarze Johannisbeermarmelade und schottische Marmelade auf. Schmeckt auch😋
Zum Abend diskutieren wir nochmal heftig welche Route wir morgen nehmen. 7h Touritreck oder 10h Genuss für Könner. Das Ergebnis ist offen.
Wir wollen noch einen Tee machen, als die Flamme unvermittelt ausgeht. War das ein Windzug? Ich hatte gerade die Heckklappe geöffnet. Also Klappe zu und Herd neustarten. Er geht kurz an und sofort wieder aus. Das Gas ist alle. Mist. Hoffentlich finden wir morgen Ersatz, sonst bleibt die Küche kalt.
Zur Nacht frischt der Wind auf und rüttelt am Dachzelt. Regen gibt es auch in nennenswerten Mengen.
Ute schläft schlecht bis gar nicht. Sie passt auf dass wir nicht wegfliegen. Um 6:30 bekommen wir heftige Böen und das Dachzelt macht laute Geräusche. Jetzt reicht es Ute. Sie erklärt die Nacht für beendet. Widerspruch zwecklos. Wir klappen das Dach zu und schon ist Ruhe.
Da wir nun schonmal wach sind, können wir uns auch auf den Weg machen. Wir kochen noch einen Tee zum warmwerden, dann fahren wir nach Süden. Der nächste Aussichtspunkt ist nicht weit:
Das Wetter präsentiert Skye in rauher Schönheit, wo man hinschaut, Eyecatcher.
Um 9 sind wir startklar am Parkplatz vom Old Man of Storr. Der Wind bläst kräftig und wir ziehen noch eine extra Lage an. Nach einer 5£ Spende an irgendeinen schottischen Minister laufen wir los.
Trotz der relativ frühen Zeit kommen uns von Oben schon Touris entgegen. Aber es sind wenige. Der Old Man of Storr ist ähnlich bekannt wie Quiraing. Noch versteckt er sich im Nebel.
Auch hier haben die berüchtigten Sherpa vermutlich ihre Hände im Spiel gehabt, um dem Touristenstrom einen komfortablen Zugang zur Sehenswürdigkeit bereitzustellen.
So kommt man gut voran und die Erosion hält sich in Grenzen.
Da isser schon. Der alte Mann von Storr
Wir gehen noch etwas hoch auf ein Plateau wo sie alle sind und fleißig Selfies machen. Das können wir auch.
Zwei alte Männer und ne Selfie-Queen
Für die Touris ist hier Schluss, die müssen ja wieder rechtzeitig zurück am Parkplatz sein, (3h für 3£, wir haben 6h für unsere 5£ bekommen🥳) unsere Wanderung geht hier erst richtig los. Erste Belohnung für‘s Weitergehen: ein tiefblauer See:
Die zweite Belohnung: Wir sind alleine. Nur wir, der Wind und die Natur, herrlich.
Da kann man schonmal Luftsprünge machen 😁
Jetzt wird’s etwas steiler und auch die Pflasterer aus Nepal waren noch nicht hier. Dafür werden die Ausblicke auch spektakulärer, wenn sich wieder eine Spalte auftut und den Blick nach unten freigibt.
Ein wenig geht es noch bergauf,
dann folgt ein schmaler Pfad an der Klippenkante.
Nach dem kleinen Erdrutsch, den wir vorsichtig queren, wird der Pfad schmaler und man sieht mehr Huf- als Fusspuren..
Mutig voran..
Ute geht voran, der Pfad wird immer schmaler, die Felswand abdrängender und der Abgrund steiler. Als es dann noch matschig wird, verlangt Ute nach der Hand. Das Ende der Komfortzone ist erreicht.
Kommando: Hand!
Ich nehme das zum Anlass nochmal auf das GPS zu schauen. Tatsache: wir sind falsch. Der Weg verläuft links von der Klippe auf dem Plateau.
Der Erdrutsch hat den Wanderweg, der dort eine Kurve schlägt, mitgenommen. Wir gehen zurück und neben dem Erdrutsch rauf. Dort stoßen wir wieder auf unseren Weg. Auch das GPS ist nun zufrieden.
Auf dem Plateau ist man zwar beruhigend weit von der Kante weg, und der Weg ist auch schön breit, dafür aber pfeift der Wind. Ute hat latent Sorge über die Kante gepustet zu werden. Beziehungsweise selbst da rüberzulaufen wenn man sich gegen den Wind lehnt und der dann plötzlich mal kurz weg ist.
Das Plateau auf dem der Wind pfeift.
Das Plateau fällt ab und wir kommen in den Windschatten. Der Weg macht eine scharfe Kurve und wir stehen vor dem Panorama unseres bisherigen Weges.
Wir queren den Hang zurück zu der Stelle wo wir dem Massentourismus entkamen. Einmal noch am alten Mann vorbei.
Unter uns wuselt es in allen Farben. Es ist Mittag und alle sind gekommen um den alten Mann zu sehen.
Wimmelbild. Wo sind die Touristen?
Wir flüchten nach unten und sind schnell wieder im Bus. Ein paar km weiter finden wir eine ruhige Picknickstelle und „frühstücken“. Den alten Mann haben wir noch vor dem Frühstück besucht, mit leeren Magen.
Wir fahren weiter nach Süden und passieren Portree. Sehr touristisch. Im Stau im Ortskern schiessen wir schnell das pittoreske Hafenensemble und sind auch schon wieder raus aus dem Ort.
Portree Hafenkante
Unser Ziel heißt Sligachan. Der Campingplatz öffnet um 16:00, wir sind 2h zu früh. Wir besichtigen die Örtlichkeit. Bar, Hotel, Monument und Brauerei. Das war’s. Wir fahren einfach auf den Platz und warten da. Es regnet. Hagel gibt‘s noch dazu. Gut dass wir heute früh aufgestanden sind und uns dieses Wetter nicht auf dem Plateau erwischt hat.
Als wir eingecheckt sind und ein Plätzchen gefunden haben, scheint wieder die Sonne. Regenbogen inclusive.
Direkt drauf schüttet es wieder. Wir verkriechen uns in den Bus und warten auf das Abendessen. Um 5 ziehen wir los in die Bar. Mal wieder Regenbogen statt Regen.
Auf einen Tisch müssen wir warten, sind aber „More than welcome“ die Wartezeit an der Bar mit 300 Whiskeysorten zu verbringen 😁
Das kriegen wir hin. Den Anfang macht ein lokales Bier, doch bevor wir zum Whiskey kommen ist ein Tisch frei 😎
Curry & Guinness von der Insel nebenanund zum Schluss noch Sticky Toffee 😋
Gesättigt sind wir so übermütig das Dach aufzustellen und wollen es trotz Wind nochmal oben probieren. Wir sind grade fertig, da schüttet es wieder. Der Wind frischt auch auf. Regenbogen gibt’s keinen. Gute Nacht 😬