Die zweite Nacht ist unbequemer. Wir sind nicht so erschöpft wie gestern und merken die dünne Matratze eher und öfter.
Wir wagen uns wieder Nachts nach draußen und werden für den Mut mit leerer Blase und Mega Sternenhimmel belohnt. Auch diesmal werden wir nicht von Insekten angefallen.
Plejaden über‘m Zelt
Die Milchstraße ist klar zu sehen, wie selten, weit draußen hat Vorteile, die Nachteile, wie eine dünne Matratze, vergessen lassen. Allerdings nur kurz.
Ich bin epicht darauf wie selten, um 7 endlich aufzustehen zu können, nur um die Liegeschmerzen loszuwerden.
Wie am Abend schon befürchtet liegt unser Platz Morgens im Schatten.
Wir packen alles nass ein und ziehen weiter. Frühstücken wollen wir in der Sonne. Trotz unbequemer Nacht, ohne tiefen Schlaf, fühlen wir uns gut erholt. Die Abwesenheit jeglicher Störungen von Außen trägt offenbar sehr positiv zur Schlafqualität bei.
Weit gehen müssen wir nicht, dann gibt es Sonne, heisse Schokolade mit Keksen und Pfirsiche aus der Dose. Ute ist überrascht wie lecker die schmecken und bestellt sich bei Erika einen Obstboden für die übernächste Woche.
Der Hårteigen zeigt sich dazu fern, aber deutlich in der Morgensonne.
Erleichterung setzt ein, es geschafft zu haben. Wir haben es wirklich und beide bis hier oben geschafft. Weder Hitze, Distanz, Gelände noch Möpse konnten uns aufhalten.
Aber da war ja noch was. Der Zündfunke für diese Tour, eine Dose die vor 20 Jahren an meinem 26. Geburtstag ausgelegt wurde, um Abenteurer herauszufordern, sie zu suchen und zu finden. 75 Meter vom Gipfel entfernt, und doch die Krönung dieser Reise. Eine unscheinbare Plastikkiste in einer Felsspalte.
Ute überlässt mir die Suche, um sich von dem mentalen Kraftakt des Aufstiegs zu erholen.
Ich klettere ab durch ein Tal auf dem Gipfel zum Nebengipfel und suche alle Felsspalten ab. Es ist wie so oft nicht das erste Versteck, in dem die Dose sich schließlich zeigt.
Dose, Gipfel, Ute und Ich 😎
Zurück auf dem Hauptgipfel stelle ich fest, dass Ute irgendwie nicht so entspannt und gelöst ist wie ich. Es wäre ihr recht „Diese Sache“ hinter sich zu bringen.
„Diese Sache“ ist der Abstieg, der ihr Sorgen bereitet. Ich erinnere mich, dass das beim Aufstieg ein Thema war. Das „ich komme hier nie wieder runter“ hatte ich unterwegs tatsächlich ein paar Mal gehört und ignoriert, runter kommt man immer😬.
Beim Klettern ist der Weg runter so gut wie immer schwieriger als der Aufstieg, das weiß natürlich auch Ute aus Erfahrung. Wenn möglich seilen Kletterer daher einfach ab. Das geht natürlich nur, wenn man Seil, Gurt und ein paar Geräte dabei hat.
Technisch stellt der Abstieg kein Problem für Ute dar. Wenn jeder Schritt auf dem Boden stattfände, würde Sie da überhaupt nicht drüber nachdenken. 300m Höhe über dem Boden und eine steile Blockhalde unterhalb machen allerdings überdeutlich, dass kein Raum für Fehltritte bleibt.
Klettern im 2. Grad kann jeder, die eigentliche Schwierigkeit liegt darin sich zu vertrauen und das unabhängig von der Umgebung zu tun. Reine Kopfsache. Einfach wenn man es kann, extrem schwierig wenn nicht.
Es gibt viele Möglichkeiten sich zu ermächtigen mentale Grenzen zu überschreiten. Beim Aufstieg war es wohl die plötzliche Konfrontation mit der Konsequenz nach all der Anstrengung kurz vor dem Ziel aufzugeben und zu warten die den Willen das Ziel zu erreichen verdeutlichte. Und wo ein Wille ist, da ergibt sich auch der Weg.
Für den Abstieg fällt die Rettung des Mopses als Motivation leider aus und es bleibt nur das Fehlen einer Alternative. Oben bleiben ist schlicht keine Option. Entsprechend schwer lastet der bevorstehende Abstieg auf Ute.
Zum Abschied halte ich noch das Panorama fest, und versuche zu erahnen, wo wir gestartet sind. Die Weite der Landschaft ist atemberaubend, zu wissen, dass man irgendwo vom Rand des Parks losgelaufen ist, um nun hier oben zu stehen, ist unwirklich. Es wird Zeit brauchen, bis das begriffen ist.
Der „Walk in the Park“ auf dem Gipfel führt uns schnell zum interessanten Part. Ute kann kaum glauben dass sie das eben so problemlos raufgelaufen ist. Von oben sieht es unmöglich aus.
Da geht‘s Runter.
Wenn man weiß wo der Haken an der Sache ist, kann man etwas dagegen tun. Ich positioniere mich so, dass ich Konsequenzen von Fehltritten auffangen kann, und Ute klettert problemlos ab. Mit jedem Schritt weicht die Anspannung und als klar ist, dass wir den schlimmsten Teil hinter uns haben, fällt die Last sichtbar von Ute ab.
