Big Pit
Am Morgen erleben wir ein inzwischen bekanntes Ritual. Ein Quad mit Plastikbox am Heck in dem der Hirtenhund sitzt dreht eine Runde über den Platz. Es ist der Besitzer der zum Kassieren kommt.
In der Nacht hatte es schon angefangen zu regnen, und so bleibt es den Tag über. Wir machen uns auf in Richtung unserer zentralen Wales Anlaufstelle in Blaenavon. Da gibt es ein Kohlebergbaumuseum das eine lohnenswerte Führung unter Tage anbieten soll erfuhren wir gestern von Sonja.
Für einen Regentag geradezu ideal. Wir sind gegen Mittag da. Tickets für die Führung gibt es noch, aber man muss 40 Minuten Wartezeit in der Schlange einplanen und kann die Zeit nicht zum Futtern verwenden. Wir gehen also erstmal Futtern und hoffen dass es im Anschluss noch Tickets gibt.
Wir haben Glück. Es gibt noch Tickets und die Wartezeit ist auch nicht mehr so lang.

Ein Bergmann im orangen Overall holt uns ab und wir werden vor dem Schacht mit Blick auf die Fahrkörbe mit Helm, Gasmaske und Geleucht ausgestattet.

Dann sammeln wir uns vor dem Fahrkorb. 90 Meter soll es gleich runtergehen.

Das Licht ist schonmal an, aber noch brauchen wir es nicht. Es ist noch hell in der Halle.

Als Nächstes heißt es alles abgeben was ne Batterie hat. Die Mine ist zwar seit 1979 stillgelegt, wird aber noch unter den selben Bedingungen wie damals betrieben. Ergo: nichts was Funken schlagen kann darf da runter. Handy, Kamera, Uhr, alles bleibt oben. Es gibt also keine Fotos von unter Tage.
Big Pit nahm 1880 den Betrieb auf, damals noch unter unvorstellbaren Bedingungen mit Pferden die die Loren zogen. Die Tiere schaffte man in die Mine und da blieben sie dann ohne Licht bis sie nach 3-4 Jahren starben und irgendwo da unterm vergraben wurden. Den Menschen ging es nicht viel besser.
Für uns geht es nun dicht gedrängt zu 17 in den Korb, und nach unten. Früher fuhren immer 30 in einem Korb. Ohne Lochblech an den Türen und deutlich schneller.
Unser Führer war selbst Bergmann und erzählt sehr lebendig von den Bedingungen damals. Als erstes fragt er aber ob jemand von der Regierung da wäre und warnt uns den Namen einer gewissen Frau nicht zu erwähnen, die dafür sorgte dass hier nach großen Protesten 1979 alles dichtgemacht wurde. Wer das tut, kommt nicht mehr nach oben.
Für das Museum arbeiten ausschließlich Bergmänner, die das Bergwerk auch in Schuss halten können, und die Stützkonstruktionen ertüchtigen wenn das nötig wird. Da es da ein Nachwuchsproblem gibt, sind die Tage des Museums vermutlich gezählt.
Wir erfahren wie es zu Anfang ohne Strom gemacht wurde, und wie dann Maschinen eingebaut wurden, die die Loren zogen. Wir kannten das ja bereits aus Bochum, aber das hier ist deutlich authentischer und vor allem älter. Es gibt hier noch die Pferdeboxen zu sehen.
Dazu die Führung aus erster Hand, man kann dieses Museum nur empfehlen. Der Eintritt ist kostenlos, Parken und Führung je 5 £.
Im Anschluss an die Tour unter Tage kann man noch das Gelände erkunden und eine Ausstellung besuchen.




Interessante Details: Hier trugen die Bergleute Orange, bei uns Weiß. Hier heißen die Grubengase „Damp“ was aus dem Deutschen übernommen wurde (Altes Wort für Dampf), währen es bei uns „Wetter“ heißt.
Nach dem Museumsbesuch stehen wir im Regen. Windig ist es auch. Beste Option: Pub suchen und was essen.
Unsere Glückssträne reißt. Der erste Pub, wo wir vor 2 Wochen schon nicht reinkamen ist ausgebucht. Option 2 serviert erst ab 6, Option 3 erst am Mittwoch, Option 4 ist wieder voll. Inzwischen haben wir alles in der Umgebung abgeklappert und nehmen Option 5. Die Atmosphäre ist nicht so richtig gemütlich, aber das Essen ist OK. Das Dessert plumpst in den Magen und verbreitet ein ausgesprochen schweres Gefühl. Beim letzten Löffel des Chesecakes im Glas kapitulieren wir. Entsprechend regnet es weiter.
Der angestammte Platz auf unserem Lieblibgsstellplatz ist besetzt, und der Wind schaukelt den Dicken schon ohne offenes Dach ordentlich durch. Hier macht Ute sicher kein Auge zu.
Wir setzen um auf den Platz etwas tiefer am See. Da ist frisch geteert und ein neues Schild gibt es auch: Campen verboten. Option 3 ist kaum besser: kaum besser windgeschützt und komplett uneben.
Wir fahren in Richtung der Wanderung die wir morgen machen wollen. Option 1 direkt an der Straße, Option 2 ebenfalls. Option 3 nehmen wir.
Es ist windstill, dafür fliegen die Midges hier, und ein Dieselaggregat brummt recht laut vor sich hin. Besser wird es heute nicht mehr, wir bauen auf Morgen.