Heimreise

Kurz vor Sonnenaufgang müssen wir beide nochmal raus und legen uns wieder hin.

Wirklich müde sind wir nicht mehr, also stehen wir auf. Die letzte Etappe steht an.

Kaum ist die Sonne aufgegangen, packen wir zum vorerst letzten Mal die Bettdecke ein, verstauen alles und machen den Dicken klar für die letzten 7h.

Wir suchen und finden den Cache von gestern heute bei Tageslicht problemlos und können so ohne angefangene Sachen abreisen.

Um 12 suchen wir eine Patisserie am Weg und finden eine am Autobahnkreuz mit direktem Anschluss an zwei Autobahnen.

Der leckere 4-Zonen Obstboden lacht uns an. Die Bedienung kann kaum glauben dass wir den ganzen wollen. Uns langt er gut für das Kuchenfrühstück, denn heute Morgen gab es nicht mal mehr Kaffee. Der war leider schon aufgebraucht.

In Zweibrücken halten wir für eine kurze Shoppingtour, denn Ute braucht neue Crocs. Die alten haben sich in der Hitze verformt.

Crocs gibt es nicht, aber Birkenstock hat jetzt auch Vollplastiktreter und die passen. Ich bin mal gespannt wie gut die sich in der nächsten Wasserhöhle machen.

Die letzte gute Stunde Fahrt schaffen wir auch noch ohne nennenswerten Stau und können so um halb Sieben ausladen. Das geht inzwischen so schnell dass ich sogar noch Einkaufen und mit Backen für den Tag der offenen Tür morgen im gate anfangen kann bevor es dann endlich an‘s vertilgen der Reste aus Irland und Wales geht.

Der Dicke steht in seiner Garage und harrt freut sich auf die nächste Tour, fast genauso doll wie wir.

Abschied leicht gemacht

Der Morgen hält Nebel und Nieselregen bereit. Alle Pläne hier noch ein Fotoshooting zu machen fallen in die nebelige Suppe.

Mit einem frisch gebrühten Kaffee starten wir die Fahrt nach Dover. Wir sind für die 18:00 Fähre gebucht und können es entsprechend gemütlich angehen lassen.

Zum Mittag shoppen wir die letzten fehlenden Lebensmittel für den Rest der Woche und vespern an einem Wohngebietsrand. Um 15:03 sind wir in Dover und haben Glück. Wir werden auf die 16:00 Fähre umgebucht. Dover gibt sich zum Abschied wie zur Begrüßung in Nebel gehüllt.

Foggy white cliffs

Bevor wir ablegen, müssen wir noch auf die Irish Ferries Fähre warten. Erst als die vertäut ist dürfen wir mit 30 Minuten Verspätung los. Immer noch 90 Minuten gespart 😆

White (out) Cliffs of Dover

Wir überlegen noch die gesparten 90 Minuten heute in Richtung Heimat weiterzufahren, entscheiden uns dann aber doch für den Standardplatz am Kanal.

Der wurde offenbar frisch gemäht und es bietet sich ein ungewohnter Anblick. Da gibt es sogar eine Bank die bisher komplett zugewachsen war.

Wir essen erstmal zu Abend und schauen uns die Umgebung dann genauer an. Die Mähaktion hat unzählige Taschentücher zutage gefördert, es sieht etwas schmuddelig aus.

Sowas muss doch nicht sein. Das bringt die ganzen Wildcamper in Verruf und führt zu immer weniger schönen Plätzen für die Nacht. Ich sammele das schnell ein und hoffe so zum Erhalt dieses Plätzchens beitragen zu können.

Ein Womo kommt noch auf den Platz und fragt ob wir Angst vor Hunden haben. Sie würden ihren sonst gerne laufen lassen. Solange Hunde sich benehmen können, haben wir nichts dagegen, wie üblich „tut der Nix“. Einmal kurz beschnuppern und gut.

Wir machen noch einen Spaziergang am Kanal lang, finden einen Cache den wir vor 3 Wochen nicht fanden und finden dann den neuen Cache nicht. Eine Baustelle geschlossen und eine neue aufgemacht 😝

Als wir wieder zu unserem Dicken zurückkommen, zeigt sich das übliche. Herrchen fragt sich laut „ob der Hund jetzt Terz macht“ und genau das macht der Hund. Immer wenn es es heisst „der tut nichts“, kann man mit guter Gewinnchance darauf wetten dass das zwar dem Wunsch der Besitzer, aber nicht der Realität entspricht. Auch dieser Hund kann sich nicht benehmen, kläfft und stürmt auf uns zu. Herrchen hinterher.

Brecon Beacons

So heißt eine Bergkette hier in Südwales, benannt nach den Leuchtfeuern die auf den Gipfeln in alter Zeit zur Warnung vor Angreifern genutzt wurden.

Der Rother hat hier eine Wanderung und die hat – soviel gibt der GPS-Track her – „Horseshoe“ im Namen und ausserdem 945 Höhenmeter, könnte also was sein. Mit Hufeisentouren haben wir bisher nur gute Erfahrungen. Der Nachbar daheim kopiert uns freundlicherweise die Seite aus dem Rother, so dass wir etwas mehr Details haben. Die Tour ist sehr beliebt, dort einsam zu sein muss man nicht befürchten. Der kostenfreie Parkplatz sei außerdem schnell voll, früh aufstehen lohnt sich.

Dank Dieselgenerator, Nachbarn im PKW die ihre Alarmanlage nicht im Griff haben und einem Viehgitter auf der nahen Straße sind wir um 8:30 geparkt und mit geschnürten Wanderschuhen am Start.

Erstes Zeichen dass hier mit mehr Verkehr zu rechnen ist: Der Weg ist gepflastert. Ob die hier auch nepalesische Sherpas eingeflogen haben?

Zum Glück hat der Wind in der Nacht alles abgetrocknet und es ist nicht rutschig. Ute hatte da Befürchtungen und Sheep‘s Head Dejavu‘s zu nassen felsigen Wegen.

Rundrum ist alles grün, man könnte fast vergessen dass man nicht mehr auf der grünen Insel ist. Nach einer schafsicheren Tür kommt der erste Gipfel von vieren in Sicht, das Auf und Ab kann beginnen.

Wie immer bei Hufeisentouren geht es mit „Auf“ los. Da wir noch frisch und mehr oder weniger ausgeruht sind sind wir im Rekordtempo unterwegs.