Als wir am Fuß der Blockhalde stehen, sehe ich was ich die ganze Zeit oben vermisst habe. Die Freude, es geschafft zu haben, strahlt auch aus Ute. Zeit für das echte Gipfelfoto.
Hårteigen ist bezwungen!
Mit den großen Sorgen aus dem Weg, treten die kleinen Sorgen aus dem Schatten. Ist unser Zelt noch da? Und wartet der Dicke auf dem Parkplatz noch auf uns?
Bevor wir die erste Frage beantworten können, liegen noch knapp 2h Wanderung vor uns.
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum dass es langweilig ist, den selben Weg zurück zu laufen, den man gekommen ist. Ganz im Gegenteil sieht man aus der nun gedrehten Perspektive Details, die einem vorher entgangen sind.
Die weißen Flecken sind mächtige Blöcke aus gepresstem und vereisten Schnee. Aus der Nähe betrachtet irre Strukturen.
Bald beginnt der Berg wieder sein Versteckspiel und wir treffen 3 Wanderer die von Hadlaskard aus und ohne Gepäck auf den Berg wollen.
Die wenigen die wir nun treffen sind erfreut auf Menschen zu treffen. Wir tauschen Informationen über den Zustand des Bergs und des Wegs hinauf gegen Geschichten über die Gegend aus. Sowas passiert einem an der Trolltunga wohl eher nicht.
Das Zelt ist noch da und vollständig getrocknet. Wir haben beide Hunger, ein Knoppers wird jetzt nicht reichen. Die zweite Abendmahlzeit wird vorgezogen, es gibt Jägertopf.
Zelt abbauen und Rucksäcke packen, ab jetzt sind wir wieder voll beladen unterwegs. Es fühlt sich toll an, wieder komplett zu sein und nichts zurückgelassen zu haben.
Um 17 Uhr überqueren wir wieder die wackelige letzte und nun erste Brücke auf dem Weg zurück in die Zivilisation.
In der Selbstversorgerhütte füllen wir die Vorräte auf. Bezahlen funktioniert auf Vertrauensbasis. Preisliste liegt aus, Geld kommt in einen Umschlag und dann in den Tresor. Man könnte auch per App bezahlen, das ist zwar sehr modern, erscheint uns aber nicht zu Ende gedacht. Internet gibt’s hier nämlich nicht.
Für 200 Kronen (ca, 20€) erstehen wir 2 Dosen Pfirsiche, 4 Portionen Kakaopulver, 2 x Milchpulver, 4 x Knäckebrot und eine Packung Kekse.
Wir treffen noch ein Paar, das hier sein Zelt aufschlagen will. Vor 40 Jahren waren sie auf dem Hårteigen, vielleicht versuchen sie es morgen nocheinmal. Wir erfahren dass der Berg ein Teil von Grönland war und entstand, als Grönland und Norwegen vor Urzeiten kollidierten. Der Berg blieb, Grönland driftete wieder ab.
Auch eine Frage, die mich schon länger umtreibt können die zwei beantworten. Welche der Beeren hier sind eigentlich essbar? Einfache Antwort: Alle, aber nur die Heidelbeeren schmecken.
Das probiere ich gleich aus. Die Roten finde ich gar nicht mal so übel. 1:3 mit Heidelbeeren geben sie noch etwas mehr Pfiff. Ute findet sie zu bitter. Die Schwarzen gehen auch, sind aber eher uninteressant.
Ich dachte mit Stalldrang, dem kühlen Bier im Bus und hauptsächlich bergab hätten eine Chance, muss aber nun einsehen, dass wir es heute wirklich nicht mehr bis zum Bus schaffen. Dennoch müssen wir jeden Schritt den wir heute noch machen, morgen nicht mehr machen. Das motiviert!
Zwischendurch essen wir immer mal wieder eine Handvoll Blaubeeren. Das Wissen dass man keine falschen erwischen kann lässt uns entspannt und oft zugreifen.
Wir treffen einen Norweger, der auch schon länger unterwegs ist und uns zutextet. Der Mann hatte wohl einfach nur Redebedarf. Das ist eine Weile interessant, aber zu einseitig und wir sind froh als wir uns loseisen können. Wie gesagt, jeder Schritt heute zählt.
Als nächstes treffen wir ein Schneehuhn. Die Viecher sehen mit dem großen weißen Ring ums Auge und den weißen Federhosen lustig aus, scheinen aber eher einfach gestrickt zu sein. Es flüchtet vor uns genau auf unserem Weg. Immer und immer wieder, bis es endlich entnervt aufgibt und wegflattert.
Kurz darauf geben auch wir auf. Ich hätte gerne an der tollen Badestelle bei Hedlo gezeltet und noch ein Bad genommen, aber 18,5km zusammen mit den Höhenmetern sind genug für heute. Der nächste geschützte und ebene Platz ist unser Nachtlager.
Ute bei’m Nestbau
Da wir schon warm gegessen haben, bleibt das Abendessen spartanisch. Heisse Schokolade mit Milchpulver verfeinert, das leider klumpt. Dazu ein Knäckebrot und Pfirsichhälften aus der Dose. Uns kommt es königlich vor. Besonders die heisse Schokolade tut gut nach 2 Tagen Wasser aus dem Filter.
Wir sind diesmal nicht völlig erledigt und setzen uns noch eine Weile auf einen Felsen und schauen in die Ebene. Ein bisschen klettern geht sogar noch.
