Begegnungen
Der Rest der Nacht ist wie hier oben gewohnt dann sehr ruhig und angenehm kühl. Wir wachen früh auf, und drehen uns nochmal um.
Zum Frühstück kommt ein älterer Herr mit seinem Hund für die Gassirunde auf den Berg. Ein kurzer Gruß und die Frage „Going to Walk the Dog?“ und man ist im Gespräch. Interessiert, herzlich und komplett natürlich. Die halbe Lebensgeschichte in 5 Minuten. Seit 37 Jahren hier und es gibt keinen besseren Ort. Das hören wir hier nicht zum ersten Mal. Ich denke da ist was dran. Selbst die PS Kids von gestern waren höflich.
Neulich ging es in einem Podcast um die Bedeutung flüchtiger Bekanntschaften. Das war die Theorie, heute Früh eine Lektion in der Praxis. Etwas emotional angefasst gibt‘s für uns Frühstück mit Aussicht.

So richtig ist von der angekündigten Hitze noch nichts zu spüren, im Gegenteil weht ein recht kühler Wind. Wir zweifeln ob der Plan mit dem Paddeln heute eine gute Idee ist, setzen aber erstmal um zum Start der Paddeltour.
Letztes Jahr hatten wir hier eine Serie von Geocaches angefangen, die nur per Boot zu erreichen waren. Da Mietzeit und Kraft zu knapp bemessen waren, blieben damals einige Dosen ungefunden. Das wollen wir heute korrigieren. Das eigene Boot ist dabei und so sollte dem Plan nichts im Wege stehen.
Auf dem Weg runter vom Berg kommen uns die vom letzten Jahr bekannten freilaufenden Pferde entgegen.
Später werden wir sie noch im Tümpel baden sehen. Das ist irre anzusehen, und wenn man sowas sieht, dann ist völlig klar dass Pferde nicht auf eingezäunte Weiden gehören.
Wir begeben uns auf eingedämmtes Wasser und paddeln den Kanal ab. Angelegt um das hier früher angebaute Erz abzutransportieren, dient er jetzt als Revier für Freizeitkapitäne.
Wir biegen immer wieder in die Uferbotanik ab um Dosen zu Suchen. Geocaching ist eine Vollkontaktsportart😁

Bei der ersten Pause kommt direkt eine Ente auf uns zugestürzt und insistiert auf ihren Anteil am Picknick.

Natürlich geht sie nicht leer aus, als ich einmal nicht aufpasse, steckt mein halber Finger im Entenschnabel.
Inzwischen ist es deutlich warm geworden, wir sind um jeden schattenspendenden Baum froh, und davon gibt es zum Glück reichlich.

Vorbei an Mammutbäumen und Schafen haben wir bald alle beim letzten Mal ausgelassenen Dosen gefunden.


Um die angefangene Serie abzuschließen sind wir ziemlich weit gefahren, da wir damals ganz am Ende ein paar übersehen haben. Das müssen wir jetzt alles wieder zurück. Und zwar ohne die Ablenkung durch‘s Dosensuchen.
Es wir zäher und zäher. Als wir mal etwas langsamer machen wollen, stürzen sich Bremsen auf uns. Wir müssen Fahrt aufnehmen um Ruhe vor den Plagegeistern zu haben. Paddelstrecke mit eingebauter Motivation.
Am Ende der Strecke fangen wir an zu singen um uns auf den letzten Meter nochmal anzufeuern und zu motivieren. Was tut man nicht alles um Angefangenes abzuschließen.

Ziemlich geschafft erstmal Boot trocknen, einpacken und auf zum verdienten Pub. Aber halt, wir haben an der Strecke noch eine Dose übersehen und gehen die noch schnell suchen. Wir finden nichts. Ein weiteres unabgeschlossenes Projekt droht. Wir nehmen nochmal allen Mut zusammen und greifen todesmutig in ein dunkeles tiefes Loch in einem Baum und haben die Dose in der Hand. Puh, sonst hätten wir nochmal wiederkommen müssen.
Der Weg zum Pub führt über eine alte schmale Steinbrücke. Bevor wir drüber fahren können, muss unser Dicker durch den BMI Filter. Ute steigt aus und schaut ob es passt. Es ist knapp, aber wir kommen durch. Am Ende das ganze nochmal. Der stählerne BMI Filter hat deutliche Macken, nicht jeder ist da ungeschoren durchgekommen.

Am Parkplatz am Pub läuft uns ein Kerl in Flecktarn und Landstreicherlook über den Weg. Der Gute ist etwas neben der Spur aber spricht fließend Deutsch. Die nächste halbe Lebensgeschichte in 5 Minuten. Haus zwangsversteigert und hier zum Ausräumen. Schläft im Auto und sieht sich als Touristenführer. Er kennt den Kerl der die Höhle hier entdeckt hat, fast bucht er uns einen Termin mit dem Mann. Wir erfahren auch einiges über Reservisten, die Wehrmacht, den Unterschied zwischen Reaction und Response und wen man beim Aufeinandertreffen feindlicher Kräfte als erstes töten sollte.
Unser Pub serviert heute mal wieder kein Essen, aber unser Touristenführer Nick beschreibt uns nicht nur den Weg, sondern den schönsten Weg zum besten Pub hier und läd auf ein Wiedersehen im Abschluss ein, er ist die ganze Nacht hier an seinem Auto.

Zumindest was den Pub angeht hat Nick recht. Wir bekommen endlich die langersehnten Fish & Chips und Burger.

Zurück am Bus ist Nick nicht da, aber sein Auto steht offen. Wir schreiben einen Gruß und hinterlassen den im Auto. Eigentlich schade, das wären bestimmt interessante Geschichten gewesen.
Wir sind allerdings auch ziemlich geschafft von Sonne und Akkordpaddeln und froh schnell zu unserem Waliser Lieblibgsplätzchen zu kommen.
Das weitere Programm besteht aus einem Teechen mit Aussicht, Zähneputzen – Pullern und Ab in‘s Bett. Zumindest für Ute. Ich muss ja noch den Blog weiterschreiben 😁 Nebenan steht wieder einer mit laufendem Motor. Seit bestimmt 1 Stunde. Muss man nicht verstehen.