Der erste Teil der Gipfelkette ist zu sehen und eindrucksvoll. Erst der rechte, dann der linke ist der Plan.

Gipfelsturm

Der erste Peak ist der Corn Du, 873m hoch und problemlos erreicht.

Einmal kurz runter, dann geht‘s wieder nach Oben. Der höchste der 4 Beacons ist der Pen Y Fan (886m).

Von hier sieht man die nächsten zwei Gipfel: Crybin und Fan Y Big. Es geht, wer hätte es geahnt wieder erstmal Ab.

Dieses Ab ist das steilste der Tour, aber ziemlich treppenmässig ausgebaut.

Cribyn (795m)

Ein weiteres Ab und Auf, dann sind die 4 Beacons bestiegen.

Die letzten Meter auf der Treppe zum Gipfel

Der Fan Y Big hat mal wieder eine Mini Trolltunga. Ute ist nur äußert schwer zu motivieren für das Gipfelbild da drauf zu gehen. Könnte ja abbrechen.

Fan Y Big (719m)

Der Vorsprung bricht nicht, und wir können den Rücken des letzten absteigen um dann an den Flanken der anderen drei entlang den Rückweg anzutreten. Dabei fällt eine abweisend aussehende Mauer auf. Sieht irgendwie nach Game of Thrones oder dem schwarzen Ritter aus, ist aber wohl nur die Staumauer eines leeren Wasserreservoirs.

Wir sind derartig gut in der Zeit dass wir die 4 Gipfel schon hinter uns haben als es endlich Zeit für die Vesper ist. Diesmal gibt‘s ein anständiges Brot für die Tour mit den meisten Höhenmetern.

Nach der Vesper ist es nicht mehr weit bis zum nächsten lokalen Maximum.

Kein weiterer Gipfel sondern ein Sattel. Der zählt nicht, daher gibts auch kein Foto. Bis hierher waren wir zwar nicht alleine, aber es war auch nicht überlaufen.

Für den Abstieg ändert sich das. Ein breiter Weg runter zum National Trust Parkplatz. Gebührenpflichtig aber dafür die leichteste Option für den höchsten Brecon Beacon. Und da laufen natürlich alle hoch und runter. Gerne auch mit dem Hund im Schlepptau.

Zurück mit Allen

Am Parkplatz zischen wir eine Limo, wir waren mal wieder viel zu warm angezogen. Aber bei Sturm und Regen in der Nacht zuvor ist man da eben tendenziell vorsichtig unterwegs.

Deutlich unter der vorgegebenen Zeit von 6h sind wir wieder am Bus. Was nun? Es gab da ja auch eine unvollendete Sache vom letzten Jahr. Ein nicht gefundener Cache.

Wir fahren hin und seilen uns an der Felswand ab. Ein bisschen Zweifel ob‘s noch geht, dann ist Ute wieder voll drin.

Kaum am Ziel hat Ute in Rekordzeit die Dose gefunden. Letztes Jahr waren wir wohl blind.

Und ein weitere Abschluss gelingt. Wir bekommen endlich raus wie man einen Platz in dem schönen Restaurant in Blaenavon bekommt. Das geht nur online. Das hätten sie uns bei den zwei Abfuhren zuvor ja mal sagen können.

Mit einem Vorurteil muss aufgeräumt werden. Man kann im UK ganz hervorragend essen. Wirklich schlecht haben wir hier noch nie gespeist. Und hier haben wir in einem völlig unscheinbaren Dörfchen, eine Perle gefunden. Dreierlei walisische Spezialitäten vom Rind und Hühnchen mit Pfeffer auf der walisischen Version von Fächerkartoffeln. 😋

Nach der Erfahrung von gestern verzichten wir diesmal auf‘s Dessert und machen uns bereit für eine letzte Nacht auf dem Bloreng. Mal sehen was heute für eine Show geboten wird.

Es sind 4 Jungs im Auto die quatschend und rauchend ab und an ihren Müll rausschmeissen. Eine große Tüte liegt auf dem Dach. Irgendwann sind sie mit dem Abendprogramm fertig und brausen los. In der ersten Kurve fliegt die Tüte weg. Es sind eine Isomatte und ein Schlafsack drin. Wir stopfen noch den rausgeschmissenen Müll dazu und legen sie zur Abholung bereit.

Dafür gibt es vom Womo nebenan ein „Well Done“.

Bis jetzt warten wir noch auf die Abholung, die Trottel suchen wohl noch.

Zur Nacht kommen noch die Wildpferde vorbei, wo hat man sowas noch?

Big Pit

Am Morgen erleben wir ein inzwischen bekanntes Ritual. Ein Quad mit Plastikbox am Heck in dem der Hirtenhund sitzt dreht eine Runde über den Platz. Es ist der Besitzer der zum Kassieren kommt.

In der Nacht hatte es schon angefangen zu regnen, und so bleibt es den Tag über. Wir machen uns auf in Richtung unserer zentralen Wales Anlaufstelle in Blaenavon. Da gibt es ein Kohlebergbaumuseum das eine lohnenswerte Führung unter Tage anbieten soll erfuhren wir gestern von Sonja.

Für einen Regentag geradezu ideal. Wir sind gegen Mittag da. Tickets für die Führung gibt es noch, aber man muss 40 Minuten Wartezeit in der Schlange einplanen und kann die Zeit nicht zum Futtern verwenden. Wir gehen also erstmal Futtern und hoffen dass es im Anschluss noch Tickets gibt.

Wir haben Glück. Es gibt noch Tickets und die Wartezeit ist auch nicht mehr so lang.

Ein Bergmann im orangen Overall holt uns ab und wir werden vor dem Schacht mit Blick auf die Fahrkörbe mit Helm, Gasmaske und Geleucht ausgestattet.

Dann sammeln wir uns vor dem Fahrkorb. 90 Meter soll es gleich runtergehen.

Das Licht ist schonmal an, aber noch brauchen wir es nicht. Es ist noch hell in der Halle.

Als Nächstes heißt es alles abgeben was ne Batterie hat. Die Mine ist zwar seit 1979 stillgelegt, wird aber noch unter den selben Bedingungen wie damals betrieben. Ergo: nichts was Funken schlagen kann darf da runter. Handy, Kamera, Uhr, alles bleibt oben. Es gibt also keine Fotos von unter Tage.