Bis zum Sonnenuntergang halten wir allerdings nicht durch, als es soweit ist, halte ich nur noch schnell das Phone aus dem Zelt.
Abendrot über der Hardangervidda
Dann ist Feierabend und wir versuchen zu schlafen.
Da wir den selben Weg zurück gehen werden, haben wir die brillante Idee dass es gar keinen Sinn macht das ganze Gepäck auf den Berg zu schleppen. Wir packen alles Nötige für den Tag in den kleinen Rucksack und lassen das Zelt mit Schlafsäcken, Isomatte, Kocher und großem Rucksack einfach stehen. So sparen wir Kraft für die Etappe und das nasse Zeug kann in der Sonne trocknen. Dass Risiko dass uns hier irgendwer beklaut und das Zeug wegschleppt halten wir für sehr gering bis nicht existent.
Tschüss Zelt! Wir sind bald zurück!
Hinter der nächsten Kuppe kommt wieder unser Ziel in Sicht. Immer noch weit weg, aber dank Licht von Vorne sind jetzt Strukturen erkennbar und es erscheint viel erreichbarer als zuvor.
Der Weg und das Ziel
Wir sind erstaunt, wie fit wir nach der gefühlt nicht sehr erholsamen Nacht sind und kommen gut voran. Je näher wir kommen, desto größer und greifbarer wird der Berg.
Da wollen wir hinDa kommen wir her
Mit dem Ziel vor Augen beschleunigt sich mein Schritt und wir geraten etwas auseinander. Es ist zwar ein deutlich frischerer und vor allem kühlerer Wind, aber ich laufe schon wieder Gefahr zu überhitzen. Die Sonne brennt und Ute muss mich einbremsen.
Der Weg führt erstmal noch durch eine Senke bevor wir uns dem Berg nähern. Hier gibt es noch Schneereste, aber von Schneefeldern die zu überqueren wären, wie man aus vergangenen Jahren lesen konnte ist weit und breit keine Spur.
Der Aufstieg führt hinunter nach rechts und links an den beiden Eisblöcken vorbei durch die Schlucht herauf, dann links an den Fuss des hutförmigen Hårteigen.
Sah es bisher noch sehr harmonisch aus, zeigt sich in der Schlucht eine wuchtige Schuttrampe die zu erklimmen ist, der Berg versteckt sich erstmal wieder und ist nicht mehr zu sehen.
Dass sich der Berg immer wieder versteckt, um dann unvermittelt und wuchtiger wieder aufzutauchen, macht diese Tour zu einem besonderen Erlebnis. Die zurückgelegten Kilometer werden zu komprimierten Erfolgserlebnissen gebündelt präsentiert. Man läuft lange, aber bekommt dann eindrücklich eine Rückmeldung über das Geleistete.
So nah waren wir dem Klotz noch nicht, wir machen ein stolzes Selfie. Doch nach der Rampe folgt gleich die nächste.
Das Gelände wird deutlich alpiner und der Hårteigen versteckt sich wieder. Ute schwant, das es gleich an‘s Eingemachte gehen wird. Der Weg war bisher schon stellenweise kein einfaches Gelände, aber jetzt wird es langsam zu einer Kletterpartie. Und das ist noch lange nicht der Hut selbst, an dem wir gerade kraxeln.
Am Ende der Rampe sehen wir die Hutkrempe. Eine gigantische Blockhalde.
Bevor wir uns dem eigentlichen Aufstieg widmen, werfen wir noch einen Blick zurück. Was wir bisher geschafft haben, ist eindrücklich! Was vor uns liegt aus der Nähe betrachtet auch, sehr sogar.
Wenn man zurückblickt auf das Geleistete, dann gibt das auch Vertrauen, das vor einem Liegende zu meistern. In diesem Fall eine Blockhalde, die in einer Schlucht im Berg nach oben in eine Schutthalde übergeht.
Da geht‘s hoch…
Ute zweifelt noch, dass das der Weg ist, und will erstmal weiter hinten schauen, ob da nicht eine freundlichere Aussicht wartet. Die Steinmännchen, als Wegmarkierung, sind allerdings eindeutig und der GPS Track geht auch da rauf. Verleugnung zwecklos.
Wir sind grad die ersten 20 Meter auf riesigen Blöcken balancierend aufgestiegen, da hören wir einen Schrei wie von einem Greifvogel. Wir blicken uns um und suchen den Hinmel ab. Irgendwas muss doch da kreisen.
Wir sehen nichts, die Rufe kehren aber immer wieder. Da will uns doch einer von seinem Nest fernhalten, uns ablenken, denken wir, sehen aber nichts. Ute meint am Weg unten etwas erkannt zu haben. Ein Pfeifhase vielleicht? Im Fernglas entpuppt sich das Tier als Mops. Ute vermutet ein armes, verlorenes Tier, das uns um Hilfe ruft. Fast steigt sie wieder ab, um ihm zu helfen und es mitzunehmen. Die Laute sind für einen Hund wirklich ungewöhnlich, aber erstmal müssen wir jetzt auf den Berg. Das Tier können wir nachher retten.
Der Gedanke daran beflügelt Ute auf dem Weg nach oben. Sie weist den Mops an Sitz zu machen und auf uns zu warten, „wir kommen gleich zurück und retten Dich!“
Mach Sitz! Wir kommen gleich!
