Nachtgeschichten

Zähneputzen auf einem Campingplatz bei Nacht kann interessante Situationen provozieren. Da steht man gemütlich im Waschraum mit der Zahnbürste im Mund vor dem Spiegel und wähnt sich ob der späten Stunde alleine, da ertönt aus dem Toilettenbereich hinter einem ein Sound der auf eine Blasenentleerung unter Hochdruck hindeutet. Der Sound hält unnatürlich lange an, ich frage mich gerade wer so eine große Blase hat, da macht es vernehmlich „klack“ und ich stehe im Stockdunkel da. Klar: Die Beleuchtung ist durch Bewegungsmelder gesteuert. Ich fange an mit der Zahnbürste in der Hand zu zappeln und mit dem Bein auszutreten, treffe aber nur den Mülleimer, das Licht bleibt aus. Ich denke mitleidig an den Kollegen auf dem Pott und hoffe dass wenigstens dort Bewegungsmelder sind. Das Licht bleibt aus. Ich taste mich in den Eingangsbereich zurück und das Licht geht wieder an. Ich spüle aus und mache zu dem Zweck das Wasser wieder an. Kurz darauf klingt es wieder als würde ein Stier Wasser lassen. Mir geht ein Licht auf: das Abwasser verursacht mit Zeitverzögerung diesen Sound, es gibt niemanden auf der Toillette. 

Bevor ich mangels Bewegung im Eingangsbereich wieder im Dunkeln stehe, fällt mir noch der geniale Abfluss der Waschbecken auf:


Wer erkennt wie das funktioniert?

von Hohlwegen und Küstensonne

Nach dem Schloss besuchen wir noch die benachbarte Cathedral nebst umliegendem Friedhof. Dieser scheint zum größten Teil der Natur zur Rückeroberung überlassen zu sein, was ein paar stimmungsvolle Beispiele zum Kreislauf des Lebens erzeugt.


Bei zunehmend regnerischem Wetter passieren wir Cork und sind schnell wieder sehr ländlich unterwegs. Es geht durch die bereits von England bekannten überwachsenen Hohlwege und Straßen bei denen man sich fragt wie man sie ernsthaft mit dem Limit von 100 km/h befahren kann.


Es wird so ländlich, dass wir die nächste Tankstelle anfahren, obwohl noch für über 200 km Diesel im Tank ist. Die angenehme Überraschung: wir sind die letzten 800km mit 6,84 L/100km ausgekommen: Rekord!

Die Küste kommt in Sicht und beschert herrliche Ansichten. Das Wetter wird besser und wir stellen fest: wir haben es geschafft bisher jede Regenphase auf der Fahrt zu überbrücken. Optimale Wetternutzung.


Wir buchen uns heute mal wieder auf einem Campingplatz ein. Da Ute aufmerksam Sonja’s Blog aus Norwegen verfolgt, parken wir mit dem Heck zum recht stark wehenden Küstenwind.

Der Take-Away auf dem Campingplatz ist leider geschlossen und man empfiehlt uns das 2km entfernte Nest Crookhaven. Da wir heute viel im Auto gesessen sind, gehen wir zu Fuß. Die Sonne bricht durch die Wolken und wir haben wunderschöne Ausblicke auf dem Weg. Crookhaven entpuppt sich als echte Perle.


Wir landen in O’Sullivans Bar: Ganz mieses WiFi (Nach 10 Versuchen geben wir auf), dafür leckeres bodenständiges Essen und am Nebentisch ein paar ältere Herrschaften die das Schifferklavier auspacken und dazu singen. Urig! Als wir zurück zum Campingplatz aufbrechen scheint der Mond.

Lismore Castle & Gardens

Auf dem Weg zum Mizen Head liegt nach 40 Minuten Lismore Castle. Da wir heute eine längere Fahrstrecke haben legen wir hier einen Stopp ein und besichtigen die Gärten. Die 8€ Eintritt lohnen sich. Bei abermals gutem Wetter zeigen sich Garten und Schloss von ihrer schönsten Seite. Eine Kunstausstellung gibt es noch dazu.


Nach einem Stück fürchterlich süßen Kuchen, der nur mit Hilfe des herben Kaffees genossen werden kann, machen wir uns wieder auf den Weg.

Schäfchen zählen

Der Schäfer und sein Hund kommen noch zur Nachtkontrolle vorbeigefahren. Der Schäfer auf dem Quad, der Hund mit flatterndem Fell auf der Ladefläche. Eine Runde über den Parkplatz, dann sind wir alleine in mitten von gelegentlich blökenden Schafen. Wir schlafen beide nicht richtig gut, vermutlich weil wir leicht mit dem Kopf nach unten liegen. Wir hatten das extra mit den Rundkeilen ausgeglichen, und optisch sah es gut aus. Die selbsttätig schließende Schiebetür spricht allerdings eine andere Sprache… die werden wir nächstesmal als Wasserwaage verwenden. Der morgendliche Ausblick aus dem Dachzelt entschädigt für die Nacht.