Big Pit nahm 1880 den Betrieb auf, damals noch unter unvorstellbaren Bedingungen mit Pferden die die Loren zogen. Die Tiere schaffte man in die Mine und da blieben sie dann ohne Licht bis sie nach 3-4 Jahren starben und irgendwo da unterm vergraben wurden. Den Menschen ging es nicht viel besser.

Für uns geht es nun dicht gedrängt zu 17 in den Korb, und nach unten. Früher fuhren immer 30 in einem Korb. Ohne Lochblech an den Türen und deutlich schneller.

Unser Führer war selbst Bergmann und erzählt sehr lebendig von den Bedingungen damals. Als erstes fragt er aber ob jemand von der Regierung da wäre und warnt uns den Namen einer gewissen Frau nicht zu erwähnen, die dafür sorgte dass hier nach großen Protesten 1979 alles dichtgemacht wurde. Wer das tut, kommt nicht mehr nach oben.

Für das Museum arbeiten ausschließlich Bergmänner, die das Bergwerk auch in Schuss halten können, und die Stützkonstruktionen ertüchtigen wenn das nötig wird. Da es da ein Nachwuchsproblem gibt, sind die Tage des Museums vermutlich gezählt.

Wir erfahren wie es zu Anfang ohne Strom gemacht wurde, und wie dann Maschinen eingebaut wurden, die die Loren zogen. Wir kannten das ja bereits aus Bochum, aber das hier ist deutlich authentischer und vor allem älter. Es gibt hier noch die Pferdeboxen zu sehen.

Dazu die Führung aus erster Hand, man kann dieses Museum nur empfehlen. Der Eintritt ist kostenlos, Parken und Führung je 5 £.

Im Anschluss an die Tour unter Tage kann man noch das Gelände erkunden und eine Ausstellung besuchen.

Schmiede
Massiv parallele Stiefelputzanlage
Duschen
Spinde

Interessante Details: Hier trugen die Bergleute Orange, bei uns Weiß. Hier heißen die Grubengase „Damp“ was aus dem Deutschen übernommen wurde (Altes Wort für Dampf), währen es bei uns „Wetter“ heißt.

Nach dem Museumsbesuch stehen wir im Regen. Windig ist es auch. Beste Option: Pub suchen und was essen.

Unsere Glückssträne reißt. Der erste Pub, wo wir vor 2 Wochen schon nicht reinkamen ist ausgebucht. Option 2 serviert erst ab 6, Option 3 erst am Mittwoch, Option 4 ist wieder voll. Inzwischen haben wir alles in der Umgebung abgeklappert und nehmen Option 5. Die Atmosphäre ist nicht so richtig gemütlich, aber das Essen ist OK. Das Dessert plumpst in den Magen und verbreitet ein ausgesprochen schweres Gefühl. Beim letzten Löffel des Chesecakes im Glas kapitulieren wir. Entsprechend regnet es weiter.

Der angestammte Platz auf unserem Lieblibgsstellplatz ist besetzt, und der Wind schaukelt den Dicken schon ohne offenes Dach ordentlich durch. Hier macht Ute sicher kein Auge zu.

Wir setzen um auf den Platz etwas tiefer am See. Da ist frisch geteert und ein neues Schild gibt es auch: Campen verboten. Option 3 ist kaum besser: kaum besser windgeschützt und komplett uneben.

Wir fahren in Richtung der Wanderung die wir morgen machen wollen. Option 1 direkt an der Straße, Option 2 ebenfalls. Option 3 nehmen wir.

Es ist windstill, dafür fliegen die Midges hier, und ein Dieselaggregat brummt recht laut vor sich hin. Besser wird es heute nicht mehr, wir bauen auf Morgen.

Pembroke

Bei der Morgentoilette fällt mir die etwas unorthodoxe Installation auf. Bevor wir abreisen muss ich das unbedingt noch fotografieren.

Pissrinne 2.0

Wenn man die Urinale schon in den Bodenablauf führt, dann sind die Klosteine eine geniale Idee um den Murks zumindest olfaktorisch zu verstecken. Die Siphone hätte man sich bei dieser Anschlussart wohl sparen können. Dass unangenehme Gerüche aus der nicht vorhandenen Kanalisation entweichen, muss man nicht befürchten.

Passend zum Wetterumschwung frischt der Wind auf. Wir erreichen die Fähre pünktlich, haben diesmal für den richtigen Tag gebucht und die Fähre fährt tatsächlich mit uns an Bord los.

Irland verabschiedet uns mit einem Regenbogen über Rosslare. Wunderschön. Passender könnte der Abschluss für die sehr eindrücklichen und spannenden Tage kaum sein. Wir sind gerührt.

Die See wird durch die steife Briese mit kleinen Schaumkrönchen verziert und die Fahrt wird etwas unruhiger. Das schlägt Ute auf den Magen. Der Muffin zum Frühstück war wohl doch keine gute Wahl.

Die Fährverbindung Rosslare-Pembroke bietet nicht nur die bessere logistische Option, sondern überzeugt auch durch die Einfahrt in den Milford Haven. Ein recht breiter und sehr fraktaler Meeresarm ragt hier in die Landschaft und beschert uns eine ungewöhnlich interessante Anfahrt.

Skokholm
St. Ann‘s Lighthouse
Stack Rock Fort
Öltanker
Nette Örtchen

Um 13 Uhr sind wir wieder in England und suchen uns eine Wanderung aus dem Rother raus. Praktischerweise gibt es 20 Minuten von Pembroke entfernt eine. Unpraktischerweise ist der Rother daheim geblieben. Wir haben nur den Track auf dem GPS und keine Idee was uns erwartet.

Der Parkplatz soll 10 Pfund kosten und Übernachten ist verboten. Zum Glück habe ich 200m vorher einen Campingplatz gesehen. Wir fahren hin. Es handelt sich zwar nur um einen große Wiese mit Dixi Klos, aber für 12 Pfund sind wir hier incl. Übernachtung besser bedient und haben eine schützende Hecke die uns den Wind heute Nacht ausbremsen soll. Es sind bis zu 70 km/h angesagt in den Morgenstunden.

Nach einer kleinen Vesper machen wir uns auf die Wanderung. Immer dem GPS nach und gespannt was uns erwartet.