Die Kletterei wird ernsthafter, wir verlassen Ute‘s Komfortzone, aber der Mops muss gerettet werden und dazu müssen wir heile rauf, und wieder runter kommen.
Als eine per Seil gesicherte Kletterstelle des Grades II ansteht, kommt uns das Herrchen der Mopsdame entgegen. Die Kleine ist 1 Jahr alt, und noch nicht gewohnt, so lang auf Herrchen zu warten. Der Norweger wandert seit einer Woche durch die Hardangervidda und musste mal auf den Berg, weil da Mobilfunkempfang ist und er daheim Bescheid geben wollte, dass er noch lebt und wohlauf ist. Der Mops fängt noch nach etwa 1h an Geräusche zu machen. Das hat sie eindrücklich bewiesen. Solche Geräusche haben wir von einem Hund noch nicht gehört.
Nachdem das Wohlergehen des Hundes geklärt ist, erfahren wir noch, dass dieser Kletterpart der schlimmste Teil ist, der Rest sei „a walk in the park“. Vor dem Spaziergang im Park steht für uns jetzt erstmal die Kletterei an. Der Norweger ist nach unten entschwunden und Ute sieht sich von schrägen Felsen abrutschen und in die Tiefe stürzen. Das labbrig durchhängende Seil erscheint nicht hilfreich.
Den Vorschlag, dass sie hier wartet und ich den Gipfel schnell erledige, kontere ich mit „Aber dann setz dich wenigstens da unten in die Sonne zum Warten“.
Das war ganz eindeutig nicht die erwartete Reaktion, aber die richtige. Ehe ich mich versehe ist die zuvor abschreckende Passage überwunden und an sämtlichen folgenden Stellen, an denen ich Probleme erwartet hatte, marschiert Ute problemlos vorbei. Ich staune mal wieder Bauklötze, wie schnell sie das Kopfkino im Griff hat. Dass sie das technisch klettern kann, war mir klar, sie klettert am Seil im 5. Grad, aber hier oben und ungesichert ist das natürlich eine andere Hausnummer.
Auf dem Gipfelplateau erwartet uns nochmal eine Menge Schutt, und bis der Gipfelturm in Sicht kommt, gibt es noch ein bisschen was zu klettern. Immer entlang der Steinmännchen zeigt sich auch der Gipfel erst ganz zum Schluss. Der Hårteigen bleibt sich treu.
1690m über dem Meer am Ziel nach 1,5 Tagen Marsch.
Um 11:18 entsteht das Gipfelfoto, wir sind am Ziel unseres ersten 1 1/2 Tages-Marsches mit Gipfelsturm als Finale. Die Aussicht über den rundum liegenden Nationalpark inclusive zweier Gletscher ist phantastisch.
Unsere Schlafsäcke haben wir so ausgesucht dass wir sie zu einem großen zusammenzippen können. Frauen neigen offenbar dazu im Schlafsack eher zu frieren und so besteht die Möglichkeit des Wärmetransfers. Allerdings steigt auch das Volumen und die Öffnung oben ist wesentlich größer als bei einem Einzelschlafsack der oben komplett geschlossen werden kann. Das ermöglicht den Austausch mit der kalten Luft im Zelt. Wir haben keine Erfahrung was für uns besser funktioniert und probieren das Zusammenzippen einfach mal aus. Ich bin allerdings immer noch so überhitzt dass ich gar nicht erst in den Schlafsack krieche.
Irgendwann ist mir zwar am Kopf noch fürcherlich warm aber Halsabwärts fange ich an zu frösteln, ein sehr merkwürdiges Gefühl. Zeit also auch in den Schlafsack zu kriechen.
Ute freut sich über meine Heizleistung und wir schlafen eine Runde. Weit und breit ist kein Lebewesen zu hören oder zu sehen, was uns völlig von irgendwelchen Sorgen befreit dass irgendwer oder was uns nachts stören könnte. So entspannt war das bei unserer Nacht im Baumzelt im Wald bei Weitem nicht, wo wir ständig nach Tieren oder grölenden Leuten aus der Umgebung lauschten.
Unsere Isomatte ist aufblasbar, isoliert recht gut ist aber nicht besonders dick. Zunächst liegen wir ganz gut und bequem. Die fehlende Dicke und Seitenlage führen jedoch in immer kürzer werdenden Abständen zu leichten Liegeschmerzen und Wendemanövern. Richtig tief schläft man so nicht.
Entsprechend sind wir beide wach als die Blase sich meldet.
Aus dem Blog erinnern wir uns an die Empfehlung das Zelt nachts nicht zu verlassen, denn dies nutzen unzählige Mücken für eine Blutmahlzeit wie es der Schreiber „In Norwegen noch nicht erlebt hatte“.
Dem Entgegen steht ein möglicherweise beeindruckender Sternenhimmel und die immer nachdrücklicher nach Entlastung verlangende Blase.
Wir geben recht bald auf, wagen uns nach draußen und warten auf Stiche. Nichts passiert. Die Trockenheit bekommt der Mückenpopulation wohl nicht, uns dafür jedoch entgegen.
Der Sternenhimmel ist der Hammer, dazu scheint der Mond. Das Handy ist zum Strom sparen ganz ausgeschaltet und ich bin immer noch zu fertig und hitzegeplagt um zu fotografieren.
Wir kriechen wieder in‘s inzwischen klamme Zelt. Die deutlich abgekühlte Luft hat einiges an Feuchtigkeit an den Zeltwänden abgeladen.