Die Stichfrage

Allabendlich muss mit der lokalen Insektenwelt um Zugang zum eigenen Blut verhandelt werden. Die Stichfrage wird geklärt. Ich wäre gerne bereit microliterweise Blut zu spenden, tendiere ich doch zur Maxime „leben und leben lassen“. Voraussetzung dafür wären jedoch nicht juckende Einstichstellen und wichtiger: Borrelien und ähnliche Gastgeschenke müssen draußen bleiben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt fürt zur Dursetzung dieser Forderungen bedauerlicherweise kein Weg an Prävention (Licht im Bus nur bei geschlossenen Türen) und Exekution der verbleibenden Plagegeister vorbei. 

Einem Tipp aus einem Bulli-Forum folgend, setzen wir dazu den Insekten-Schröter ein. Ein Tennisschläger mit Saiten unter Hochspannung blitzt Insekten die jenen zu nahe kommen schnell, schmerzlos und ohne Blutflecken im Bus weg.

Wer das jetzt grausam und unnötig findet, der schaue sich das Insektengrab auf seiner Windschutzscheibe an und schwöre mir dass er nur zu Fuß geht.

Unter Schafen

Die heutige Tour begann diesmal mit Klamottenwechsel. Stullen einpacken, Bergstiefel an, Luftaufklärung, Kamera einsacken, los geht es zum 1. Etappenziel „The Gap“. Auf moorigem Geläuf bergan durch Unmengen von Erika in voller Blüte und immer wieder Schafe und deren Hinterlassenschaften.


The Gap ist ein Bergsattel. Die Luft strömt herüber und reißt tiefhängende Wolken mit. Es wird richtig zugig und die Luftfeuchtigkeit kondensiert an den Haaren.


Den linken Grat entlang gewinnen wir nun schneller an Höhe und machen hinter einem Felsblock rast, der uns komplett vom Wind abschirmt. Die plötzliche Ruhe ist unwirklich. Wir sitzen bei angenehmer Temperatur, vespern und schauen einem Schneider zu der an 4 Beinen vom Draht eines Weidezaunes hängt, die anderen 2 schaukeln im Wind. Eine Ameise krabbelt den Draht entlang, tritt ihm auf die Beine. Er hält sich noch wild schaukelnd and 2en fest, gibt dann aber auf.


Als nächstes öffnet sich ein Tiefblick auf den Karsee Coumduala Lough der bereits von den nun auf unserer Höhe hängenden Wolken verschleiert wird.


Wir setzen zum Gipfelsturm auf den Knockanaffrin (753m) an. Inzwischen ist die Sicht doch recht eingeschränkt, Fernsicht gibt es gar nicht mehr. So gibt es nur ein schnelles Gipfelfoto bevor wir uns an den Abstieg machen. Dieser beginnt unerwartet plötzlich als der Steinhaufen auf dem wir stehen anfängt zu rutschen. Ich surfe auf dem Brocken auf dem ich eben noch stand einen Meter bergab, Ute kann sich oben halten.


Der Rückweg führt über sumpfige Hochmoorwiesen und dann durch weite Erikafelder, immer mit Schafduft in der Nase kommt der Bus in Sicht. Es ist toll zu wissen dass wir direkt mit der Bolognesezubereitung anfangen können und nirgendwo mehr hinmüssen, schon gar nicht unter Zeitdruck.


Das Schätzchen hat Hunger, der Koch muss sich beeilen. Bei der Kulisse absolut kein Problem. 

Kunstvoll wird die Dose geöffnet, 


und kaum 8 Minuten später speisen wir mit einer Aussicht für die alleine sich die Reise schon gelohnt hätte.


Leider können wir nur entweder die Aussicht oder ein heißes Essen genießen. Der zwar nur leicht aber beständig wehende Wind kühlt jede noch so heiße Spaghetti viel zu schnell ab. Das Phänomen kennen wir von Norwegen, dort allerdings deutlich krasser. Der Ingenieur ist schon dabei sich da was einfallen zu lassen😜 Es gibt doch bestimmt noch was von dem Tschernobyl-Stahl aus dem man Thermo-Teller machen könnte🤔

Eine Nacht im Freien

Wir klettern mit ein paar Knabbereien in die Dünen und genießen den Sonnenuntergang am Meer. Dazu gibt es Erdnüsse und französisches Dosenbier (pfandfrei und daher des Campers Freund). Die französische Variante von Radler (Panaché) schmeckt irre süß. Ein Blick auf das Etikett verrät warum: Alkoholgehalt 1% 😳. Mischen die ernsthaft im Verhältnis 1/4 zu 3/4 ?

Als es dunkel wird machen wir den Dicken klar für die Nacht. Rollos runter, Dach auf, Zähneputzen, pullern, ab in’s Bett.