Zuerst mal ein Seerosenteich und dann geht es auch schon an die Küste. Die ist wie gerne in Wales sehr schön geraten.

Nach grüner Küste und Traumstrand wird es schnell wieder klippig.

Uns fallen Pfosten in der Wiese auf, immer im etwa selben Abstand zur Kante. Ganz eindeutig: hier wird geklettert. Wir sehen aber niemanden der gerade aktiv wäre.

Die ersten Regenwolken ziehen auf, und wir ziehen die Regenjacke an, nur um sie nach einem kurzen Schauer wieder auszuziehen.

Das Spektakel liefert dramatisches Licht, nervt aber mehrfach mit dem Jacke an / Jacke aus Spielchen.

Zum Ende der Runde stehen wir wieder am Seerosenteich, diesmal mit einer Schwanfamilie.

Auf die schöne Wanderung gönnen wir uns noch einen Besuch im Pub im die Ecke. Ohne es zu ahnen landen wir am Tisch der Kletterfreunde mit Bildern die der ortsansässige Kletterfotograf im letzten Jahr von den Profi‘s an den Klippen hier geschossen hat. Die Elite der Klippenkletterer gibt sich hier offenbar die Klinke in die Hand.

Der Fotograf zitiert den schönen Satz: „Schiffe sind im Hafen sicher, aber dafür wurden sie nunmal nicht gebaut“. 💯 Wie wahr.. nur wer den sicheren Hafen verlässt, kann was erleben.

Wechsel Wetter

Nach einer Nacht, die noch etwas nachschwankte, haben wir das Gefühl hier langsam eingemeindet zu werden. Der Schäfer der jeden Morgen mit Qiad und Hund an den Strand fährt grüßt. Bisher hatte er immer nur in den Bus gestarrt beim vorbeifahren.

Wir drehen noch eine Runde mit dem Kayak in der Bucht. Die Wellen sind heute erstaunlich hoch, aber Ute stört das lange nicht. Erst kurz vor dem Ende der Bucht heißt es Stopp und volle Fahrt zurück.

Ich würde noch gerne einen Blick auf die Stags werfen und wir versuchen es an der anderen Buchtseite im Windschatten. Da sind die Wellen zahmer und die Stags kommen in Sicht.

Mir erscheinen sie riesig und sehr nah.

Das liegt wohl an der Perspektive und ich habe den Verdacht dass die Expedition gestern dazu auch irgendwie beigetragen hat.

Ich frage Ute ob wir nicht doch nochmal schnell hinpaddeln sollen? Die Antwort kommt nicht ganz so prompt wie erwartet, ich deute das als gutes Zeichen.

Wir machen noch ein Abschiedsbild mit den Stags im Hintergrund, da erscheinen sie schon wieder deutlich kleiner. Und weiter weg.

Da das Wetter heute schlechter werden soll, und der Himmel sich bereits verdunkelt machen wir uns auf den Rückweg. Boot trocknen und einrollen, Bus klarmachen und los geht es.

Wir lassen das Abenteuer von Gestern nochmal Revue passieren. Mir fällt ein Satz aus der Beschreibung der Paddeltour ein: „… BUT your situation causes everything to appear a wee bit more atmospheric than it actually is.

Genau so würde ich das im Nachhinein auch beschreiben. Auch einem zweiten Satz würde ich zustimmen: „A paddle out to and around the Stags is a world-class kayaking experience…“

Nicht dass ich groß Erfahrung im See Kayak hätte, aber das Erlebnis ist definitiv weit vorne.

Unterwegs überlegen wir dass wir die Route über Rosslare testen könnten und stellen fest, das das auf dem Hinweg wesentlich effizienter gewesen wäre, vor allem beim Weg über Wales und unserem Start im Süden Irlands hätte das einige Kilometer und Zeit gespart.

Wir steuern also Rosslare an. Der Tag geht fast komplett für die Fahrerei drauf. Ein kurzer Stopp an einem See zum Mittag dann geht’s direkt weiter bis zum ersten besten Campingplatz vor der Fähre. Duschen und dann gibt‘s Burger vom Grill.

Beim Essen hören wir eine Taube gurren. Ute sagt grad „klingt als sässe die im Bus“, da sehen wir sie oben drauf sitzen.

… die Taube auf dem Dach

Damit sie gar nicht erst auf die Idee kommt das das ein guter Platz für die Nacht wäre, muss das Handtuch als Armverlängerung herhalten bis die Gute sich erhebt.

Ein kleiner Verdauungsspaziergang zum Strand ist noch drin. Nur sitzen ist auch nichts. Bevor wir ans Wasser kommen gibt‘s erstmal die typischen zugewachsenen Wege und alte Gemäuer zu bewundern.

Die Baumtunnel entstehen,weil man hier nur rechts und links frei schneidet.

Privatfriedhof mit Ruine

Am Strand sehen wir noch 2 Badende im Wasser. Ich halte das eher für Bojen. Nach einer halben Stunde frage ich Ute ob sie das immer noch für Badende hält, da die sich so gut wie gar nicht bewegt haben und es nicht wirklich warm ist. Ute will mir gerade zustimmen, da steigen die zwei aus dem Wasser. Also hier gibt es schon ein paar hartgesottene.

Morgen um 8:45 geht‘s rüber nach Wales, da haben wir auch noch was Unvollendetes zurücklassen müssen als wir holterdipolter zur Fähre eilen mussten.

Machbarkeitsstudien

Wie kommt man überhaupt auf die Idee, zu solchen vorgelagerten Felsen, in Irland „Stags“ genannt, rauspaddeln zu wollen?

In meinem Fall kam das so:

2019 waren wir schonmal hier, auf Empfehlung des Rother wanderten wir die North Mayo Cliffs entlang und erspähten die Stags of Broadhaven. Und wir sahen weiterhin dass 2016 jemand dort auf dem höchsten Stag einen Geocache platziert hatte. Nachzulesen ist das hier.

Als Ute dieses Jahr nach Irland wollte war klar, nochmal stehen wir nicht ohne Boot da. Und so kam es, dass wir hier gestern mit Boot und unpassendem Wind blöd dastanden.

Wir nutzten die Zeit um mit den Betreuern vom Ferienlager über die Gewässer hier zu sprechen. Die Empfehlung war die Bucht nicht zu verlassen, schon gar nicht bei ablandigem Wind. Die Jungs hatten sich auch noch nicht weiter rausgewagt.