Die Wendemanöver werden häufiger und inzwischen liege ich ganz auf dem Boden auf, offenbar verlieren wir langsam Luft aus der Matratze. Bis Ute auch durchliegt und einem Aufpumpmanöver zustimmt vergehen noch 2-3 Wendemanöver. Meine Luftverdrängung kam Ute noch eine Weile entgegen, aber nicht auf Dauer.
Bis 7 Uhr halten wir durch, dann stehen wir auf. Wir fühlen uns erstaunlich frisch, mein Kopf hat auch wieder Normaltemperatur, dazu weht ein frischer leichter Wind.
Wir bereiten Tütenmüsli mit heißem Wasser zu. Das Prinzip ist das Selbe wie bei der Bolo gestern Abend, nur diesmal ohne Angabe einer Wassermenge.
Just add water 😋
Kaltes Wasser wäre auch gegangen, aber heißes Müsli erscheint uns merkwürdigerweise als die bessere Option. War wohl doch kälter als gedacht heute Nacht.
Wann ist das Müsli endlich fertig?Schokomüsli, heiss mit vermutlich zu viel Wasser
Auch dieses Mahl schmeckt viel besser als es aussieht, oder wir haben viel mehr Hunger als wir glauben.
Nach dem Abendessen höre ich neben mir dieses herrlich unwillkürliche, freudig glucksende Lachen und Ute sagt: „Ich hätte nicht gedacht dass ich sowas mal mache.“
Wenn man einen ganzen Tag wandert, und sonst nichts zu tun hat außer einen Schritt vor den nächsten zu setzen und die Umgebung zu genießen, dann hat das Hirn mal Pause und man überlegt sich was man da eigentlich tut und warum.
Was motiviert einen zu so einem Abenteuer aufzubrechen und sich einen Tagesmarsch oder zwei von der Zivilisation zu entfernen und sich einem unbekannten Berg zu stellen?
Die Lust auf Abenteuer schlummert in uns allen aber es fehlt meist der kleine Anstoß um Aufzubrechen und etwas Neues zu wagen. Unsicherheiten lassen uns zögern und allzuoft bleibt es beim Traum vom Abenteuer.
Den kleinen Anstoß aufzubrechen, finde ich immer wieder im Geocachen. Weil im Jahre 2001 jemand eine Dose auf diesem Berg versteckte, und die Herausforderung sie zu finden veröffentlichte, sind wir heute letztlich losgezogen um etwas zu tun dass wir beide noch nie zuvor getan haben. Wir wissen nicht ob wir das packen, aber wir sind zuversichtlich.
All die Abenteuer die wir zuvor erlebten, ließen uns Schritt für Schritt die eigenen Fähigkeiten erkennen und trainieren, so dass wir die Aufgabe nicht mehr für unmöglich sondern für möglich halten. Mehr zwar als wir jemals taten, aber vermutlich machbar.
Indem man über die bisherigen Grenzen hinaus geht, wird die Zone des Machbaren größer und der Bereich des Denkbaren wächst folglich mit. Etwas dass zuvor extrem, also außerhalb und unerreichbar erschien, wird zunächst denkbar und dann machbar. Schließlich wird es der eigenen Kompetenz hinzugefügt und definiert den neuen Rand des Möglichen.
Jenseits des bisher Möglichen liegen Schätze wie dieser Moment, die mit keinem Geld der Welt zu kaufen sind.
Solche Schätze gemeinsam zu heben, das ist der eigentliche Antrieb und der Treibstoff für deren Zündfunke ein vor 20 Jahren versteckter Behälter mit Logbuch diente.
Um 7 klingelt der Wecker, um 8 sind wir startklar und nehmen ein steiles Bergsträsschen in Angriff. Über endlose Serpentinen geht es aufwärts. Der Asphalt endet schnell und weiter geht es auf einer Schotterpiste. Immer wieder haben sich wellenartige Querrillen gebildet die die Räder tanzen lassen. Ute’s Nerven werden auf die Probe gestellt, Beifahrer sein auf solchen Strecken ist kein Spaß. Oben am Parkplatz steht direkt ein Kona mit Dachzelt aus Karlsruhe. Wir tauschen uns über die Wetterbedingungen und das Ladenetz in Norwegen und Deutschland aus, und erfahren zu unserem Erstaunen dass Deutschland da inzwischen weiter sei als Norwegen.
Auf Wiedersehen 👋
Wir parken den Bulli am Rande des Nationalparks Hardangervidda und kleiden uns in Erwartung ähnlicher Bedingungen wie 2016 auf dem Kjerag ein. Lange Hose, Langarm-Merino Shirt, Regenjacke und Daunenjacke im Rucksack. Es ist zwar grad recht warm aber das wird ja sicher nicht so bleiben. So schultern wir die Rücksäcke, schließen den Bus ab und machen uns um kurz nach 9 auf den Weg.
Ute merkt sehr schnell dass die Jacke zu viel ist und zieht diese aus. Das beliebte „Jacke an, Jacke aus“ Spielchen beginnt heute sehr früh und ist auch direkt zu Ende gespielt. Auf die Idee die Jacke nochmal wieder anzuziehen kommt heute niemand mehr.
Nach 500m wird klar dass das Mobilfunknetz eher nicht zur Verfügung stehen wird, wir schalten die Handys in den Flugmodus. Eine Powerbank ist zwar dabei, aber Strom sparen ist bestimmt trotzdem eine gute Idee. Da die große Kamera am Bus geblieben ist, müssen die Handys zum Einfangen der Landschaft und schönen Momente herhalten. Davon bieten sich direkt einige an.
