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In der Nacht ist die Hitzewelle definitiv zu Ende. Es beginnt zu regnen. Wir haben in weiser Voraussicht dem Bus die Regenhaube übergezogen und schlafen aus.
Bei einer Tasse Tee blättern wir durch das schier unfassbare Angebot an Veranstaltungen. Wir schränken das ganze auf wenig sprachlastige Shows ein und buchen schließlich zwei aus gefühlt 1000.
Gegen Mittag sind wir bei leichtem Regen in der Stadt und bleiben direkt beim ersten Street Act stehen.

Weiter geht‘s in ein Café was Ute ergoogelt hat. Urig, klein und sogar ein freier Tisch für uns. Das Motto sind Audiokassetten.

Wir stärken uns mit Kuchen und einer halben Stulle. Wo haben die das substanzielle Brot her? Im Supermarkt gibt‘s nur Schwammbrot, das man problemlos auf 1/3 des Volumens zusammenschieben kann.
Wir diskutieren unseren Plan auszusteigen und in Irland ein Camping Café mit Schafzucht und Abenteuertouren aufzumachen.
Uns fällt auf dass wir dann arbeiten müssen wenn andere Urlaub machen und verschieben den Plan auf unbestimmte Zeit. Noch haben wir ja Urlaub.

Bis zur ersten Vorstellung um 17:45 haben wir noch Zeit und bummeln durch die Stadt. Den Regenschirm haben wir im Bus gelassen, entsprechend überlegen wir mehrfach noch einen zu kaufen. Es regnet immer mal wieder auch mehr als ein paar Tropfen. Wir kaufen zwar keinen Regenschirm, dafür aber Wanderstöcke. Die haben wir auch vergessen daheim im Keller🙄 Ute führt harte Preisverhandlungen, aber der Verkäufer lässt sich nicht erweichen. Ist schließlich German Engineering, das beste was man kaufen kann. Dagegen können und wollen wir nicht argumentieren. Endlich erkennt das mal wieder einer 😊

Als wir endlich zum Hafen aufbrechen wollen, der sehenswert sein soll, stellen wir fest dass wir dafür keine Zeit mehr haben. Wir machen uns auf zum Ort der Vorstellung. Unterwegs gibt es noch etwas Sightseeing.



Heute sind doch etwas mehr Regenschirme unterwegs, das ist jetzt wohl auch für den ein oder anderen Schotten mehr als erhöhte Luftfeuchtigkeit. Wir kommen noch grad so ohne durch. Warscheinlich werden wir bald eingebürgert, wenn niemand die Sache mit den Stöcken verrät 🤐
Ute redet immer wieder davon, dass hier viele kleine Leute sind, was mir bis eben nicht so aufgefallen war, aber da hat sie wohl recht:

Die Zeit reicht gerade noch für ein Pint im Pub. Als ich die Bierkarte sehe, ist völlig klar was ich probieren werde.

Die Vorstellung ist völlig anders als erwartet und doch eher textlastig. Ute hat anfangs Schwierigkeiten zu folgen, ich bin erleichtert dass ich alles verstehe. Hab nur etwas gebraucht mich von indochinesischem Englisch auf das echte umzustellen. Auch Ute gewöhnt sich schnell ein. Was hier 5 Schauspieler mit kaum Requisiten aus H.G. Wells invisible man machen ist schon echt gut. Turbulent und unterhaltsam und es tut richtig gut mal wieder Kultur zu erleben.
Das feiern wir mit einem Bier und guter Konversation im Pub. Bis zur nächsten Vorstellung haben wir genug Zeit für einen Burger und nochmal Bierexperimente. Das Peach Melba Bier ist nicht ganz so gelungen wie das Campervan Bier. Kommt vielleicht besser als Sorbet.

Die zweite Show hat Seifenblasen für Erwachsene zum Thema. Wir sind einigermaßen gespannt was das zu bedeuten hat. Es wird turbulent, komisch, obszön, sinnlich, liebevoll und verstörend zugleich. Eine furiose Darbietung die man kaum beschreiben kann. Unerwartet und sehenswert auf tiefem und hohen Niveau.

Draußen empfängt uns wieder der Dauerregen für den das Land so bekannt ist. Die Stadt kann aber auch im Regen etwas bieten, sie hat darin wohl Übung.




Das Edinburgh Castle hatte heute keine Besuchsticket mehr zu verkaufen, verabschiedet uns allerdings mit einer Licht- und Feuerwerksshow. Das sind ist auch eine gute Art sich zu verabschieden. Wir brechen morgen in Richtung Highlands auf. Bevor es in die Einsamkeit geht, ist morgen Loch Lomond geplant. Ein Tourihotspot. Vermutlich ist es besser den anzufahren, nachdem wir uns in Edinburgh desensibilisiert haben was Menschenmassen angeht.
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