Die Sicht vom Aussichtspunkt auf die Stags und die bisherigen Erfahrungen mit dem offenen Atlantik führten bei Ute zu einer unruhigen Nacht in der sie sich schonmal mit sämtlichen realen wie irrealen Katastrophen vertraut machte.

Ich schaute mir die Windprognosen für heute an. Morgens früh schwacher Wind, aber ablandig und dann gegen 17 Uhr abschwächender Wind und gegen 19 Uhr sogar eine Drehung auf anlandigen Wind.

So ganz sicher bin ich mir nicht dass es wirklich möglich und eine gute Idee ist da rauszupaddeln. 7km Round Trip und gute 2 km über den Atlantik bis man die Stags of Broadhaven erreicht, und dann muss man ja noch anlanden, raufklettern und das ganze zurück.

Es ist also an der Zeit, meine eigene Medizin zu nehmen. Wenn man sich was nicht traut, kann das daran liegen dass es wirklich eine schlechte Idee ist, oder daran dass man noch nicht die Erfahrung hat um ein Unterfangen fundiert einschätzen zu können. In den allermeisten Fällen ist es letzteres. Es gilt langsam in kleinen Schritten Erfahrungen zu sammeln, die dann eine Basis legen auf der man eine gute Entscheidung treffen kann.

In den meisten Fällen ist es Ute, die ich mit diesen kleinen Schritten auf unsere Touren vorbereite, jetzt muss ich mich selbst und Ute soweit bringen heute Abend in Richtung Stags in See zu stechen.

Meine Erkältung entwickelt sich zu einer unangenehmen aber nicht einschränkenden Variante, und so schöpfe ich Hoffnung das Unterfangen wenigstens voranzubringen. Nach dem Morgenkaffee mache ich das Boot klar.

Ute eröffnet mir das Ergebnis ihrer Nachtschicht: Auf keinen Fall paddelt sie weiter raus als bis zum Pier, ab da kann ich alleine weiterfahren.

Damit fangen wir mal an. Erstmal einsteigen und ab geht die Paddelei. Nach 100m erreichen wir den Pier, aber Ute ändert den Plan. Wir können noch etwas weiter fahren, nur keinesfalls aus der Bucht raus.

Also gut, wir paddeln weiter. Als links eine Felsnase ins Wasser ragt ist für Ute das Ende der Bucht erreicht, wir können aber jetzt mal auf die andere Seite queren und dann aber zurück.

Felsnase in Sicht

So wird es gemacht. Auch hier zeigt sich dass 1,3km hin und 1,3km zurück an Streckenlänge kein Problem sind. Ich setzte Ute am Pier ab, baue das Boot auf Einsitzer um und steche erneut in See.

Erste Erfahrung: auch bei ablandigem Wind kommt man zumindest in der Bucht gut gegen den Wind zurück.

Zweite Erfahrung: Alleine habe ich weniger Tiefgang und bin entsprechend windanfälliger.

Ich paddele wieder vor zum Ende der Bucht und taste mich langsam am Ufer entlang vor. Die Wellen werden etwas höher, aber der Wind nimmt ab, da der Uferfels hier Windschatten gibt. Erfahrung 3.

Ich taste mich weiter vor. Die Stags draußen und ein Felsen vor der Küste kommen in Sicht. Sieht auf den ersten Blick machbar aus, denke ich mir. Man hat ein Ziel zum ansteuern und muss nicht ohne Ziel auf das offene Meer rauspaddeln. Erfahrung 4 ist eingesammelt.

Für die erste Erkundung reicht mir das. Noch schnell ein Selfie vor den imposanten Klippen und retour.

Erfahrung 5 lautet: Zurück in die Bucht ist völlig problemlos. Keine Strömungen oder sonstiges Ungemach. Ich entdecke eine Höhle in den Klippen und paddele rein.

Blick aus der Höhle

Auf dem Weg zurück zum Pier stelle ich fest, dass es gegen den inzwischen aufgefrischten Wind auch in der Bucht Arbeit bedeutet zurückzukommen, aber auf einem Level den ich länger durchhalten würde.

Begeistert erzähle ich Ute von der Höhle und dem Bereich knapp außerhalb der Bucht. Ganz so begeistert scheint sie nicht, lässt sich aber drauf ein sich die Höhle zeigen zu lassen.

Zuerst aber essen wir was zu Mittag. Leere Mägen paddeln nicht gerne. Wir haben gerade das Müsli zusammengerührt, da fährt jemand mit einem Motorboot im Schlepp an uns vorbei vor zum Pier. Ute wittert eine Chance aus der Paddelnummer rauszukommen, lässt das Müsli stehen und flitzt hinterher.

Die Locals wollen zum Fischen rausfahren, ich frage mal vorsichtig wie dämlich die Idee ist zu den Stags rauszupaddeln. Der Kumpel der Fischer gibt Preis dass er auf keinen Fall da rauspaddeln würde und empfiehlt zu Fuß vor ans Ende der Bucht zu laufen und sich das von da anzuschauen.

Die Fischer raten wegen des ablandigen Windes davon ab. An der Küste lang sähen sie öfter mal Paddler, aber nie raus zu den Stags und nur bei anlandigem Wind. Sie selbst fahren nie soweit raus. Mitnehmen würde daher auch nicht gehen. Später entschuldigt die Frau des einen die Absage und erläutert dass das eher versicherungstechnische Gründe hatte. Wir widmen uns wieder unserem Müsli.

Das Windmaximum heute ist für 14 Uhr angesagt, danach soll es langsam ruhiger werden, wir warten noch etwas ab und starten gegen halb drei in Richtung Ende der Bucht und Höhle.

Je weiter wir dem Ende der Bucht kommen, desto nervöser wird Ute. Als die Felsnase in Sicht kommt, aber die versprochene Höhle nicht, reicht es Ute. Wir drehen um. Nach ca. 50 Metern starte ich nochmal einen Versuch. Wir müssten nur an der Nase vorbei, da ist die Höhle und die Bucht ist da noch nicht zu Ende, und sowieso ist da Windschatten.

Also gut, neuer Versuch. Wir wenden und steuern die Felsnase an. Passieren sie, während Ute aufpasst dass wir nicht zu nah an die Felsnase kommen. Da brandet die Brandung nämlich gar grässlich, und Ute hat heute Nacht schon gesehen das man da übel aufgerieben wird wenn man zu nah drankommt.