Wasser wird eher nicht das Problem sein, aus dem Nationalpark fließt einiges ab.
Die Tour startet mit einem leichten Anstieg in einen Birkenwald, der sich schon leicht herbstlich verfärbt. Der Weg ist perfekt erkennbar und mit dem bekannten roten T markiert. Auch unser Ziel der Hårteigen (grauer Wegweiser) ist schon ausgeschildert.
Wenns direkt bergauf geht, ist das meist ein gutes Zeichen 😁
Bis zum Gipfel sind es 27.2km Strecke, 1130 Höhenmeter rauf und 340 Höhenmeter runter. Der Plan ist heute soweit wie möglich vor den Berg zu laufen und dann morgen den Aufstieg und Rückweg zu machen. Runter sollte es ja schneller geben. So wurde es auch in dem Blog beschrieben.
Die erste Anhöhe ermöglicht einen Blick in Richtung des Valurfossen, diesen Wasserfall lassen wir heute mal rechts liegen, davon hatten wir 2016 genug auf unserer Tour.
Dieses Jahr ist für norwegische Verhältnisse extrem trocken und uns macht die unerwartete Hitze zu schaffen. Die Luft ist zwar relativ kühl, aber ohne Wind sind wir viel zu warm angezogen. Kurze Hose und ein kurzes Shirt wären angemessen gewesen, sind aber leider nicht dabei.
Dass es hier normalerweise deutlich feuchter zugeht erkennt man an den häufig ausgelegten Holzplanken, die heute komplett überflüssig sind. Auch die Flüsse sind erkennbar wasserarm.
Von Wasserarmut kann man dennoch nicht sprechen, immer wieder passieren wir Flüsse, die erfrischendes Nass bereitstellen, dass wir ausgiebig nutzen um uns abzukühlen. Bei jeder Gelegenheit halte ich den Kopf rein und mache die Kappe nass um die heißlaufende Birne per Verdunstungseffekt zu temperieren.
Wir haben einen Microfilterstrohhalm dabei, der jegliches Wasser trinkbar machen soll. Die Flüsse hier sollten alle auch so Trinkwasser führen, da hier aber Schafe weiden, ist es wohl besser auf Nummer Sicher zu gehen.
Der Weg ist oft mit Steinen übersät, was beim Gehen Aufmerksamkeit erfordert und das Tempo senkt.
Gegen Mittag erreichen wir mit Hedlo die erste Hütte. Ein Dieselgenerator erzeugt Strom und die Waschmaschine läuft. Die Wäsche hängt zum Trocken über den Büschen.
Ute geht mal rein und wird herzlich begrüßt. Drinnen ist es urgemütlich, aber man ist gerade mit Aufräumen beschäftigt und die Hütte ist für Besucher geschlossen. Im nächsten Jahr sind wir herzlich willkommen. Wir gehen noch etwas weiter und machen dann eine kurze Knopperspause.
Mittags halb 1 in Norwegen 🇳🇴
Hier ist eine tolle Badestelle die auch von einigen Nackedeis genutzt wird. Unterwegs begegneten wir bisher noch niemandem, aber ab und an sieht man doch mal Menschen. Ich nehme mir vor hier auf dem Rückweg ins Wasser zu gehen, aber jetzt wollen wir erstmal weiter, es liegt noch ein weiter Weg vor uns.
Endlose WeiteZiel in Sicht
Kurz vor 2 Uhr kommt unser Ziel das erste Mal in Sicht. Der Tafelberg sticht prominent aus der Landschaft heraus und ist ein logisches Ziel. Allerdings ist er verdammt weit weg.
Da lauert er unscheinbar im Hintergrund und wartet auf uns.
Bis da hin sollen wir laufen und dann auch noch wieder zurück? Dass das für uns in zwei Tagen machbar ist, bezweifeln wir. Hin wollen wir allerdings auf jeden Fall. Wir freunden uns über die nächsten Kilometer mit dem Gedanken an, dass das auch eine 3-Tages-Tour werden könnte.
Am nächsten Bach kühlen wir erstmal den Kopf und dann auch die Füsse. Es tut echt gut aus den heißen Wanderstiefeln rauszukommen und den meistbeanspruchten Körperteil in das kühle Nass zu tauchen.
Bei mir ist es mit Fusskühlung nicht getan, die ganze untere Hälfte bedarf der Temperierung (wobei das im Badischen ja auch noch zum Fuss gezählt wird). Da wir schon seit Stunden niemandem mehr begegnet sind, ist das völlig ungeniert möglich.
So erfrischt kann es weitergehen und die Rucksäcke tragen sich gleich viel leichter.
Um 15 Uhr erreichen wir mit Hadlaskard die zweite Hütte auf unserer Strecke. Komoot hatte uns zwar eine um 3km kürzere Route angeboten, aber die Sicherheit eines bekannt gangbaren Weges und einer Hütte unterwegs waren uns diese Extrakilometer wert.
Hadlaskard
Im Unterschied zu Hedlo ist Hadlaskard eine Selbstversorgerhütte. Als wir ankommen ist niemand da, die Tür ist offen. Wir treten ein und finden eine super aufgeräumte und gemütliche Hütte vor. Wir schauen in die Zimmer aber tatsächlich ist keines belegt. Das ist schon ein etwas merkwürdiges Gefühl, ein bisschen wie bei den sieben Zwergen.
