Apple Pie statt Painkiller

Nachdem Ute‘s Knie gestern Pause hatte starten wir heute die Operation Sheep‘s Head. Rother Wanderung Nr. 10, rot, 5h, 520hm auf 15,4km. Unterwegs wird Apfelkuchen in Bernies Café empfohlen.

Letztesmal 2017 gab es da für Ute Painkiller und für mich Trampen, Bus holen und Ute in‘s Krankenhaus bringen. Die restliche Wanderung viel aus und wir düsten ab nach Hause.

Heute soll alles anders werden, auf jeden Fall ist der Apfelkuchen fix eingeplant und weitere Bänderrisse sind unbedingt zu vermeiden.

Die Anfahrt ist schon klasse. Bantry zeigt sich von seiner schönsten Seite und dann kommt ein schmales Strässchen durch die Berge von Sheep‘s Head.

Man hat hier einfach Teer in die Landschaft geschmissen und sich nicht weiter um irgendwelche Vorschriften zu maximaler Steigung oder empfohlener Kurvenradien gekümmert.

Eine wunderschöne Berg und Talfahrt mit 80 Sachen erlaubt, aber schon bei 60 äußerst achterbahnesk. Zum Glück hatte ich mich daran erinnert und heute das Steuer übernommen. Ute verlangt kurz vor dem Ziel nach einer Kotztüte.

Wir starten die Wanderung und erinnern uns noch nicht mal an den Parkplatz. Langsam kommen aber einige Erinnerungen wieder hoch, zusammen mit einem etwas flauen Gefühl bei Ute. Der Bänderriss hat nachhaltig Eindruck gemacht.

2017 war es hier deutlich feuchter, ich verglich es beim letzten Mal mit einer Flussbettwanderung. Heute ist es nur stellenweise ein wenig matschig. Wir kommen gut voran.

Die inzwischen bessere Balance und Trittsicherheit hilft sicher auch ein wenig.

Nach einer Kuppe eröffnet sich das Panorama auf den Gipfel der Tour, da oben hinter der Ruine des Signal Towers nahm das Unglück damals seinen Lauf.

Zuerst müssen wir aber die stark frequentierte Straße queren, vor der ausdrücklich gewarnt wird.

Wir tasten uns vorsichtig vor und kommen ohne überfahren zu werden auf die andere Seite. Kaum sind wir drüben biegt tatsächlich ein Auto um die Ecke. Vielleicht ist das Schild doch nicht gänzlich dem englischen Humor gewidmet. Wir sind hier ja auch in Irland.

Wir kommen nochmal an ein paar Häusern vorbei, dann geht es auf den Schicksalsberg.

Am Signal Tower, von dem nur noch eine Grundmauer steht haben wir damals gepicknickt. Das Bild stellen wir nach. Die Drohne ist diesmal nicht dabei, der lange Arm muss dafür herhalten. Und da es doch sehr windig ist, verlagern wir das Picknick diesmal auf die andere Seite der Mauer.

Wir machen eine leckere Pause und stellen uns dann der Schlüsselstelle. Irgendwo hier ist es vor 8 Jahren passiert.

Diesmal passiert nichts, wir finden auch keine schwierige Stelle und ehe wir uns versehen, taucht statt der Unfallstelle schon Bernie‘s Café auf.

Ute fällt ein Stein vom Herzen und sie verdrückt ein Freudentränchen. Eine unerwartete Last fällt ab, der Schock des Unfalls und ein schlechtes Gewissen für einen Urlaubsabbruch verantwortlich gewesen zu sein haben unbemerkt 8 Jahre im Hinterkopf gelebt und konnten nun ausgelüftet werden.

Darauf gibt es jetzt den warmen Apfelkuchen bei Bernie.

Jetzt folgt der unbekannte Teil der Tour. Ohne die Ungewissheit ob es diesmal klappen wird, können wir ihn beide genießen.

Der Leuchtturm markiert die äußerste Spitze von Sheep‘s Head und den Umkehrpunkt unserer Tour. Jetzt geht es an der Nordküste zurück und wir stolpern über das nächste Naturwunder, die irische Trolltunga.

Kurz darauf gibt es die ersten Tiefblicke auf die Steilküste und die Brandung.

Ein paar hundert Meter weiter finden wir ein windgeschütztes Plätzchen mit einem Logenplatz und Brandungskino. Wir genießen die imposanten Brecher und werden immer besser in der Vorhersage welche Welle richtig krachen wird.

Ute entdeckt sogar einen Seehund in den Wellen.

Nach einem letzten Blick auf die Küste wendet sich unser Pfad nun von der Küste ab und führt als Poet‘s Way zurück zum Bus. Wir erfahren dass der Dorfpoet es von hier aus bis nach New York geschafft hat.

Zum Abschluss hat der Scheep’s Head noch ein letztes englischhumoriges Schild parat.

Zurück am Bus fahren wir in Richtung Campingplatz, nicht jedoch ohne zuvor bei Lidl anzuhalten wo Ute endlich das Red Ale erbeuten kann.

Zur Feier des Tages, zum Sieg über den Bänderriss und seine Folgen sowie eines weiteren vollendeten, vormals unvollendeten Abenteuers kehren wir in Bantry noch zum Essen ein und landen mit dem Fisch des Tages einen Volltreffer.

Lachs und Scholle

Auch das Wetter haben wir perfekt abgepasst. Während wir schmausen fängt es draußen an zu schütten. Perfektes Timing.

Ich hatte bei der Ankunft an diesem Campingplatz ein Deja Vu. Und tatsächlich stellen wir beim Blick auf die alten Bilder und deren Aufnahmeort fest, dass wir genau hier nach dem Unfall Station gemacht haben.

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