Die Höhle kommt in Sicht, ich steuere darauf zu, aber Ute erkennt die nächste Gefahr. Rechts ist es sehr flach. Ich bestätige das das heute Morgen auch so war, und man links gut dran vorbeikommt. So machen wir das dann. Und schwups sind wir in der Höhle. Es gluckert und gluckst, und Ute will da sofort wieder raus, zumal es nicht nur gluckert und gluckst sondern auch noch dunkel ist und nicht gut riecht.

Nix wie raus hier

Ich versuche mein Glück nochmal und schlage eine Tour aus der Bucht raus an der Küste entlang vor, und kassiere direkt eine Absage. Die Höhle war schon nix, und aus der Bucht raus bringen sie keine 10 Seepferde. Inzwischen bin ich leidlich gut darin zu erkennen wann es sich lohnen könnte weiter zu bohren und gebe auf. Wir paddeln zurück.

Ich studiere nochmal die Windvorhersage und schmiede einen Plan. Wenn das klappen könnte, dann Start um 17:00. Hin mit abschwächendem Gegenwind und zurück hoffentlich mit Windstille oder sogar Rückenwind.

Trotz mehrfacher Überzeugungsversuche steche ich um 17:00 alleine in See. Ausgestattet mit Actionkommunikator Milo, WhatsApp Standortfreigabe und Fernglas begibt sich Ute zum Ausgucksposten aus dem 2. Weltkrieg um meine Fahrt zu verfolgen und Notfalls die Rettung zu alarmieren. Während Ute auf den Berg läuft, paddele ich los und komme gut voran. Nach 10 Minuten bin ich die 1,3 km aus der Bucht gepaddelt und nehme die guten 2 km in Richtung Stags in Angriff.

Die Kommunikation mit Ute klappt über den Actionkommunikator prima. Die Wellen werden höher, aber viel länger. Ich schaukele sanft auf und ab und sehe Papageiengaucher aus der Nähe. Guter Dinge paddele ich weiter.

Ute sieht mich anfangs gut vorankommen, dann aber stark nach rechts abdriften. Sie fragt sich besorgt wie ich so die Strecke schaffen soll.

Das Milo knackt und ich erhalte die Info dass ich nach rechts abdrifte. Ich hatte eher das Gefühl ich drifte nach links😮

Ich realisiere dass es eine gute Idee wäre, gelegentlich rückwärts zu schauen. Bisher hatte ich das Ziel fest im Blick um Kurs zu halten, aber irgendwann muss ich ja auch zurück und da wäre es doch prima wenn man sich einprägt wo man herkam.

Nun erkenne auch ich dass ich nach rechts abdrifte und korrigiere den Kurs. Außerdem präge ich mir ein wo ich herkomme und wo ich nachher zurück muss. Die Bucht und der Aussichtspunkt sind gut zu erkennen.

Nach 600m ist die Reichweite des Milo erreicht und ich erhalte die Meldung dass die Verbindung abgerissen ist. Von nun an bin ich auf mich gestellt, ohne Ute‘s Stimme im Ohr alleine auf dem Atlantik. 600m geschafft, noch 1,4 km zu paddeln.

Für Ute bietet sich dieser Anblick.

Wo ist der Paddler?

Es werden fast 3km durch die Drift nach rechts und die Strecke wird immer zäher. Aber die Stags kommen näher. Die Wellen werden höher, sind aber weiterhin so lang, dass ich nur sanft auf und ab schaukele. Die Sicht nach vorne wird aber ab und an deutlich durch die Wellenberge begrenzt und ich fürchte das das für Ute so aussieht als würde ich ab und an verschwinden.

Derartige Gedanken sind der Ereichung des Ziels selbstverständlich nicht zuträglich, müssen also in Schach gehalten werden. Ich konzentriere mich auf das was ich beeinflussen kann und beurteile die Lage so gut es geht objektiv. Ich komme zum Schluss dass ich weiterpaddeln kann und tue das.

Je näher ich den Stags komme, umso mehr Papageientaucher sehe ich, und umso höher werden die Wellen. Ich meine sogar einen Schweinswal ein paar Meter voraus Blasen zu sehen. Ich freue mich über die Gesellschaft und denke lieber nicht darüber nach was sich unter mir alles tummeln mag. Man nennt das mentale Hygiene. Ein aktiver Prozess der Gedanken nach zuträglich oder unzuträglich sortiert und entsprechend priorisiert. Ich kenne das vom klettern und hier hilft es auch. Ich erreiche die Stags nach insgesamt 47 Minuten an der windabgewandten Seite.

Mein Ziel ist der zweite Stag links. Ich paddele am ersten rechts vorbei und schaue mir den Kanal dazwischen an. Ich las zwar dass die schmalen Passagen die Wellen des Atlantik verstärken, denke aber das das hier breit genug sein sollte und paddele in den Kanal. Nach 7 Minuten bin ich durch und sehe was auf der Luvseite abgeht. Die Wellen prallen hier auf die Stags und interferieren mit den zurückgeworfenen Wellen. Es sieht stellenweise recht wild aus.

Unterdessen stellt Ute fest dass der Wind wie vorhergesagt komplett still geworden ist. Das hat zur Folge dass Mitches auftreten, die es offenbar von Schottland herübergeschafft haben. Bisher hielten wir Irland für Mitchfrei. Sie hat gesehen dass ich an den Stags angekommen bin und beschließt sich am Bus mit Insektenmitteln zu versorgen, da sie davon ausgeht dass ich eine Weile beschäftigt sein werde anzulanden und den Cache zu suchen.

Bei der Vorbereitung sah es auf den Satellitenbildern so aus, als gäbe es auf der linken Seite eine Bucht, da wollte ich anlanden. Jetzt sehe ich dass die Bucht ein Felsbogen ist, und man da nicht anlanden kann.

Ich müsste jetzt zurück durch den Kanal oder links am Bogen nachschauen. Die Brandung ist wild und ich tanze auf und ab. Ute hatte mir ja bildlich erklärt was passiert wenn man dem zu nah kommt, und nehme Abstand. Kurz fürchte ich dass ich gegen die gerade besonders hohe Welle nicht ankomme, schaffe es aber mühelos in sichere Distanz.