Wir studieren die Vorräte und suchen alles nach einem kühlen Bier ab. Das Angebot besteht allerdings ausschließlich aus trockenen Lebensmitteln und ein paar Konserven. Ein kühles Bier oder eine Cola wären jetzt genau richtig gewesen. Davon fantasieren wir schon die letzten Stunden immer wieder. Auch im kühlen Keller findet sich ein solches leider nicht, aber es ist gut zu wissen, dass wir uns hier versorgen könnten, sollten wir wie inzwischen ziemlich sicher vermutet, einen dritten Tag für unsere Tour benötigen.
Wir ruhen noch etwas auf der Veranda im Schatten aus und ich denke mir, dass hier und jetzt ein perfekter Zeitpunkt für das Ende der Etappe wäre. Auch die Betten schauen sehr einladend aus, man könnte den Nachmittag auf der Veranda genießen, vielleicht noch ein paar Blaubeeren sammeln und in der ausgezeichnet ausgestatteten Küche einen frischen Blaubeerpfannkuchen zum Abend brutzeln.
17km sind wir in den letzten 6 Stunden gelaufen und bis zum Gipfel sind es nochmal 10km mit dem Löwenanteil der Höhenmeter am Schluss. Es hilft nicht, wir müssen heute noch ein paar Kilometer schaffen. Inzwischen ist es vier Uhr geworden und wir überqueren die letzte Brücke auf unserer Tour. Ab hier ist Waten angesagt wenn ein Fluss oder Bach zu queren ist.
Schon der Zugang der Brücke ist nicht nach Ute‘s Geschmack. Die Stahlseile sind auf halber Strecke zu weit oben und die Handseile sehr labbrig. Die Planke federt deutlich und ob die Nägel halten ist nicht ganz klar ersichtlich.
Die Konstruktion schwankt in alle Richtungen und trägt laut Beschriftung maximal eine Person. Da muss man also alleine drüber. Auf halber Strecke wird mir unterstellt ich würde an der Brücke wackeln, aber das macht Ute schon selbst. Als ich an der Reihe bin wackelt es noch deutlich mehr und ganz kurz fürchte ich einen Überschlag was mich direkt veranlasst nicht ganz so forsch weiterzugehen.
Schönheit am Wegesrand
In der nächsten Stunde schaffen wir 3km; bis 19 Uhr weitergehen wäre gut, denke ich, dann wären es bei gleichem Tempo noch 4km bis zum Gipfel. Ute handelt mich auf 5km herunter, aber 5.6km vor dem Gipfel reicht es uns beiden. Ich habe deutliche Überhitzung und Ute‘s Beine „wollen nicht mehr“. Wir suchen nach einem geeigneten Platz für unser Zelt und die Nacht.
Schon 100 Meter weiter finden wir ein tolles Plätzchen direkt am Weg. Hinter einem Busch sind wir vom inzwischen wahrnehmbaren Wind geschützt, der Platz ist eben, der Untergrund weich und für Heringe geeignet.
Wir bauen das Zelt auf und Ute bereitet unser „Nest“ für die Nacht. Als das erledigt ist, darf ich endlich den Kocher anwerfen. 800ml Wasser werden zum Kochen gebracht und in die Tüte mit dem Trockenfutter gekippt.
Umrühren und 10 Minuten ziehen lassen, dann sind die Spaghetti Bolognese fertig.
Heiss, lecker und sehr nötig. Es ist zwar erst Sieben, aber wir sind beide fertig mit dem Tag. Wir legen uns ins Zelt, Reißverschluss zu, Scheiss auf romantischen Sonnenuntergang in der Natur und Einsamkeit genießen. Wir dösen beide direkt ein.
Eine gute Stunde später wachen wir nochmal auf und knabbern einen Riegel zum Dessert. Der motiviert uns allerdings auch nicht mehr nochmal vor‘s Zelt zu gehen, und wir schlafen gleich wieder ein.
Auf der Fahrt von Kristiansand nach Helle hatte ich mal geschaut was es an alten Caches in Norwegen gibt, und war auf einen aus dem Jahre 2001 gestoßen, der auf einem Berg in einem Nationalpark liegt, nur zu Fuß in etwa 2 Tagen zu erreichen. Und dann wäre ja noch der Berg zu erklettern und man müsste dann auch noch wieder zurückwandern. Ziemliche Schnappsidee sowas in Erwägung zu ziehen.
Die Ausrüstung für so eine Tour haben wir dabei, wir wollten ja auf die Trolltunga und da übernachten. Und wir hatten uns ja gegen diese Tour entschieden. Eigentlich ist also dieser Berg das perfekte Ziel. Einsamkeit quasi garantiert.
Ich recherchiere also Informationen über den Berg und mögliche Tourvorschläge. Der Rother hat eine 4-Tagestour mit Hüttenübernachtung im Angebot die auch einen Besuch auf dem Gipfel vorsieht, aber 4 Tage? Das ist uns doch etwas viel. Und die Hütten hätte man vorab reservieren müssen.
Ich finde in einem Blog einen Bericht über eine 2-Tagestour zum Berg. 55km, 1500hm. Etwas mehr als was wir bisher so gemacht haben, aber nicht ausgeschlossen. Startpunkt quasi um‘s Eck. Der Plan ist geschmiedet, jetzt geht es an die Ausführung.
