Dronningruta

Die Nacht empfindet der Nachbar offenbar kälter als wir, denn seine Standheizung dröhnt ununterbrochen. Ich starte einen Trocknungsversuch der Kamera mit unserer Standheizung.

Am Morgen geht die Kamera wieder, das iPhone hat sich mit 3G arrangiert und der Nachbar friert immer noch. Das Wetter sieht nicht so richtig einladend aus und der Wind pfeift mit 9 Grad um den Bus. Frühstück findet drinnen statt😭

Wir packen uns dick ein und starten unsere Wanderung auf der Königinnenroute. Nach 50 Höhenmetern gibt es bei Ute Zweifel ob die Socken die richtigen sind. Ich flitze nochmal zurück. Dann geht es aber los.

Blick zurück auf Stø, das Fischerdorf am Ende der Welt, dann geht es schnell rauf auf den ersten Gipfel Kjølen (456m), wo erstmal die Socken gewechselt werden.

Die Wanderung bietet abwechslungsreiches Terrain und Ausblicke, die von der fehlenden Sonne leider etwas getrübt werden.

Immer wieder wechselt Anstieg im Windschatten mit Frösteln im Wind und wir kommen mit dem Jacke an, Mütze auf, Jacke aus, Mütze Ab Spielchen kaum hinterher. Die Wanderung ist nicht nur vom Terrain her schwierig, sondern auch vom Thermomanagement.

Die Touren sind hier mit dem roten T des Wandervereins markiert, und heute begenet uns ein Norweger mit rotem Farbeimer, der die Route frisch markiert.

Vor dem dritten Anstieg stärken wir uns erstmal mit den Resten der Riesenpizza.

Jetzt gibt es etwas Regen und die Kamera ist mal wieder beleidigt, alles ausser Vollautomatik ist ausser Betrieb. Toll. Der Gipfel entschädigt dann wieder.

Nach ausgiebigem Genuss der Aussicht und kurz nach erneutem aktiven Thermomanagement geht es abwärts in Richtung Nyksund wo es deliziöse Fischsuppe geben soll.

Jetzt wird es merkwürdig: Wir treffen auf mehrere mit Seil gesicherte Passagen und befürchten Schlimmes. Wenn der Norweger ein Seil braucht, dann nehmen Flachlandtiroler üblicherweise die Bergrettung in Anspruch.

Hier ist es zum Glück nicht so wild, und wir kommen gut bis zum Abzweig nach Nyksund, wo wir eine englische Wandergruppe treffen die uns empfiehlt das Örtchen auszulassen wenn wir noch zurück nach Stø wollen, das wären nochmal gut 300hm extra. Da wir beide nicht mehr ganz frisch sind folgen wir dem Rat.

Ohne Fischsuppe geht es in Wassernähe für norwegische Verhältnisse eben zurück. Eine Norwegerin überholt uns joggend mit ihrem Hund, wir wandern weiter.

Nach 7 Stunden 15km und gut 1000hm sind wir zurück am Bus. Der Wind pfeift weiter und wir essen wieder drinnen. Grillen muss ich aber draußen. Entsprechend freue ich mich besonders über das warme Essen als ich endlich wieder rein darf. Mit Tee und Standheizung sind wir aber schnell wieder auf Temperatur. Auch die Kamera hat die erneute Wärmebehandlung wohlwollend zur Kenntnis genommen und ist zur weiteren Mitarbeit bereit.

 

Auf nach Stø

Das Wetter in Andenes wird schlechter, wir flüchten nach Süden der Landschaftsroute entlang.

Ziel ist der Campingplatz am Ende der Welt, so schreiben es einige Rezensenten. Wir stoppen noch schnell vorher in der Pizzeria kurz vor dem Ende der Welt, für den Fall dass es später nichts mehr gibt. Die Pizzen sind riesig. (Vermutlich gibt es später wirklich nix mehr)

Leider akzeptiert man kurz vorm Ende der Welt kein Plastikgeld aus dem Ausland. Zum Glück haben wir noch ein paar Kronen dabei, den Rest erlässt uns der Wirt. Tatsächlich ist das das erste Mal dass in Schweden oder Norwegen die Karte nicht geht. Hier zahlt eigentlich keiner mehr bar. Definitiv nah am Ende der Welt hier…

Der Campingplatz ist mal wieder traumhaft. Leider gab es einen Wasserschaden, so dass Dusche und Restaurant geschlossen sind. Es gibt nur ein WC mit Kaltwasser.

Trotzdem besser als Wild meint Ute. Morgen steht die Königinnenwanderung an, da will ich nicht wiedersprechen😊

Ein weiteres Indiz dass hier wirklich das Ende der Welt ist: Das iPhone X hat kein Netz. Mit 3G gibt es sich einfach nicht ab und ist beleidigt. Das ist Fortschritt..