Jetzt bräuchte ich jemanden an Bord der mir gut zuredet oder dem ich gut zureden muss. Beides hilft in solchen Fällen Motivation zusammenzukratzen aber ich bin alleine.

Ute hat sich inzwischen mit Autan imprägniert und mein Mückenschutzhemd eingepackt und flitzt wieder in Richtung Ausguck. Die Aussicht auf weitere 45 Minuten zuschauen wie der gelbe Punkt auf dem Meer größer wird, oder schlimmer noch, ich gar nicht zu sehen bin schlägt ihr auf den Magen.

Ich treffe die Entscheidung es für heute gut sein zu lassen. Ich habe mich soweit vorgetastet wie ich mir zutraue und mir die Machbarkeit eines weiteren Schritts der Aufgabe bewiesen. Mit einem 2. Abenteurer an Bord geht das sicher gut, aber alleine ist mir das heute zu heiß, der Schritt jetzt anzulanden zu groß.

Erleichtert über diese Entscheidung setze ich Kurs auf‘s Festland, freue mich in ca. 600m Entfernung von der Küste wieder Ute‘s Stimme zu hören und paddle los.

Stags hinter mir, volle Fahrt retour.

Die Stags im Rücken werden kleiner, und ich komme gut voran in Richtung Küste. Der Wind ist komplett weg und ich komme mit der Flut als Helfer schnell voran.

Die Senke in der Mitte ist das Ziel

Ich wundere mich noch nichts von Ute zu hören, und mache mir Sorgen. Aktiv schalte ich das ab, denn es hilft grad nicht weiter, und ich könnte sowieso nicht helfen wenn etwas wäre. Ich konzentriere mich auf die Papageientaucher. 4 schwimmen vor mir. Als ich näher komme taucht der erste ab, dann der zweite. Der dritte flattert davon und der 4. entscheidet sich wieder für‘s Tauchen.

Papageientaucher auf der Flucht

Nach 30 Minuten habe ich die Bucht und damit die Sicherheit der Küste erreicht.

Ute eilt den Berg hinauf und fragt sich was sie wohl erblicken wird, wenn sie Oben ist. Bin ich schon zu sehen, wie lange werde ich brauchen und werde ich abgetrieben? Wie lange muss sie das winzige gelbe Fleckchen im Fernglas anstarren um zu sehen ob ich noch paddele oder nicht? Sie hofft sehr dass ich zu sehen sein werde. Die Aussicht da oben zu warten und nichts zu sehen verknotet den Magen.

Der Milo erlöst uns beide von der Ungewissheit und Ute ist sehr froh zu hören dass ich unerwartet schon in der sicheren Bucht bin und kann es kaum glauben.

10 Minuten später lege ich an. Es gibt viel zu erzählen, und wir bringen uns gegenseitig auf den aktuellen Stand und tauschen aus, wie es uns ergangen ist.

Boot an Land und zum Bus tragen, nasse Sachen aufhängen und dann gibt’s endlich Abendessen und ein Anstoßen auf den offenen Atlantik.

Während ich das erlebte noch zusammenschreibe lässt Ute die Anspannung abfallen und begibt sich in‘s Land der Träume, wohin ich sogleich folgen werde.

Ein letzter Blick durch die Bucht hinaus auf den Atlantik, nicht alles können wir auf dieser Tour abschließen, aber wir haben große Schritte getan um uns in eine gute Position beim nächsten Mal zu bringen.

Es ist ein unfassbares Glück jemanden zu haben, der einen sowas machen lässt ❤️

Zu viel Wind

Wir starten früh, kaufen ein und sind gegen 1 am Ziel.

Es ist recht windig und der Wind ist ablandig. Sehr unpassend für die geplante Paddeltour. Dazu kommen noch Erkältungssymptome bei mir. Wir essen erstmal was.

Immerhin die Aussicht passt.

Frisch gestärkt wandern wir vor zum Ende der Bucht um uns das Meer außerhalb der Bucht anzuschauen.

Da oben weht der Wind gleich doppelt so stark und raus auf den Atlantik.

Der Plan zu den vorgelagerten Inseln zu Paddeln verpufft. Die Laune sinkt. Wir spazieren noch eine Weile und genießen die Aussicht. Und wie es ein Fotograf formuliert den wir treffen: Immerhin scheint die Sonne.

Wir schauen den Betreuern vom Kindercamp hier zu, wie sie mit 40 Kids schnorcheln gehen. Immer 5 Schnorcheln während die anderen warten. So kriegt man den Nachmittag auch rum.

Wir laufen nochmal vor zum Aussichtspunkt aus dem 2. Weltkrieg, wo sich offenbar eine seltsame Münzsammlung etabliert hat. Ein paar Euros sind noch unverrostet, wir überlegen kurz sie vor dem Rost zu schützen, lassen sie aber dann doch lieber da, wer weiß welche Geister wir so erzürnen würden.

Auch unser Nachmittag neigt sich dem Ende entgegen und wir können den nicht so erfolgreichen Tag mit einem leckeren Abendessen bei schöner Aussicht abschliessen, und das ist auch was Feines.

Wir hoffen mal dass morgen der Wind dreht. Daumen drücken!

Strandtag

Der Holzfäller nebenan war schneller als gedacht mit den letzten irischen Wäldern fertig, und so sind wir gut ausgeschlafen.

Der Berg hängt in den Wolken und wir wissen nicht so recht was wir machen sollen.

Erstmal Frühstück und dann sehen wir weiter. Irgendwie sind wir beide etwas überfordert mit dem bisher erlebten und den vielen Orten an denen wir waren.

Beim Kaffee gesellt sich Rose zu uns, die 18 Jährige Tochter der Nachbarn ist kognitiv und körperlich stark eingeschränkt und findet auf dem Campingplatz immer nette Leute. Sie setzt sich zu uns in den Bus, ist schockverliebt und will Ute schnellstmöglich mit ihrem Vater wegschicken. Ballspielen ist dann aber doch spannender und Rose zieht nach ein paar Handküssen in Richtung Spielplatz weiter.

Der Traumstrand mit großer Bucht vor der Tür lädt dazu ein das Boot aufzupumpen und eine Runde zu paddeln. Immer Donnerstags macht ein Crêpe Stand hier Station, den planen wir für die Mittagspause ein. Bis dahin ist noch eine Stunde Zeit, die wir nutzen um die Bucht per Boot zu erkunden. Bis zum Ende der Bucht sind es 1,3km.