Wir bauen das Zelt auf um zu sehen ob es komplett ist und wie das genau funktioniert.
Dann packen wir die Rucksäcke für eine 2-Tagestour und stellen den Wecker auf 7:00.
Ob es da oben Mobilfunk gibt, wissen wir noch nicht, bis übermorgen Abend wollen wir jedenfalls zurück sein.
Unsere liebe Freundin Bärbel brachte uns auf die Idee mit den Pfannkuchen als wir von den Blaubeeren berichteten. Wir haben also die Zutaten zusammengesucht und nur Mehl fehlte.
Wie immer wenn man vertraute Lebensmittel in fremden Ländern sucht, kann das mitunter spannend werden.
Mehl haben wir gefunden, aber welches ist das richtige? Das deutsche Typensystem gibt es in Norwegen anscheinend nicht, und die Beschreibung war auch nicht so richtig aussagekräftig. Nach der Grafik auf der Tüte hätten wir gerne das mit dem Kuchen drauf gewählt, aber das gab es nur im 2kg Paket. Das andere Mehl kam dann eben mit.
Blaubeeren gibt es in Odda grad nicht, aber frische Pflaumen. So waren alle Zutaten beisammen und wir machten uns an die Zubereitung. Das Mehl schaute sehr dunkel und sehr vollkornig aus, ließ sich aber zu einem Pfannkuchenteig rühren.
Was lange rührt wird endlich Teig
Jetzt schlug die Stunde des Safari Chefs. Bisher hat er noch jede kochtechnische Herausforderung angenommen und auch diesmal gelingen die Pfannkuchen.
Wir finden aber eine Schwachstelle. Wie soll man den Pfannkuchen auf der Obstseite heile auf den Teller bekommen. Es fehlt ein Griff!
Wir behelfen uns mit der Pumpenzange und das Abendessen ist gerettet.
Den heutigen Tag wollten wir zum Ausspannen nutzen, am Besten mit Blick auf den Fjord. Ein Platz auf einer stillgelegten Tunnelumfahrung verspricht Fjordsicht mit Robben und Delfinen und sogar noch einen kleinen Wasserfall dazu.
Die schmale Einfahrt hält die dicken WoMo‘s fern, wir passen durch und platzieren uns eben für die Nacht.
Wasserfallund Fjordsicht
Wir kochen erstmal einen Kaffee und suchen mit dem Fernglas nach Robben. Tatsächlich sehen wir welche. Während wir so sitzen fällt immer mehr das Geräusch der Straße auf. So stellen wir uns beide ein schönes Plätzchen nicht vor, aber keiner sagt was. Es braucht eine Weile bis dieser Mangel an die Oberfläche kommt, aber dann sind wir schnell einig dass wir weiterfahren.
Der nächste Stellplatzkandidat ist an einem steilen sandigen Weg, die Zufahrt und schwierige Wendemöglichkeiten veranlassen Ute dazu erstmal anzuhalten und den Platz zu Fuss auszukundschaften. Per Telefon kommt das OK und ich fahre den Dicken rauf.
Richtige Entscheidung 😎
Die Zufahrt ist knapp an der Grenze was Bus und Reifen noch schaffen, aber es lohnt sich. Der Platz ist toll und wir genießen noch die Sonne, bevor wir uns an die Pfannkuchen machen müssen.
Die Nacht war dann doch ganz ruhig, die Partyleichen haben offenbar nicht lang durchgehalten. Frühstück gibt‘s auf dem Parkplatz und dann machen wir uns auf den Weg Richtung Odda.
Dabei geht es wieder durch diesen eindrucksvollen Kreisverkehr unter Tage:
Hier waren wir ja schonmal vor 5 Jahren und tatsächlich kommt nach der nächsten Kurve ein bekannter Wasserfall. Jetzt fällt uns auf was uns die ganze Zeit so komisch vorkam. Bisher war es extrem trocken und wir sahen keinen einzigen Wasserfall. Jetzt zeigt sich das vertraute Bild, hinter jeder Kurve ein neuer Wasserfall.
Letztesmal hatten wir allerdings deutlich mehr Regen und die regenverhangenen, von Wolken überströmten Berge erzeugten eine ganz andere Stimmung. Im Sonnenschein wirkt es hier völlig anders aber auch deutlich trockener.
Als frisch gebackener Canyoning Tourleiter sieht man sowas mit anderen Augen. Ich hätte wohl den Neo, Bohrmaschine und Haken einpacken sollen, ich schätze hier gibt es noch einige Erstbegehungen zu machen😜
Hinter der nächsten Kurve zeigt sich Odda, das uns vom letzten Besuch nicht besonders gut in Erinnerung ist.
Es sieht mit Sonne einladender aus, aber ist immer noch sehr industriell.
Die Straße am Fjord ist noch genauso eng wie 2016, Ute kennt unseren Dicken aber inzwischen so gut dass wir mit beiden Spiegeln durchkommen. Das schafft das WoMo vor uns nicht. Mit lautem Patsch fliegen direkt vor uns die Überreste zweier Spiegel durch die Gegend. Wie man bei sowas wohl die Schuldfrage klärt?
An jeder Ecke wird wieder Obst verkauft, wir fahren grad wieder durch Norwegens Obstgarten. Die Kirschenzeit ist allerdings vorbei, heute werden Plommer angeboten. Wir halten an und erstehen für 40 Kronen eine Schale Pflaumen, heute Abend gibt es Pfannkuchen mit Plommer😋