Temperatursturz

Der Morgen startet mit Sonne satt. Ich merke an den Waden das es mit dem Sonnenschutz gestern nicht perfekt geklappt hat.

Zunächst aber gibt es mal Müsli mit den gesammelten Beeren von gestern.

Der Wetterbericht prophezeit 13 Sonnenstunden bei 20 Grad. Ich wähle eine lange Hose um die Waden zu schonen. Im Augenwinkel zieht irgendwas heran, sieht wie eine Wolkenfront aus. Ich schaue nochmal in den Bericht. Der bleibt bei wolkenlosem Himmel.

Zur Sicherheit packen wir mal eine Regenjacke ein und ziehen los. Es ist Ebbe und wir nutzen die Gelegenheit die Felsen neben dem Sandstrand aus der Nähe zu betrachten.

Der Brocken hat einen Namen: Kip Rock. Zumindest bei den Einheimischen.

Man könnte vermutlich beim aktuellen Wasserstand bis zum nächsten Ort am Ufer kletternd vordringen, wir nehmen aber mal die Treppe auf den offiziellen Pfad ins nächste Dorf. In St. Abbs soll unsere Wanderung starten.

Blick zurück auf Coldingham Sands

In St Abbs angekommen klopfen wir uns auf die Schulter. Der Parkplatz dort ist kostenpflichtig, wir stehen in Coldham kostenlos und mussten nur 15 Minuten mehr laufen. Wir machen Fortschritte in schottischer Tradition.

St. Abbs

Inzwischen ist der Nebel unübersehbar. Mit 13 Sonnenstunden wird das wohl eher nichts heute.

Auf dem Weg runter zum Strand bemerkte ein Schotte schon sowas. Ich verstand allerdings kein Wort. Ute jedoch verstand den Mann problemlos: „Not so bright today“. Das war das zweite mal dass ich kein Wort verstehe, Ute jedoch problemlos folgen kann. Ich glaube das liegt daran dass ich auf das „Englisch“ meiner Kollegen aus Indien und China eingestellt bin. Die verstehe ich problemlos🤷‍♂️

Nach den 30 Grad gestern sind 18 Grad und Nebel ein krasser Wechsel. Macht aber eine schöne Lichtstimmung und passt irgendwie besser zu dem was man sich unter Schottland vorstellt.

Das Ziel der Wanderung soll das Lighthouse von St. Abbs sein. Man bekommt allerdings nur einen Bruchteil zu sehen. Das liegt nicht am Nebel, sondern an den großzügigen Unterkünften für die Leuchtturmwärter die genau davor stehen.

St. Abbs Lighthouse

Das viel interessantere hier ist sowieso ein umfriedetes Gelände, was mit dem Nebel sehr gut zur Geltung kommt. Zweck unergründlich, die Tür steht offen, was sich hier wohl zugetragen hat?

Auf dem Rückweg gibt es noch eine Guano- überzogene Mövenkolonie zu sehen. Die Hausherren sind zugegen und veranstalten einen erstaunlichen Radau.

Grad als ich die Kamera ausgeschaltet habe, stürzt sich die halbe Kolonie gleichzeitig den Fels herunter und schwingt sich in die Luft. Tolles Bild, leider nur für uns. Die Kamera war schon eingepackt.

Zurück in St. Abbs gibt es frische Scones, Jam und heisse Marshmallowschokolade. Zuckerschock.

Jetzt nur noch die gesparten Parkgebühren nach Coldham ablaufen und wir sind startklar für den 2. Teil des Tages.

Wir machen uns auf den Weg in Richtung Edinburgh. Vorbei am Atomkraftwerk an dem sich auch ein Campingplatz befindet. Strahlendes Wetter garantiert, wir passen und fahren weiter.

Warum führen da keine Oberleitungen weg 🤔

Interessanter als das Kraftwerk ist eine alte Ruine am Weg. Wir biegen ab und wollen uns das anschauen. Der Eintritt ist frei, klärt man uns auf, leider ist aber auch die Ruine nicht zugänglich. Man kann sich aber als Interessent zählen lassen und das erhöht dann vielleicht die Chance dass man die knappen Mittel verwenden wird, um hier bevorzugt die Gefahr herabfallender Steine zu beseitigen und wieder zu öffnen. Für diese Info und Tourizählung beschäftigt man hier anscheinend mindestens 3 Personen. Auf der Liste merkwürdiger Jobs sortieren wir das direkt hinter den norwegischen Ampeln ein, die da gerne auch von Angestellten ersetzt werden.

Immerhin kann man das Gemäuer von außen anschauen. Dahinter liegt die Vogelinsel die wir uns vielleicht morgen per Boot anschauen wollen.

Das Ziel heute heißt North Berwick. Da soll es einen tollen Stellplatz am Strand geben. Der Stellplatz ist da, alle anderen auch. Außerdem sieht Ute keine Möglichkeit hier dringende nächtliche Geschäfte ungesehen zu erledigen. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Nach der Temperatur fällt nun auch das Stimmungsbarometer sturzartig nach unten.

Die Alternative nach Edinburgh weiterzufahren fällt aus, alle Campingplätze belegt. Hochsaison, Hauptstadt und gutes Wetter, dazu noch Wochenende. Das hätte man sich ausrechnen können.

Wir unternehmen einen Stimmungsrettungsversuch mit Fish&Chips. Leider nur Takeaway, im Restaurant hätten wir reservieren müssen.

Der Fisch ist ausgezeichnet, die Chips sowieso. Stilecht mit Essig ein Gedicht.

Wir bummeln noch durch den Ort und ziehen uns dann auf einen Stellplatz etwas außerhalb zurück. „No overnight parking“ ist zu lesen, wir hoffen mal dass wir ggf. mit der Argumentation, dass wir ja nicht parken sondern campen durchkommen😬

Für Sonntag haben wir einen Campingplatz im Umkreis von Edinburgh reserviert, morgen müssen wir uns noch was überlegen. 7 Minuten von hier gibt es einen Berg der zu erklimmen ist. Heute Abend war der Gipfel noch im Nebel.

Gipfelziel für Morgen: Im Hintergrund und im Nebel.

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