Kurz bevor die Bucht in den Atlantik übergeht, liegt rechts ein kleiner Sandstrand, den steuern wir an.

Ein kleiner Privatstrand nur für uns, herrlich. Ein Kalb schaut neugierig zu uns rüber und wir sagen Hallo.

So interessant sind wir dann doch trotz roter Schwimmwesten nicht, so dass wir schnell wieder alleine sind.

Ich würde ja zu gerne um die Ecke auf den Atlantik rauspaddeln, aber da ist Ute raus. Sie bleibt am Strand und ich kann das gerne alleine machen.

Ohne Ute bin ich etwas Hecklastig unterwegs und sitze schnell in einer Pfütze, da sich das Wasser natürlich hinten sammelt. Kaum aus der schützenden Bucht raus werden die Wellen etwas höher, was nach anfänglicher Skepsis richtig Spaß macht.

Ich sammele Ute wieder ein und wir paddeln zurück zum Strand und kosten uns durch die Crêpe Variationen.

Sugar und Lemon ist für mich eine Neuentdeckung und richtig gut. Wir erfahren dass Franzosen und Deutsche den braunen Zucker bevorzugen.

Zum Verdauen legen wir uns an den Strand, der langsam voller wird.

Recht bald sind wir durchgegart und reif für eine Abkühlung. Wir drehen eine zweite Runde im Boot. Ziel: raus aus der Bucht. Zumindest versuche ich Ute das schmackhaft zu machen, stoße damit jedoch auf kategorische Ablehnung.

Also paddeln wir nochmal bis zum Ende der Bucht, drehen um und folgen der Küste: Nach ca. 100m schmollen bekomme ich ein Zugeständnis. Wir paddeln raus, und wenn es Ute nicht gefällt was da draußen auf sie wartet, war das die letzte Bootstour auf dem Meer.

Auf den Deal lasse ich mich ein und wir wagen uns aus der Deckung. Die Wellen sind höher, aber auch Ute bewertet sie nicht als kritisch. Und man hat einen tollen Blick auf die Berge an Land.

Weitere Paddeltouren sind nicht gefährdet, aber der kurze Ausflug ist dann doch genug. Wir drehen um, zurück in die sichere Bucht.

Zum Abschluss springen wir in die Fluten, bei 19 Grad sehr angenehm.

Am Stand würden wir verbrutzeln, und Ute hätte Lust auf ein Bierchen in dem netten Örtchen durch das wir bei der Herfahrt kamen. Es ist nur eine knappe halbe Stunde zu laufen, leider an der Straße lang, die Aussicht auf ein kühles Bier lässt diesen Nachteil gering erscheinen.

In Roundstone sitzt man vor den Pubs an der Straße und nimmt sein Bier mit raus bei diesem Bombenwetter. Der Juni war viel zu nass hier erfahren wir.

Wir probieren es aber mal mit einem Restaurant. Fangfrischer Fisch und Krabbensalat, dazu ein frisch gezapftes Smithwicks. Ute ist glücklich und zu Recht stolz auf die mutige Expedition auf den Atlantik.

Zurück am Campingplatz trinken wir noch was mit den netten Nachbarn und ehe wir uns versehen wird es schon dunkel.

Dazu gibt es einen orangeroten Mond über dem Meer.

Der eher entspannte Tag hat gutgetan, und ich habe eine Idee wie es weitergehen könnte. Nur meinen Oberschenkeln ist die Sonne gar nicht bekommen, für den Rest des Urlaubs gibt es nur noch lange Hosen 😬

Traumstrände, Wagyu und das Würstchen-Dilemma

Den höchsten Gipfel erklommen, der halbe Urlaub rum, was nun? Der Rother hätte da einen Traumstand im Angebot.

Wir packen zusammen und machen uns auf nach Norden. Gut 4h soll die Fahrt dauern. Mit Stau, Einkauf und einer Mittagspause wird es 18:30 bis wir ankommen und den letzten Platz auf dem Campingplatz ergattern.

Nach der langen Fahrerei vertreten wir uns als erstes mal die Beine am Strand.

In der Tat, ein Traumstrand mit fast weißem Sand und klarem Wasser. Hätten wir am Atlantik nicht vermutet.

Aber all die Schönheit nützt nichts, wenn der Magen in den Kniekehlen hängt. Zurück zum Bus und den Grill angeschmissen.

Grillen im Ausland ist immer so eine Sache, viele Lebensmittel sind im Ausland die selben wie daheim, aber vor allem beim Fleisch gibt es große Unterschiede. Vor allem bei Würstchen liegen die Geschmäcker offenbar weit auseinander.

Wir haben schon öfter mit der eigentlich sicheren Bank Würstchen in’s Klo gegriffen. In Norwegen, Dänemark und Schweden fanden wir keine genießbaren und zuletzt in Schottland waren wir froh dass der Hund eines Spaziergängers sich der restlichen Würstchen bemächtigte. Heute geben wir den irischen Würstchen eine Chance. Frische irische Würstchen vom Schwein mit Pfeffer, dazu findet noch ein Steak vom irischen Wagyu den Weg in den Einkaufskorb.

Das Wagyu ist sensationell zart und extrem lecker, die Würstchen fallen dagegen stark ab, vor allem die Konsistenz und Textur ist für unsere Zungen völlig ungewohnt. Wer auf deutsche Bratwurst geeicht ist, hat es schwer auf Reisen.

Zum Abend hüllt sich der Berg vor dem Traumstrand in Nebel, ganz so wie vorgestern. Morgen wollen wir da rauf, und aktuell sieht es nach Sichtweite 0 aus.

Die Wetter Apps listen von Regen bis Sonnenschein für morgen alles auf. Wir hoffen mal dass die Einwohnerin die wir am Strand trafen recht behält mit der Vorhersage dass es schön werden soll und dass sich der Vorhang morgen früh zur Vorstellung lichten wird. Wenn nicht, dann schlafen wir einfach weiter 😆

Schlafen ist ein gutes Stichwort. Der Herr im Zelt nebenan ist schon im Land der Träume und offenbar Holzfäller von Beruf. Er macht sich an die Abholzung der letzten irischen Wälder.


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