Monmouthshire & Brecon Canal
Die Nacht am See ist kalt, aber ruhig. In der Nacht sogar mit sternklarem Himmel. Premiere in Wales für uns.

Für heute haben wir uns eine weitere knieschonende Alternative rausgesucht. Auf einem alten Kanal, der zum Transport von Eisenerz, Kohle und Kalkstein zu Zeiten der industriellen Revolution verwendet wurde, kann man heutzutage paddeln.
Jemand war so freundlich entlang des Kanals Geocaches auszulegen die nur paddelnd zu erreichen sind. Das machte uns sowohl auf den Kanal aufmerksam und schaffte eine Motivation selbigen paddelnd zu erkunden.
Bei unseren Expeditionen zum Anfang des Urlaubs hatten wir den Kanal auch schon gesehen, und so reifte der Plan heute hier entlangzupaddeln. Der Bootsverleiher Richard begrüßte uns extrem freundlich, „your canoe is ready, Sir“. So steigt man doch gerne ein 😁
Die Freundlichkeit der Leute ist uns ja schon in Irland positiv aufgefallen, die Schotten und Waliser stehen dem aber in nichts nach. Das schafft ein angenehmes Klima. Man fühlt sich gleich viel besser als Gast in einem Land.
Von Richard erfahren wir noch dass der Kanal nicht besonders tief ist, sollten wir kentern einfach hinstellen, Boot ausleeren und weiter geht’s. Nur das Wasser schmecke scheußlich, wir sollten es besser nicht schlucken.

Der Kanal ist auch nicht besonders breit, und sehr gut zu bepaddeln. Die Botanik ist wie oft auf der Insel üppig, alt und schön anzuschauen.

Enten und Graureiher dürfen natürlich auch nicht fehlen.

So nah und tief im Wasser stehend haben wir noch keinen gesehen. Auch die Enten haben kaum Scheu. Vermutlich spekulieren sie auf unser Brot.
Ab und an gibt es Gegenverkehr. Spezielle Narrowboats befahren den Kanal. Hübsch eingerichtet und mit Leuten die uns begeistert zurufen wie lovely und relaxing das doch sei hier herumzuschippern. Für Paddler ist es nicht ganz zu relaxing, aber wir verstehen was sie meinen 😁

Auf dem Wasser gilt im übrigen das Rechtsfahrgebot bei Gegenverkehr. Damit haben viele Landsleute Probleme, wir eher nicht.
Zum Mittag läd eine Bank ein, wir landen an, pflocken das Boot an (Hammer und Pflöcke sind an Bord, dann werden die auch eingesetzt) und vespern erstmal eine Runde bevor wir weiterpaddeln.

Natürlich wird auch der ein oder andere Cache gesucht. Meistens in irgendwelchem Gestrüpp, vorzugsweise dornig versteckt.

Sogar einen Mammutbaum gibt es am Kanal. Beeindruckend im Umfang, so wie vieles der alten Bäume die immer wieder zu sehen sind.


Schön sind auch die vielen Brücken, von denen keine aussieht wie die andere. Völlig ineffizient aber wunderschön zu sehen, wie viele Möglichkeiten es gibt eine Brücke über so einen Kanal zu bauen.

Die Nummerierung lässt erahnen dass es sehr viele Brücken gibt. Aber den ganzen Kanal schaffen wir heute nicht.

Von 10 bis 17 Uhr sind wir auf dem Wasser, zum Abschluss fragen wir Richard nach einem guten Pub. Es wird das Horseshoe Inn, Zum Hufeisen also.

Es gibt jamaikanisch / walisische Küche. Sehr kreativ und sehr lecker. Dazu natürlich wieder ein anderes Ale.

Unser Tisch hat einen integrierten Schleifstein. Vor stumpfen Messern brauchen wir also keine Angst zu haben.
Die Pubkultur hier ist ein Highlight. Dass alle hier so freundlich sind ist wirklich schön. Sogar Richard treffen wir im Pub wieder.
Im Eingang hängend entdecke ich einen möglichen Grund für diese Erfahrungen.

Ich reime mir daraus noch zusammen, das dass womöglich auch weitere englische Eigenheiten erklärt. Wenn man immer freundlich sein muss, dann entwickelt man vermutlich Möglichkeiten mit freundlichen Worten Unverschämtheiten loszuwerden. Aber um die zu erkennen müsste unser Englisch wohl besser sein. Wir nehmen es alles so als wäre es ernst gemeint und fühlen uns prächtig dabei. Vieles wird auch einfach ehrlich sein. Die Jugendlichen auf dem Parkplatz bei Nacht sind auch sehr rücksichtsvoll. Eine ruhige Nacht unter diesen Umständen wäre in den meisten anderen Ländern nicht denkbar.

Zur Nacht ziehen dunkle Wolken auf und hüllen den Blorenge in Nebel. Wir stehen hier auf einem Welterbe. Die Region und speziell die Landschaft ist von Bergbau und Eisenverhüttung geprägt. Das führte nach deren Niedergang zur Schaffung eines seltenen Fleckchens Public Access Land. Hier darf jeder durchlaufen und das ist in Großbritannien eine Seltenheit. Nur hier und in ganz dünn besiedelten Gebieten findet man als Camper wilde Stellplätze für die Nacht. An der Küste hatten wir damit kein Glück. Ein Punkt für Irland.