Walsafari

Randvoll mit Kakao schmeißen wir uns in Schale:

Dann geht es auch direkt los, Marten will nicht warten bis das angekündigte schlechte Wetter da ist. 12 Mann in einem Schlauchboot auf Rodeositzen geht es los.

Ein Papageientaucher fliegt vor die Linse

Dann wird es etwas wilder. Die SLR bekommt eine Dusche ab und der AF fällt aus. Wir bekommen 3 Wale ziemlich nah zu sehen, bevor Marten uns wieder sicher  in den Hafen bringt.

Das Meer hat inzwischen erste weiße Kröchen bekommen. Die warme Suppe kommt grad recht. Dazu noch ein Diavortrag mit den Fotos die Marten neben der Bootsführung noch eben schnell gemacht hat, und Informationen darüber was wir heute gesehen haben. Klasse!

stürmische Nacht

Die Fastmitternachtssonne verkriecht sich gerade wieder hinter der Wolkendecke, wir verkriechen uns in’s Bett und der Wind frischt auf.

Wir stehen genau richtig, mit dem Heck zum Wind, trotzdem traut Ute der Sache nicht so recht, da der Bus doch etwas durchgeschüttelt wird. Entsprechend ist die Nacht nicht ganz so erholsam wie sonst. Wie gut dass wir früh rausmüssen. Um 7 klingelt der Wecker, wir fahren nach Andenes und suchen einen Bäcker. Den finden wir zwar, aber die Bäcker hier sind nicht so früh unterwegs wie die Kollegen daheim. Im Supermarkt gibt es Muffins, Zimtschnecken und einen Kakao dazu. Wir haben noch 3 Minuten das Frühstück zu verputzen und so eine Grundlage für die Walsafari zu schaffen, Apfelkuchen wäre besser gewesen, der soll ja rauf genausogut schmecken wie runter sagen die Seefahrer.

Midnattsol

So heisst unser Campingplatz, und heute klappt es fast mit der Mitternachtssonne. Die Sonnenscheibe ragt kurz unter der Wolkendecke raus und erzeugt eine tolle Lichtstimmung um 0 Uhr.

Mission Krabbenbrot

Heute schlafen wir mal aus und Frühstücken vor einer irren Kulisse aus Wolken, die über den Berg fliessen. 

Wir wollen heute auf den Måtinden (408m), was der Rother mit 2h angibt. Es sollte also noch genug Zeit sein um im Café in Bleik eins von den leckeren Krabbentoasts zu verspeisen oder ein leckeres Stück Kuchen.

Ich frage noch den Betreiber nach der Route (es gibt 2 Wege, einer geht unten am Wasser lang und an einem versteckten keinen Paradies vorbei, ist aber etwas schwerer, ältere Leute scheuen sich da manchmal und der andere ist leichter. Tipp: probiert der schweren und wenn es nicht geht, nehmt den anderen.)

Wir starten um 12:30 und laufen am Strand lang eine halbe Stunde zum Startpunkt der Rother Tour.

Niedliche Boote und wilde Wasserläufe die über einen weissen Strand in‘s Meer münden, wo hat man sowas sonst noch?

Dazu noch ein Blick auf die vorgelagerte Vogelinsel mit einer Papageientaucher Kolonie, heute im mystischen Nebel:

Sieht ein wenig nach Pirateninsel aus. Wenn die Papageientaucher da nicht mal auf einem Goldschatz sitzen und Augenklappe tragen.

Für uns geht es über eine Wiese an die Felsküste. Es wird steinig, mosig, steil und atemberaubend schön, aber auch eine Herausforderung.

Ute ist das ein oder andere mal knapp ausserhalb der Komfortzone, aber die Naturwunder hinter jeder Ecke machen es unmöglich hier über ein paar Minuten hinaus schlechte Simmung zu bekommen.

Auch der bandgerissene Fuss macht alles mit👍🏻

Das Picknick über der geheimen Paradiesbucht, ist eine Belohnung für den beschwerlichen Weg, hierher kommt man nur so und entsprechend sind wir komplett allein. Ein irres Gefühl.

Der Betreiber vom Campingplatz wird uns später noch erzählen dass er schon oft gebeten wurde da Seile zu installieren, das macht er aber nicht, damit das Erlebnis erhalten bleibt, und ein Besuch dort etwas Besonderes bleibt. Dem können wir nach dem Erlebnis am Preikestoelen vor 2 Jahren nur zustimmen.

Nach dem Picknick kommt noch der anstrengende Teil, von Meereshöhe geht es auf den Gipfel. 408m rauf und zwar ziemlich direkt.

