Von Höhen und Tiefen
Der schöne Abend mit dem Conte die Campiano nahm ein jähes Ende, aber am nächsten Morgen ist alles gut. Ute ist sich nicht sicher, was heute geht oder nicht geht, aber das lassen wir jetzt erstmal so stehen.
Gemütliches Frühstück, die Reste vom Vorabend wegspülen und zusammenpacken. Ich schreibe noch den Blog weiter und schweren Herzens buchen wir die Fähre zurück. Die Tage sind mal wieder gezählt.
Bis wir startklar sind, ist es fast 2. Wir kaufen noch ein und fahren zum Løfjell. Wir wollen noch etwas klettern. Den Vormittag habe ich genutzt, um nach einer geeigneten Mehrseillänge zu suchen und bin wieder am Løfjell hängengeblieben. 2 Sektoren weiter rechts von der Nähmaschine werde ich fündig. Diesmal wird es literarisch, die Route heißt Moby Dick im Grad 4+, nach oben geht es mit 5 weiter.
Der Zustieg ist bekannt, aber nicht kürzer als letztesmal. Im Gegenteil: Um in den neuen Sektor zu kommen, müssen wir uns noch etwas durch den Busch schlagen. Ich begebe mich an den Vorstieg der ersten Seillänge. Auf dem Bild im Kletterführer sah es nach klassischer Kletterei aus, vor Ort entpuppt es sich als ziemliche Reibungsplatte. Na Mahlzeit, das war letztesmal gar nicht Ute‘s Ding. Aber ich sag mal nichts. Der erste Stand ist dafür vorzüglich. Schön viel Platz und nicht zu exponiert. Könnte klappen!

Das Training gestern auf der Riesenplatte hat sich ausgezahlt! Ute klettert die 4+ er Platte mit Geschick und dem nötigen Biss sauber durch!

Wahnsinn! Was für ein Fortschritt! Breites Strahlen am Stand😁

Probieren wir noch weiterzugehen? Ute ist einverstanden, der Stand ist genehm, sie sichert mich für den Vorstieg und überlegt sich dann, ob sie nachsteigt.
Stellt sich nur die Frage: Wo geht‘s weiter? Das Buch liegt unten und ich bin mir nicht mehr sicher, wie es genau weitergeht. Erreichbar sind eine Menge Haken, rechts und links. Es gibt hier wahnsinnig viele gut durchgesicherte Routen. Ich such mir dann mal was aus. Diesmal wird es etwas klassischer mit einer kurzen Zitterpartie zwischendrin. Der Stand ist nicht ganz so komfortabel, mal sehen was Ute dazu sagt, wenn sie denn nachkommt?
Die Antwort von unten: Ja, sie will es versuchen. Coole Sache!

Auf geht‘s in die 2. Etappe…
Auch das klappt. Der Tiefblick unterwegs ist möglich und wird ausgekostet, Biss und Wille stärker als alle Zweifel. Wenn‘s so nicht geht, dann eben anders. Tritte variieren, Gewicht verlagern und es dann schaffen. Das ist es, was Klettern zu so einem bestätigungsreichen Sport macht.

Zu zweit in etwa 60m Höhe in der Wand zu stehen, mit dem Setesdal zu Füßen und zu wissen, da ist man selbst und im Team soeben hochgeklettert, das hat schon was. Können wir in jedem Fall empfehlen👍🏻
Abseilen von da oben ist dann das Sahnehäubchen, und auch Ute kann das jetzt genießen. Mit Können und Erfahrung schwindet die Angst, sie hat Ihren Zweck erfüllt und dafür gesorgt, dass man sich vorsichtig an Neues wagt.

Bei solchen Unternehmungen reduziert sich die Wahrnehmung auf das, was gerade wirklich wichtig ist. Verbrannte Arme und was einen sonst so beschäftigt, gehört nicht dazu. Das ist ein weiterer Aspekt, den ich beim Klettern so schätze.

An was wir auch nicht gedacht haben, ist die Zeit. Abstieg und ab dafür! Wir schwelgen noch in der Erfahrung so lange wir runterlaufen und diskutieren dann welchen Zeltplatz wir anfahren. Ute will nach Helle und am Wasser stehen, ich plädiere für einen anderen Platz. Öfter mal was Neues😜. Da ich am Steuer sitze, probieren wir was Neues.
20 Minuten hinter Helle werden wir fündig. Ein Platz am Wasserfall mit Thai Imbiss. Klingt gut. Wasserfälle hatten wir noch nicht so ausgiebig wie 2016.

Eigentlich wollten wir heute Burger braten, aber Thai kommt uns grad recht. Nach so einer scharfen Erfahrung braucht auch das Essen etwas Schärfe 🌶.

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