Fringe

Der Platz mit der tollen Aussicht hat einen Nachteil. Er ist voll. Irgendwo nebenan hört noch jemand Musik und lässt dazu den Motor laufen, vermutlich um die Batterien zu laden.

So gegen 11 ist dann aber endlich Ruhe und wir können ausschlafen.

Der Morgen hält Nebel bereit. Kaffee mit Blick auf‘s Meer fällt aus. wir lassen es langsam angehen, vor 13 Uhr können wir nicht auf den gebuchten Campingplatz und um hinzukommen sind es nur 20 Minuten Fahrt.

Während wir den Kaffee schlürfen, schaue ich gespannt zu wie die Nachbarn ihr Dachzelt zusammenklappen. Wie das statisch funktioniert und wie das mit der Dachlast passt, ist mir schleierhaft. Aber irgendwie funktioniert es. Weder Zelt noch Auto brechen zusammen, und der Hund hat auch oben Platz.

Wir packen zusammen und fahren nochmal zum Kletterfelsen am Law. Ich hatte gestern eine Idee für ein Foto. Das Klettertraining hat sich dermaßen gelohnt, dass ich auf den Vorschlag hin keinen Vogel gezeigt bekomme sondern ungläubig ein „Ja, könnte gut aussehen“ höre.

Die Ledersohle leidet etwas, aber sonst einwandfrei😎 Macht sich definitiv besser am Fels als im Regal.

Die Zeit am Fels vergeht wie im Fluge und es ist Zeit aufzubrechen. Nach 20 Minuten sind wir am Campingplatz und checken ein.

Eigentlich wollten wir erstmal was essen, aber die Dusche ist dann doch wichtiger. Darauf mussten wir seit Dienstag verzichten.

Frisch geduscht machen wir eine kulinarische Entdeckung. Der Cranberry/Blueberry Crumble Cheese auf Sesambagel ist der Hammer. Die englische Küche ist unterschätzt.

Beim Einchecken erfuhren wir übrigens den Grund warum hier so viel los ist und es so schwer war im Großraum Edinburgh einen Camping- oder Stellplatz zu bekommen: In Edinburgh findet gerade das Fringe Festival statt. Den kompletten August durch wird die ganze Stadt zur Kunstbühne, Fressmeile und Kneipe und bietet unzählige Auftritte namenhafter Künstler. Die Einwohnerzahl ist diesen Monat verdoppelt und die Mieten vervierfacht. Jo, hätte man wissen können😬

Wir nehmen den Bus in die Innenstadt. Doppeldecker, oben, erste Reihe. Perfekt.

Im Doppeldecker nach Edinburgh

Ich Google mal was an Auftritten so geboten wird und finde C!rca. Die Compagnie kenne und schätze ich. Cool dass die da sind. Und der Hammer: In 2h ist Vorstellung und es gibt noch Karten. Ich schlage direkt zu.

Als der Bus ankommt, haben wir noch eine gute Stunde bis zur Vorstellung. Wir laufen direkt zum Spielort in einem Park mitten in Edinburgh. Es fängt an zu regnen. 20 Grad. Etwas Blitz und Donner. Für Schotten ist das Hochsommer und fast unerträglich heiß. Entsprechend sieht man T-Shirts, kurze Hosen und Kleider. Wegen dem bisschen Regen macht kaum einer einen Schirm auf. In Dortmund wäre die komplette Innenstadt schwarz mit Schirmen.

Einer von sehr vielen Spielorten

Wir warten bis zum Einlass im Bar Zelt. Es gibt Blue Moon Bier vom Fass. Ich bin begeistert. Das habe ich auf einer denkwürdigen Testfahrt in den USA kennengelernt.

Blue Moon

Das Bier macht hungrig, und natürlich gibt es auch einen Streetfoodwagen in der Nähe. Pulled Beef Chili 🌶. Lecker, aber für Ute zu scharf. Mehr für mich😋

Die Vorstellung ‚Humans 2.0‘ darf leider nicht fotografiert werden, ist aber klasse. Wer Tanz, Contemporary und Artistik mag, ist hier richtig. Was die Truppe drauf hat ist der Wahnsinn.

Kleine Auswahl

Nach der Vorstellung ziehen wir durch die Stadt. Überall gibt es was zu Futtern und Trinken und an jeder Ecke Vorstellungen und Einlassschlangen. Tolle Stimmung. Wir probieren das Kanadische Nationalgericht „Poutine“, was auf Pommes mit fettiger Sauce und Fleischgarnierung an Meerrettichcreme hinausläuft. Nicht 100% Ute‘s Fall, mehr für mich 😋

So langsam bekommen wir den Eindruck dass Fritten mit irgendwas drauf hier essenziell ist. An jeder Bude gibt es mindestens Fritten als Extra. Für uns erstmal wieder ein Blue Moon. Ute ernährt sich bis hierher hauptsächlich flüssig.

Am Crepestand wird Ute dann aber fündig. Crêpe mit Basilikum, Tomate und Mozzarella. Fritten hätte es auch dazu gegeben, wir lehnen ab. Für mich gibt es einen Crêpe mit belgischer Schoki. Sie meinen es gut mit mir und packen fast eine ganze Tafel rein. Ich platze fast. Wir bummeln noch durch die pulsierende Stadt und sammeln schonmal ein paar Eindrücke für den morgigen Tag. Der ist komplett für Edinburgh vorgesehen.

Einlasschlangen überall
Festung über der Stadt

Zu Studentenzeiten hatte ich mal Experimente mit Schokoriegeln und heissem Fett angestellt. Snickers frittiert im Blätterteig hat sich nicht durchgesetzt, aber wir waren verdammt nah dran und unserer Zeit um Jahrzehnte voraus. An jeder Ecke sehe ich jetzt das hier:

So gegen 22:00 wollen wir zurück, wissen nur nicht mehr wo wir ausgestiegen waren, wir mussten ja pünktlich zu Vorstellung im richtigen Stadtpark sein. So irren wir erstmal durch die nächtliche Stadt. Google hilft, und wir stellen mal wieder fest: ohne Handy wären wir aufgeschmissen.

Die Stadt scheint mehrere Ebenen zu haben, und das Wechseln dazwischen ist nicht immer einfach. Wir finden trotz gesperrter Brücke doch noch unsere Haltestelle.

45 Minuten später stehen wir an der Haltestelle am Campingplatz. Der Weg zurück ist stockdunkel, neblig und unbeleuchtet. Die Taschenlampenfunktion am Handy rettet uns. Ohne das wären wir mal wieder aufgeschmissen gewesen.

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