Als wir endlich über den Sattel schauen können und die andere Seite der Berge sehen können, ist das eine weitere Belohnung, jetzt schaffen wir auch noch den letzten Anstieg auf den Gipfel für das Foto an der Steilkante.

Statt der angegebenen 2 Stunden waren wir bis jetzt schon 5 unterwegs, die Krabbenbrötchen sehen wir schon abgeschrieben, das Café macht um 20:00 zu und wir müssen ja noch den ganzen Weg zurück. Diesmal allerdings nicht mehr an der Bucht entlang sondern den einfacheren Weg hintenrum.

Auch hier gibt es wieder Anblicke die einen fast den Krabbentoast vergessen lassen. Aber nur kurz. Wir geben nochmal richtig gas und stehen 2 Minuten vor Acht an der Theke. Krabbentoast ist aus😳

Wir nehmen Lachsbrötchen und einen Belohnungskuchen. Am Bus angekommen ist es windstill, wir können den Stellplatz mit Aussicht voll auskosten. Bevor es ans Essen geht muss ich erstmal abkühlen, da kommt der Ozean vor der Tür grad recht.

Ist etwas frisch, hat aber den Vorteil dass einem die Luft im Anschluss warm vorkommt. Nicht lange natürlich, aber vom Meer rauf zum Bus reicht es dicke.

So können wir auf einen erfolgreichen Tag voller Erlebnisse anstossen:

Zur Abwechslung mal mit Kakao und Kuchen😎

 

Standplatzwahl/Standplatzqual

Wenn man einen Standplatz wählt, gibt es vieles zu beachten. Ich hatte auf dem Platz mit Aussicht  bestanden, was sich zum Abendessen rächt. Der Wind pfeift vom Meer herüber und trifft uns ungebremst. Wir grillen und essen hinter dem Bus im Windschatten. Da ist die Aussicht nicht so gut (Das ist hier Jammern auf sehr hohem Niveau) aber wir erfrieren nur langsam.

Wir wärmen uns mit einem Tee und einer heissen Dusche auf, dann geht es in die Heia. Morgen wollen wir wieder wandern.

Røyken – 468m

Der gut austarierte Bus wird wieder abgebockt und gegen ein „Reserviert“ Schild ersetzt, während er uns zum Start unserer Wanderung bringt. Das ist mal ne feine Lösung für das leidige Problem der WoMo Fraktion wenn man mit dem Mobil mal wohin muss ohne den Platz hergeben zu wollen.

Die 486m auf den Gipfel sind nach den vier Tagen am Steuer Wohltat und Qual für die Muskeln zugleich. Es tut erstmal saugut wieder reichlich frische Luft zu haben und einfach nur zu laufen. Die herrlichen Ausblicke die sich alle paar Höhenmeter ändern sind Motivation genug um uns bis zum Gipfel zu tragen.

Der Abstieg lässt die Muskeln dann protestieren. 4 Tage Sitzen wirft einen ganz schön zurück im Training. Ute‘s Fuss zeigt sich nach dem Bänderriss (Siehe Irland 2017) schon wieder in unerwartet guter Verfassung. Obwohl das Geläuf Erinnerungen an die irischen Bedingungen weckt,  kommen wir gut rauf und wieder runter. Das ist eine reife Leistung und macht Mut für die nächsten Touren. Schafe, nehmt euch in Acht! Wir kommen!

Angekommen

Nach 3266 km sind wir endlich mal irgendwo angekommen. Ute hat einen Campingplatz in Bleik direkt am Meer ausgewählt:

Gute Wahl👍🏻😎

Erstmal kümmern wir uns darum dass der Bus gerade steht, dann um die Löcher in den Mägen.

Der Rother empfiehlt hier eine Wanderung, die schauen wir uns jetzt mal an.

Tickets

Die Tickets für die Fähre werden nach Abfahrt bezahlt. Nach einer halben Stunde macht der Schalter auf.

In der Schlange gibt es die Info dass man auch per App bezahlen kann mit 25% Rabatt. Da auch auf dem Meer LTE da ist, ist die App schnell installiert. Ticket kaufen per Kreditkarte klappt auch. 25% gespart denke ich und sehe dass ich einen Fehler gemacht habe. Beim Ticket für den Bus war der Fahrer schon drin. Ich habe 180 Kronen zuviel für 2 Erwachsene gezahlt. Das stand allerdings auf der Preisliste so nicht, allerdings in der App.

Naja, zurück gibt‘s nichts wie man mir freundlich mitteilt. Die Ersparnis schrumpft somit auf wenige Euro. Grrr.

Beim Ausfahren werden die Tickets dann noch nicht mal kontrolliert.


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