Etwas unheimlich ist es schon, so ganz allein auf einem Parkplatz ohne einen Campingplatz drumherum, vor allem als dann laufend Autos auf den Platz fahren, bei laufendem Motor halten ohne dass jemand aussteigt und dann ein paar Minuten später wenden und wegfahren. Wir schlafen trotzdem ein und haben eine ruhige Nacht.

Vielleicht liegt es an Variante 2 von Plan C: Luma auf Lattenrost und Matratze oben drauf.

Zum Frühstück scheint wieder die Sonne, Tag 6 ohne Regen, Hurraa! Wir fahren zum nächsten Tipp aus dem Rother. 2 Stunden später sind wir auf einem Parkplatz inmitten von Heidekraut. Gigantisch! Da die 2h gereicht haben um den Akku wieder auf 100% zu bringen ist schon jetzt relativ klar: wir übernachten wieder gebührenfrei 😎

Raven Point

Eine interessante Sache beim Campen ist die Geschichte mit der Blase. Es kommt relativ häufig vor dass man sehr früh wach wird und das dringende Bedürfnis verspürt das WC aufzusuchen. Das hat den Nachteil, dass man richtig wach ist wenn das Geschäft erledigt ist. Es hat aber auch den Vorteil dass man den Tag dann auch voll nutzen kann. Heute nutzen wir den Vorteil nicht und schlafen einfach noch eine 2. Runde, auch kein Problem.

Nach dem Frühstück bei Sonnenschein! (5. regenfreier Tag in Folge!!!) brechen wir auf um gen Süden zu fahren. Das Ziel: Eine Wanderung zum Raven Point aus dem Rother Wanderführer den Ute ausgesucht hat.

Nach etwa 40 Minuten Fährt verlassen wir die Autobahn und folgen einer Landstraße in Küstennähe. Tempolimit 80 km/h. Wir trauen uns maximal 70, eher 60. Die so gewonnene Aufmerksamkeit für das Drumherum beschert uns ein paar tolle Eindrücke.


Am Wanderparkplatz bauen wir erstmal Verpflegung für die Tour und fallen gleich über das erste Brötchen her, so gestärkt begeben wir uns auf die Tour. 

Es geht zunächst durch einen herrlich duftenden und von Farnen und Efeu überwucherten Kiefernwald.


Dann wird es maritim. Vögel, Sandstrand, Picknick in den Dünen – Herrlich. 


Zurück zum Parkplatz geht es am Wasser entlang. Wir beschließen auf dem Wanderparkplatz die Nacht zu verbringen. 


Beim Aufladen des Drohnenakkus über den Wechselrichter gibt dieser bei 75% komische Knistergeräusche von sich, dann bricht der Ladevorgang ab. Mist. 

Black Pool

Der zweite Tag in Dublin und wir lernen etwas mehr über die Stadt auf einer Bootstour auf dem Liffey, unter anderem die Herkunft des Namens: Die Wikinger fuhren den Fluss hinauf bis zum Zusammenfluss von Poodle und Liffey. Dort bildete sich durch die Strömung eine tiefere Stelle, ein Black Pool. Das wurde im irischen dann zu Dublin.


Man merkt deutlich dass es aufs Wochenende zugeht: viel mehr Leute, Strassenmusiker und Kleinkünstler. Dazu unerwartet gutes Wetter und eine tolle Nachtführung durch die irische Anderswelt. Sehr empfehlenswert, wenn man im englischen fit ist. Zum Abschluss gehen wir nochmal in die Kirche und speisen vorzüglich. Zum Dessert startet der Clubbetrieb und die Musik wird deutlich lauter. Unser Bedarf an Trubel ist nun für’s erste gedeckt und wir freuen uns auf ruhigere Tage an der Küste. 

Die Aufteilung die Stadt zuerst zu erkunden funktioniert deutlich besser als letztesmal Mailand nach einer Woche Entspannung am Gardasee.

Mit dem vorletzten Bus geht es zurück zum Campingplatz. An der Fahrertür hängt ein Handtuch dass da vorher nicht war. Es verdeckt die offene Scheibe die wir in der Hektik den Bus nach Dublin zu erwischen offen gelassen haben. Zum Glück gibt es aufmerksame Nachbarn. Alles trocken und nichts fehlt! Puh!

Frühstücksungemach

Das Problem der fehlenden Brötchenversorgung haben wir durch vorausschauenden Einkauf gelöst, als wir heute morgen allerdings den Platz für eine weitere Nacht buchen wollen, heißt es: I need you off the pitch. Es ist ein langes Wochenende und der Platz ist ausgebucht. Wir dürfen auf die Wiese hinter dem Waschhaus umziehen und haben keinen Strom mehr. Kein Problem die Batterien halten das für 2-3 Tage aus, zumal der Kühlschrank bedingt durch recht kühle Außentemperaturen vermutlich sowieso kaum arbeiten muss.

Das Frühstück findet trotz frischer Luft an selbiger statt, bis es dann anfängt zu tröpfeln. Noch können wir das Wetter nicht so recht einschätzen und ziehen um in den Bus. Es wäre nicht nötig gewesen.


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